Nachsitzen mit Folgen

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Dummerweise zogen die Schulstunden nur so an mir vorbei und schließlich stand ich pünktlich vor Raum 4, in dem das Nachsitzen stattfand.

Mutterseelenallein wartete ich auf Mrs.Leroy.

Ich sah auf meine Armbanduhr und tippte unruhig mit meinem Fuß auf den Boden.

Als ich das laute 'klick-klack' Geräusch von Absätzen hörte, stellte ich mich aufgenblicklich etwas gerader hin und straffte die Schultern.

Wie ein Blitz huschte Mrs.Leroy zu dem Zimmer und schloss auf.

Lustlos tappte ich ihr hinterher und ließ mich dann auf einem Stuhl in der ersten Reihe nieder.

"Also, mir Burow", fing Mrs.Leroy an. "Sie wissen, wieso Sie hier sind, ja?"

Nein. "Klaro."

Sie sah auf ihre goldene Armbanduhr.

"Ich muss gleich zu einer Lehrerkonferenz, bitte holen sie sich ein Blatt von diesem Stapel", sie zeigte auf einen Papierstapel, der vor ihr lag. "Und schreiben sie den Text auf ein weißes Blatt, ja?"

Wieso hängt die an jeden Satz ein 'ja?' dran?

Ich nickte und tat wie befohlen. Bewaffnet mit dem Blatt saß ich jetzt also hier und musste einen Text über.. 'Alles über die Geschlechtsorgane der weiblichen Spezies' abschreiben.

Stirnrunzelnd überflog ich das Blatt. Und wieder fragte ich mich, wieso ich überhaupt gekommen war.

Laut knarrte der Stuhl von Mrs.Leroy, als sie sich erhob und sich über den Rock strich.

"Falls Mr.Ryan auftauchen sollte, teilen Sie ihm bitte mit, was zu machen ist, ja?"

Ich bejahte ihre frage und beobachtete, wie sie, mit der Eleganz eines Storches, aus dem Zimmer stiefelte.

Als sie weg war, realisierte ich erst, was sie gesagt hatte.

George! Herr im Himmel, ich musste ja mit dem Typen Nachsitzen. Das hatte ich ehrlich gesagt, komplett vergessen.

Nach einem Blick auf mein Handy wusste ich, dass er, falls er kommen sollte, eine Viertelstunde zu spät war.

Mir war es nur recht, wenn er nicht kam. Weniger stress für mich. Und vielleicht würde er meine 'Attacke', wie Claire es nannte, dann auch vergessen und sich nie wieder daran erinnern?

Meine Hoffnungen wurden zerstört, als die Tür knarrend aufgezogen wurde und kein anderer als George den Raum betrat. Ein wölfisches Grinsen schlich sich in sein Gesicht, als er bemerkte, dass nur ich hier saß.

Lässig schlenderte er zu dem Lehrerpult, zog sich ein Blatt von dem Stapel und ließ sich auf dem Platz direkt hinter mir nieder.

"Interessant, um was es in dem Text geht, oder?", hörte ich ihn nach einer weile amüsiert fragen.

Ich versuchte ihn zu ignorieren und schrieb fleißig, wenn auch etwas verkrampft, den Text ab.

"Hey Schneckchen", mit dem Fuß stieß er gegen meinen Stuhl.

Wieder ignorierte ich ihn.

"Ignorierst du mich etwa?"

"Blitzmerker", murmelte ich genervt.

"Und, willst du?"

Verwirrt drehte ich mich zu ihm um.

"Wie bitte?"

Grinsend beugte er sich über den Tisch zu mir.

"Na, mit mir schlafen?"

Beinahe wäre ich dem Bedürfnis nachgegangen, meinen Kopf immer und inmer wieder gegen die Tischplatte zu hauen.

Bad Blood [unedited]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt