~ Kapitel 1 ~

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Mein Wecker riss mich aus dem Schlaf. Wieso hatte ich mir den überhaupt gestellt?
Mit geschlossenen Augen tastete ich nach meinem Handy, um das nervige Klingeln auszuschalten. Dann drehte ich mich und öffnete meine müden Augen. Sonnenstrahlen fielen durch die kleinen Spalten des verschlossenen Rollos und erst da fiel es mir wieder ein.
Heute war mein erster Tag in meinem eigenen Leben und ich hatte bereits die erste Nacht in meiner eigenen Wohnung überlebt.

So schwer kann es ja nicht werden, dachte ich mir und setze mich auf. Mein Messy-Dutt rutschte mir dabei seitlich von meinem Kopf hinunter und ließ mich wie der vermutlich letzte Penner aussehen. Ich streckte mich schnell und fing dann an mich umzuziehen, denn es gab einige Dinge, die ich noch erledigen musste.

Während meiner morgendlichen Routine stieg ich über mehrere Pappkartons, die überall verstreut lagen. Sie waren nicht mal richtig beschriftet und ich hatte mir gestern Nachmittag nicht die Mühe gemacht, sie auszuräumen. Ich hätte nicht einmal gewusst, wohin ich was stellen soll, da ich außer einem Bett, einem Sessel und einer Küche mit Klappstuhl noch nicht viel hatte.

Nach dem Frühstuck ging es mit dem Auto dann erstmal zum Baumarkt etwas außerhalb der Stadt. Da ich vor hatte, mir einen Großteil meiner Möbel selbst zu bauen, wollte ich mir zunächst nur ein paar Inspirationen holen. Der eine Verkäufer meinte dann, dass er jede Menge Holzreste hat, die hier keiner gebrauchen kann.

Da stand ich nun an der Kasse mit zwei Europaletten, Winkeln, Schrauben, Hammer und Farbe. Ich ignorierte die Blicke der anderen. Noch nie jemand gesehen, der sich Sachen selbst zusammen baut?!

Irgendwie schaffte ich es meine Sachen bis zum Auto zu schleppen und nachdem ich alles eingeladen hatte, atmete ich erleichtert auf. Ein weiterer Schritt geschafft. Ich steckte den Schüssel ein und drehte, aber der Motor spring nicht an. Stattdessen leuchtete ein rotes Lämpchen auf. Irgendwas stimmte nicht mit der Elektronik und zu allem Überfluss fing es jetzt auch noch an zu regnen.

"Verdammt!", fluchte ich. " Wieso jetzt?"

"Wenn du willst, kann ich dich mitnehmen."

Erschrocken guckte ich aus dem offenen Fenster und vor mir stand ein junger, Brille tragender Mann.

"Mein Auto ist groß genug für deine Paletten. Also nicht, dass ich ein Stalker wäre, aber ich habe dich zufällig an der Kasse gesehen. Und, ähm, wenn du zufällig auch mehr im Zentrum von Köln wohnst, passt es ja."

Meine Gedanken rasten durch meinen Kopf. Ich kenne ihn nicht, aber es wäre meine Rettung.

Nach kurzem Zögern antwortete ich dann: "Gerne, Danke!"

Als wir die zwei Paletten im Kofferraum seines Vans gesichert hatten, sind wir bereits ins Gespräch gekommen.

"Ich kann von unterwegs den Mechaniker meines Vertrauens anrufen und der bringt das in Ordnung."

Ich nickte einfach nur. So viel Freundlichkeit war nicht mehr gewohnt.

"Wie heißt du überhaupt?", fragte er während er den Motor startete.

"Leonie", antwortete ich, "du kannst mich aber auch Leo nennen."

"Ich bin Jimmy. Also eigentlich heiße ich Jonathan, aber jeder nennt mich Jimmy."

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~L

One Day I Will FlyWhere stories live. Discover now