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Ich war noch ein, zwei Stunden bei Rovhón und habe ihm alles erzählt. Müde gehe ich hinab und sobald ich an meinem Bett bin, falle ich hinein und schlafe sofort ein.

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Gähnend erhebe ich mich aus meinem Bett und gehe zum Schrank, um mir Klamotten rauszuholen. Lächelnd denke ich an gestern Abend und in meinem Bauch kribbelt es wie verrückt. Scheiße. Ich könnte mich ohrfeigen. Verliebt sein kann ich gerade überhaupt nicht gebrauchen. Das ist nur wieder eine Person mehr, die zu Schaden kommen könnte wegen mir.

Gut gelaunt verlasse ich meine Hütte mit meinem Stab über der Schulter und gehe den Weh zu Cános Hütte so wie jeden Tag. Ich werde langsamer, als ich sehe, dass die Tür offen ist. Aus dem Inneren höre ich gedämpfte Stimmen. Ich bleibe davor Stehen und lausche. "...Wie weit hast du sie?", höre ich Sael fragen. "Sie vertraut mir komplett. Ich glaube wenn ich sie darum bitte, dann haut sie nicht ab. Unser Plan könnte aufgehen", sagt Cáno überzeugt. Ich höre Sael leise lachen. Aber kein witziges Lachen sondern ein boßhaftes. "Wir werden mit Ihr alle anderen in die Knie zwingen und die Bändoger werden wieder zu alter Größe wachsen." Er schrocken schnappe ich noch Luft und halte mir die Hand vor den Mund. Ich hatte beiden vertraut und jetzt zerstören sie alles wieder. Ich stolpere zurück und renne in Richtung Ausgang. Tränen verschleiern meine Sicht. Doch ich renne einfach weiter.

Stolpernd breche ich durch den Vorhang hinaus ins Sonnenlicht. "Rovhón", schluchze ich. Sofort kommt er angeflogen und landet vor mir. Er schmiegt seine Schnauze an mich und ich kuschel mich an seine rauen, warmen Schuppen. Sanft schiebt er mich auf seinen Rücken und mit einem kräftigen Sprung steigt er in die Luft.

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Ich muss eingeschlafen sein, denn als ich meine Augen öffne bin ich auf einem Felsvorsprung an Rovhón gekuschelt. Mit langsamen Zügen atmet er ein und aus. Ich stehe auf und gehe bis zum Rand vor. Wir sind auf der Gebirgskette mitten in Mittelerde und blicken auf den Wald von Lórien. Irgendwo hier oben leben auch die großen Adler. Ich muss die Frodo und die Anderen wiederfinden, doch ich habe kein Plan, wo. Ich war eine Woche bei den Bändigern, das heißt sie müssten schon durch die Minen durch sein. Vielleicht machen sie halt in Lothlórien. Ich versuche es einfach dort. All zu weit können wie nicht sein, sie sind zu Fuß unterwegs. Ich setze mich an den Rand und lasse meine Beine runterbaumeln. Es erinnert mich an den Tag, als mich Rovhón das erste mal mit hier hoch genommen hat. Was für eine Angst ich hatte... Hier oben kann man einfach auf die Ebenen hinuterblicken und sich in seinen Geadanken verlieren. Eine sehr dominante Erinnerung kommt hoch und weil ich grade nicht die Kraft und den Willen haben, sie mal wieder zu verdrängen erlebe ich es wieder erneut... 

Es ging alles so schnell. Mein Vater schreit mich an. Ich schreie ihn an. Meine Mutter kommt um die Ecke und blickt mich streng an. "Náriell", sagt sie und zieht eine Augenbraue hoch. "Was habe ich dazu gesagt?" Ich schaue sie verzweifelt an. "Ich will einfach auch mal raus, Naneth [elbisch für Mama]. Einfach mal normal sein. Bitte", schluchze ich. "Kind, du bist nicht normal und Leute wollen dir schaden, du kannst nicht einfach gehen wie du es wil-" "LASST MICH DOCH EINFACH ALLE IN RUHE!", schreie ich und balle die Hände zu Fäusten. In dem Moment spüre ich es. Das Feuer. Es nutzt meine rasende Wut als Tor und bricht aus mir heraus. Wie eine riesige Explosion breitet es sich aus. Ich höre noch den verzweifelten Schrei meiner Mutter bevor es auch so schnell wieder vorbei ist, wie es angefangen hat. Die Wände sind verkohlt, fast alles ist zerstört. Da wo meine Eltern waren liegen nun verbrannte Körper. Der ekelhafte Gestank nach verbranntem Fleisch liegt in der Luft. Zitternd halte ich mir den Mund zu. Was habe ich getan? Ich bin ein Monster. Nichts als Schaden verursache ich. Mit Tränen in den Augen renne ich dem Haus. Laufe immer weiter. Einfach geradeaus. Hauptsache weg dort. Das Monster hinter mir lassen...

Als mich die Erinnerung wieder verlässt rollt mir eine einzelne Träne die Wange hinunter. Ich weiß, dass nicht mehr kommen werden. Ich habe schon zu viele Tränen vergossen deswegen. Sie werden nicht zurück kommen. In diesem Moment fällt mir etwas ziemlich seltsames ein... Wenn meine Mutter angeblich eine Feuerbändigerin war, wie konnte ich sie dann töten? Sie hätte resistent sein müssen? Das macht alles keinen Sinn. Der Einzige der eine Antwort auf die Frage hätte wäre Sael, aber er ist der letze der im Moment auf meiner Seite steht. Alles verlogene Arschlöcher. Nichts als Macht im Sinn.

Mittlerweile ist Rovhón neben mich getreten. Er schaut mich sanft an und legt seinen Kopf schief. Wie als würde er sagen Alles gut? Ich nicke. Ich gehe zu ihm und lehne mich an ihn. Er schnaubt leise und ich kraule ihm unterm Kinn. "Oh man. Du bist echt der einzige auf den man sich verlassen kann, oder?" Ich erwarte keine Antwort. Er grummelt leise vor sich. Ich bin so froh ihn zu haben. Ich könnte mir ein Leben ohne ihn gar nicht mehr vorstellen. "Weißt du eigentlich wie lieb ich ich hab?" Er hebt seinen Kopf und leckt mir einmal übers Gesicht wie ein kleiner Hund. Kichernd haue ich ihn. "Ey!", rufe ich und wische mir das Gesicht am Hemdärmel ab. Er erzeugt etwas, was wie ein Grinsen aussieht und ich muss lächeln. "Du bist so süß", sage ich grinsend und er schaut kurz in den Horizont und dann fragend mich an. Ich nicke lachend. "Ja Kleiner. Auf gehts!" Ich schwinge mich auf seinen Rücken und er springt in die Tiefe. Wir sausen nach unten und kurz vorm Boden zieht er hoch und mit kräftigen Schlägen fliegt er Richtung Osten. Die untergehende Sonne im Rücken. 

Laica Lóce || Herr der Ringe FF🛑Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt