Jetzt Kapitel 5

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Daniels POV.

Unglaublich, ich hab sie gestern kein einziges Mal gesehen. Ich bin nach der Schule und abends extra nochmal eine Stunde draußen geblieben, bin in den Park gegangen und habe mich auf diese Bank gesetzt. Nichts. Ich hab sie nirgends gesehen. Ziemlich frustrierend irgendwie.

Aber, ich wäre nicht Ich, wenn ich es heute nicht nochmal probieren würde ...


Sarahs POV.


Ein gutes Omen! Mal kein Regen, der mich vor meinen Wecker weckt! Yay.

Ich strecke meine Hand aus, um diesen blöden Wecker auszustellen. Stöhnend setze ich mich auf. Heute ist mein erster richtiger Schultag und ich habe überhaupt keine Lust. Klar, ich kann mich hier nicht ewig verstecken, aber dennoch. Bevor ich rüber ins Badezimmer schlendere, lasse ich den Blick nochmal kurz zu der kleinen Fotocollage an der Wand gegenüber meines Bettes wandern. Mom und ich haben gestern haufenweise Deko in der Stadt besorgt und mein Zimmer noch etwas dekoriert. Fotos haben wir auch weitere ausgedruckt. Sie hat darauf bestanden – Bewältigungsstrategie nannte sie es – und ich habe mich darauf eingelassen. Wahllos habe ich dann also die Fotos von mir und Leslie und auch gemeinsame mit unseren Eltern aufgehängt. Und ich hab gelächelt als wir fertig waren. Es war ein echtes Lächeln. Es hat sich nämlich gut angefühlt, sich daran zu erinnern. Wie glücklich wir alle immer waren, wie viel Spaß wir hatten. Das alles nochmal zusammengefasst auf diesen Bildern zusehen, hat sich verdammt gut angefühlt.

Später, als es ans Einschlafen ging, überkam es mich dann aber doch und ich hab mich irgendwie in den Schlaf geweint. Denn, wer kennt es nicht, dass man, wenn man im Bett liegt, nochmal über jeden Scheiß in seinem Leben nachdenkt und sich fragt, warum das Leben eigentlich so beschissen ist, hm? Jap, so ging es mir gestern vor dem Einschlafen. Und diese Fotos haben mich dabei quasi verhöhnt. Die ganzen lächelnden Gesichter. Bahh, noch paradoxer geht es doch nicht.

Jetzt geht es mir aber wieder gut. Na ja, so gut es eben geht. Ich hab das wohl gebraucht, dieses Weinen gestern. Jeden Tag einen Schritt weiter.

Total motiviert schnappe ich mir meine Sachen für den Tag und begebe mich ins Bad. 1. Highschool Tag? Ich komme!


***

„Ruf mich einfach an, wenn du Schluss hast, Maus, dann hole ich dich ab." Ich schaue aus dem Fenster als Mom gerade das Auto anhält, um mich raus zu lassen. 

"Nein."

Ich drehe mich zu ihr und schenke ihr ein aufrichtiges Lächeln. „Mom, ich hab doch gesagt, dass ich auch allein zurück gehen kann. So groß ist dieses Städtchen ja nicht. Und so kann ich gleich noch etwas von der Stadt sehen, hm?" Na, ja nicht ganz ... Ich hab vor, nochmal zu der Bank von gestern in den Park zu gehen. Ich weiß, ich will eigentlich versuchen, nicht in meiner Blase fest zu stecken, aber als ich dort vorgestern gelegen habe und dann an Leslie gedacht habe, hat sich das irgendwie gut angefühlt ... Diesen Moment nochmal Revue passieren zu lassen. Mom würde vermutlich meinen, dass ich mir damit nur selber weh tun würde, aber was verlangt sie bitte?Dass ich einfach so versuche, so schnell weiter zu machen? Das geht nicht. Vielleicht kralle ich mich ja manchmal zu sehr an diese ganzen Erinnerungen, aber sie tun mir tatsächlich gut. Helfen mir, den Tag zu überstehen - meine Bewältigungsstrategie.

Sie seufzt kurz. „Ist es dir peinlich abgeholt zu werden? Ich kann auch weiter vorne parken." Ich lege den Kopf schief. „Mom, wäre es mir peinlich, wäre ich doch jetzt bestimmt nicht hier im Auto und würde mich von dir hierher fahren lassen, oder? Es liegt wirklich nicht an dir. Ich weiß ja, dass du dir sowieso wieder nur wegen der anderen Sache Sorgen machst, aber ich schaffe das, ok? Kein Trübsalblasen. Und ich bin ein großes Mädchen", sage ich lächelnd, um sie endlich zu überzeugen. Für einen Moment sieht sie mich nur an, bevor sie sich zu mir beugt und einen Kuss auf die Stirn drückt. „Na, schön, mein Schatz. Schreib trotzdem, wenn du los gehst, ok? Ich hab dich lieb." Übertrieben verdrehe ich die Augen. „Ja ja, Mom, ich dich auch. Bis später!" Bevor sie noch etwas erwidern kann, schnappe ich mir meine Tasche und steige schnell aus. Okay, Sarah, das wird schon. Ich atme kurz durch, lass den Blick kurz durch die ganzen Menschenmassen gleiten und gehe den breiten, weiß gepflasterten Weg entlang zum Eingang des Gebäudes. Also dann.

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