Jetzt Kapitel 3

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Sarahs POV

Ein lautstarkes Räuspern reißt mich aus meinen Gedanken. Ich schrecke auf und im nächsten Moment liege ich auch schon auf dem Boden. Verdammt, tut das weh und dieser Boden ist klitschnass!

„Verdammt!"

Ein Paar warmer Hände greift zum Einen an meinem Arm, während sich die andere an meinen Rücken legt, um mir dabei zu helfen, aufzustehen. Na, wenigstens etwas! Ich reibe mir kurz meinen Arm und streiche mit den Händen über meine Jeans und meine Jacke. Vergeblich. Durch den nassen Boden, bekomme ich das hier jetzt sowieso nicht sauber.

„Alles in Ordnung mit dir? Ich wollte dich nicht so erschrecken, tut mir leid." Ach, ja, da war ja jemand. Nachdem ich mir meine Hände kurz an meiner Jacke abgerieben habe, blicke ich zum ersten Mal zu demjenigen auf, dem ich das hier überhaupt zu verdanken habe. Wie die Stimme schon zu erkennen gab, handelt es sich um einen Jungen. Er ist groß, auf den ersten Blick wohl gut gebaut. Seine Schultern sind etwas breiter, während es, je weiter runter es geht, etwas schmaler wird. Einzelne Strähnen seines braunen Haares schauen aus seiner schwarzen Beanie heraus.

Ein weiteres Räuspern holt mich wieder in die Realität zurück und lässt mich nun in ein Paar dunkelblauer Augen sehen. Er hat dich etwas gefragt, antworte! Ich runzle die Stirn kurz und schaue dann etwas auf den Boden, um seinem intensiven Blick auszuweichen. 

„Ehm, ja ... ja, alles in Ordnung. War ja nur ein Sturz auf den harten, kalten und nassen Boden. Sonst nichts." Ich zucke mit den Schultern, um meinem lässigen Sarkasmus Ausdruck zu verleihen.

Ein leises Lachen seinerseits lässt mich wieder aufblicken. „Gut, wenn du mir noch mit Sarkasmus antworten kannst, kann es ja doch eigentlich gar nicht so schlimm sein." Ha! Er hat ihn ernsthaft verstanden. Sehr gut!

Er mustert mich kurz, bevor er wieder ernst wird. „Es tut mir wirklich leid. Ich war mir nur nicht sicher, was ich denken sollte, als ich dich hier hab liegen sehen. Ich wollte eigentlich nur auf Nummer sicher gehen." Auf Nummer sicher gehen? Okaay, zugegeben,wahrscheinlich ist er es nicht allzu sehr gewohnt, ein Mädchen bei diesem Wetter auf einer Bank mit geschlossenen Augen liegen zu sehen. Zur Hölle, nein, eigentlich ist das überhaupt keiner! Also nicke ich kurz, um ihn mein Verständnis zu vermitteln und lasse den Sarkasmus für einen Augenblick wieder verschwinden. „Schon gut, wirklich. Das war irgendwie auch ... blöd von mir, mich hier hinzulegen. Aber da hier sowieso keiner war, dachte ich eben, hier wäre ich ungestört." Wieder zucke ich mit den Schultern. Wow, ich klinge echt lächerlich, ohne meinen geliebtes Sarkasmus.

Er schaut kurz um sich und nickt dann. „Normalerweise sind hier eigentlich auch nicht so viele. Die meisten, mich eingeschlossen, nehmen ihn eigentlich nur mal eben zur Abkürzung."

„Na, dann. Gut, zu wissen ..." Ein Moment kurzer, peinlicher Stille entsteht. Super, wie ich solche Momente liebe!

Dann, als hätte es diesen Moment der Stille gar nicht gegeben, nickt er und setzt sich auf die Bank. Er setzt sich tatsächlich auf die Bank!

„Alsooo, da dir das offensichtlich nicht bekannt war und ich dich hier noch nie gesehen habe, musst du neu hier sein, was? Wie war dein Name gleich?" Breit lächelnd schaut er zu mir hoch. Etwas irritiert ziehe ich meine Augenbraue hoch. „Verstehe, du bist einer dieser charmanten Stalker in diesen kleinen Vorstädten, die wirklich jeden kennen und die neuen auf den ersten Blick erkennen, was?", frage ich, ohne auf seine Frage mit meinem Namen einzugehen. Das war eindeutig ein Flirtversuch, ich sage es euch!

Ein leichtes Grinsen umspielt seine Lippen. „Kann man so sagen, ja." Er schmunzelt kurz, lehnt sich etwas zurück und deutet unsere unmittelbare Umgebung an. „Hier bin ich aufgewachsen. Ich kenne hier wirklich so gut wie jeden. Wir sind ein wirklich kleines Städtchen und dich habe ich hier noch nie gesehen. Auch nicht in der Schule. Natürlich wärst du mir sofort aufgefallen." Er zwinkert mir zu und ich verziehe das Gesicht, setze mich aber. „Würg, bist du ein Schleimer! Kein Wunder, dass deine Identität als irrer Stalker nicht sofort ans Licht kommt. Du überspielst das ja regelrecht die ganze Zeit." Lässig zucke ich mit den Schultern. „Zum Glück hab ich dich sofort erkannt."

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