58. Der vergiftete Kürbissaft einer Schlammschnecke

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Am dritten Jänner war es endlich soweit: Ich durfte den Krankenflügel verlassen! Keine Sekunde zögerte ich, meinen Plan auszuführen, und suchte unverzüglich die Bibliothek auf. Dort machte ich mich in der Zaubertränkeabteilung an die Arbeit und wurde auch alsbald fündig. Der betreffende Artikel fand sich in Höchst potente Zaubertränke, die Überschrift war vielversprechend in rosa gehalten. Ein kleines, fieses Lächeln schlich sich auf meine Lippen. Das war genau das, was ich gesucht hatte.

In der Hoffnung, die kühle Luft, die ich in meine Lungen einließ, vertriebe mein schlechtes Gewissen, das sich unterschwellig meldete, klopfte ich entschlossen an die Tür zu Severus' Quartier. Lange erkannte ich keine Reaktion und ich wurde nervös. Ein Teil von mir versuchte ohne Pause, mich davon zu überzeugen, mein Vorhaben sei eine ganz dumme Idee. Der andere war schon überzeugt, es sei ein geniales Vorhaben.
Gerade als ich tatsächlich anfangen wollte, zu zweifeln, öffnete sich die Türe. Leicht erschrocken trat ich ein wenig zurück.
Als er mich erblickte, entspannten sich Severus' Züge. "Es freut mich, zu sehen, dass Sie wieder aus dem Krankenflügel entlassen wurden! Was kann ich für Sie tun, Miss TeFleur?"
"Dürfte ich vielleicht für einen Augenblick hereinkommen?"
Wortlos machte mir Severus Platz, sodass ich eintreten konnte. Kaum war die Tür ins Schloss gefallen, erklang Severus' Stimme besorgt: "Was ist los, Kathy?"
Belustigt erwiderte ich: "Muss denn immer etwas los sein, wenn ich zu dir komme?" Das Lächeln verschwand und ich seufzte. "In dem Fall hast du aber recht. Ich möchte dich um einen Gefallen bitten."
Eine von Severus' Augenbrauen wanderte in die Höhe "So, so. Ich höre." Er ließ sich auf die dunkelgrüne Couch, die inmitten des Raumes stand, sinken und ich tat es ihm nach. Das Zaubertränkebuch drückte ich nach wie vor an meine Brust, meinen Silberkessel aber stellte ich am Boden ab.
Ich räusperte mich. "Ich habe mir einen Plan ausgedacht. Einen Plan, um mich an Pansy zu rächen. Dafür brauche ich aber einen Platz, zu dem Pansy keinen Zutritt hat."
Langsam nickte er. "Und du möchtest meine Räume dafür verwenden. Hast du dir schon mal überlegt, was die Leute denken werden, wenn du ständig in meine Privatgemächer kommst?"
Abwehrend schüttelte ich den Kopf. "Es dauert nicht lange. Nur einen oder zwei Tage." Je länger das Gespräch dauerte, desto angespannter wurde ich.
Severus' Miene war so nichtssagend wie sonst auch, während er mich abschätzend betrachtete. "Und was ist das für ein Plan, wenn ich fragen darf?"
Für einen Moment gestattete ich mir ein erleichtertes Lächeln. Wir kamen der Sache schon näher. "Die Idee ist mir gekommen, weil Pansy mir unterstellt hat, ich hätte Draco einen Liebestrank verabreicht. Ich habe vor, ein Verkuppelungselixier, das ich in diesem Buch gefunden habe, zu brauen und es dann ihr und Crabbe oder Goyle oder irgendjemanden aus dieser Kategorie zu verabreichen." Bei seiner Erwähnung zeigte ich Severus Höchst potente Zaubertränke.
Es war mir beinahe unmöglich, ruhig zu sitzen, während Severus über meine Worte nachdachte. "Wirst du mir helfen?", bohrte ich nach und blickte ihn flehend an.
Jeden Stift, der in diesem Augenblick zu Boden gefallen wäre, hätte ich in der knisternden Stille wohl für eine Explosion gehalten. Es machte mich einfach rasend, wie mich Severus unbewegt anstarrte und stillschweigend nachdachte. Konnte er nicht wenigstens einmal Selbstgespräche führen?
Unvermittelt trat ein hinterlistiges Funkeln in seine Augen und seine Lippen kräuselten sich leicht hämisch. "Es scheint", sagte er, "als wäre es doch nicht so seltsam, dass dich der Hut nach Slytherin geschickt hat."
Ich konnte mich nicht entscheiden, ob mich diese Aussage freute oder eher nicht. "Heißt das, du bist einverstanden, wenn ich mein Vorhaben hier ausführe?", wollte ich aufgeregt wissen.
Er schlug die Augen nieder und blickte sogleich wieder auf. "Wann möchtest du anfangen?"
Es schien, als fiele eine gigantische Last von mir ab. Voller Freude fiel ich Severus um den Hals. "Vielen Dank!"
Sachte berührte seine Hand meinen Rücken und ich ließ ihn los. "Wenn es geht, fange ich auch jetzt gleich an", meinte ich zuversichtlich.
"Gut." Severus erhob sich und nahm seinen Silberkessel von der kleinen, sich auf seinem Werktisch befindlichen Feuerstelle auf der gegenüberliegenden Seite der Türe. "Ich hatte sowieso nicht vor, in nächster Zeit daran weiterzuarbeiten."
Neugierig blickte ich hinein. Dort befand sich ein gelbgrünes, ziemlich festes Gebräu. "Macht es denn nichts, wenn du es einfach wegstellst?"
"Nein", erklärte Severus, während er den Kessel auf ein großes Regal stellte. "Er soll ohnehin etwas ruhen und ich habe herausgefunden, dass diese Ruhephase noch wirksamer ist, wenn man keine weitere Hitze zuführt."
Schmunzelnd lauschte ich seinen Ausführungen, er war wieder in seinem Element. Vorsichtig setzte ich meinen Kessel auf. Daneben legte ich das Buch, wo ich die betreffende Seite aufschlug.

La Fille de la LuneWo Geschichten leben. Entdecke jetzt