7. Das Colorium

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Slytherins. Gryffindors. Tür. Offen.
Mit vollem Tempo stürzten wir ins Klassenzimmer, weshalb uns einige Schüler genervte Blicke zuwarfen. Außer Atem versuchte ich, mich zu orientieren und hielt nach einem freien Tisch Ausschau. Als ich einen entdeckte, an dem erst eine Person saß, flitzte ich sofort dorthin. Meine Partnerin war meine stille Schlafsaalmitbewohnerin. Keuchend zog ich das Schulbuch heraus und versuchte wieder zu Atem zu kommen.
Dann sah ich mich um. Der Raum war, genau wie der Gemeinschaftsraum, ein früheres Verließ. Überall standen Tische für je zwei Schüler. Dieses Fach hatte Slytherin wieder mit Gryffindor zusammen. Ich entdeckte Harry Potter an einem Tisch mit einem rothaarigen Jungen. Draco saß ganz hinten bei Blaise Zabini. Am Kopfende der Klasse befand sich der Lehrertisch, auf dem sich einige Bücher stapelten. Daneben gab es eine Tür, durch die genau in dem Augenblick, in dem ich sie entdeckte, Professor Snape, Lehrer für Zaubertränke und Hauslehrer von Slytherin, eintrat. Er trug einen schwarzen Umhang, ein gleichfarbiges Jacket über einem weißen Hemd, von dem man nur die Ärmel sah und eine schwarze Hose. Sogar seine Haare hatten diese Farbe. Manche würden das wohl als gruselig bezeichnen, aber mich faszinierte es eher. Jemand, der so dunkel gekleidet war, musste entweder ein außergewöhnliches Hobby, eine außergewöhnliche Persönlichkeit oder eine außergewöhnliche Vergangenheit besitzen.
"Ich bin Professor Snape", stellte er sich mit leiser und dennoch klarer Stimme vor, "mein Fach sind die Zaubertränke. Dies ist ein kompliziertes und von vielen unterschätztes Gebiet. Dabei kann man hier alles erreichen; heilen, töten, verletzten, beeinflussen, beherrschen. Doch nur mit Disziplin ist das zu schaffen" - mit scharfem Blick musterte er uns - "und ich hoffe, dass diese Eigenschaft nicht allzu vielen hier fehlt."
Ungewollt schlich sich ein Lächeln auf meine Lippen. Wie charmant.
"Ich hätte gerne, dass ihr das Buch auf Seite 23 aufschlagt. Wir beginnen mit etwas Einfachem, dem Colorium. Mr. Potter, wären Sie so freundlich, es für uns zu lesen?"

DAS COLORIUM:
Bei diesem Trank handelt es sich um eine Flüssigkeit, deren Farbe aufgrund verschiedener Zutaten variiert. Verwendung findet er vor allem beim Färben von Haaren, wird aber auch für Umhänge, und Stoffe insgesamt, verwendet.

Wir lasen noch über die Vor - und Zubereitung des Trankes, die Zutaten und mögliche Fehler. Hin und wieder kam mir der Gedanke, Snape habe etwas gegen Harry Potter, so unhöflich wie er ihn behandelte.
"Danke. Das reicht", meinte der Professor schließlich. "Nächste Stunde haben bitte alle ihre Kessel, die sie hoffentlich besorgt haben, dabei. Dann fangen wir mit dem Brauen des Coloriums an. Alle Zutaten habe ich. Damit ist die Stunde beendet."
Was? Jetzt schon? Ich hatte so interessiert und konzentriert gelauscht, dass die Zeit verflogen war.
Seufzend stand ich auf und streckte mich. Erfreut stellte ich fest, dass dies die letzte Stunde für heute gewesen war. Als ich Feder und Buch einsteckte, freute ich mich schon auf die nächste Stunde. Es würde bestimmt spannend werden einen Zaubertrank zu bereiten. Zufrieden schlenderte ich zu Draco. Zu meiner Überraschung blickte mich dieser gequält an und stöhnte: "Oha, war das vielleicht langweilig."
"Du fandest es langweilig? Es war doch sehr interessant, oder?"
"Nein, ganz und gar nicht."
Ich wollte nicht mit ihm streiten, daher sagte ich: "Naja, jetzt haben wir auf jeden Fall aus."
"Ja. Endlich." Er schnitt eine Grimasse.
Als Draco endlich seine Sachen eingepackt hatte, waren alle anderen schon weg. Ich drehte mich noch ein letztes Mal um, um zu sehen, ob ich etwas vergessen hatte und begegnete dem aufmerksamen Blick von Professor Snape. Verwirrt verließ ich den Raum.
Es hatte etwas Seltsames in seinen Augen gelegen. So, als hätte er etwas gesucht, nachdenklich, ein klein wenig neugierig, forschend. Das hatte bestimmt nicht mir gegolten; er hatte mich sicher nur gestreift. Das passierte ja manchmal.

Die Lehrer waren mit Ausnahme von Professor McGonagall so freundlich gewesen, uns keine Hausübungen aufzuhalsen. Doch auch die in Verwandlung war nicht schwer und schnell erledigt. Dann setzte ich mich auf mein Bett und überlegte, was ich tun könnte.
Seufzend schnappte ich mir ein Buch über Zaubertränke, das mich in der Winkelgasse angelacht hatte. Lustlos fing ich an zu lesen, doch schon bald hatte ich mich darin verloren. Ich fand es unheimlich spannend, zu erfahren, welche Dinge welche Wirkung hatten, wie diese sich veränderte, wenn sie aufeinander trafen und welchen Einfluss das auf die verschiedenen Tränke hatte. Der Trank der Lebenden Toten beispielsweise war eines der stärksten Schlafmittel. Man konnte damit jemanden sogar für Wochen einschläfern. Das kam darauf an, wie viel Affodillwurzel man hinzugefügte.

Plötzlich schreckte ich auf. Die Tür war mit einem lauten Knall zugeschlagen worden. Sofort vernahm ich das Geschnatter von Pansy, die in Begleitung des großgewachsenen Mädchen, von dem ich immer noch nicht wusste, wie es hieß, herein gekommen war. Zuerst musste ich blinzeln, um mich zurecht zu finden. Wenn man aus dem Lesen gerissen wurde, war es, als würde man aus einem Traum erwachen.
"Oh mein Gott, hast du ihn dir schon mal angesehen, Milli? Er ist einfach mega süß", plapperte Pansy verträumt, mich einfach ignorierend. "Und weißt du, in Zaubertränke haben wir uns einmal sogar angesehen." Ich musste ein Lächeln unterdrücken. Da war wohl jemand verliebt - und eigentlich wollte ich nicht wissen, wer der "Glückliche" war.
"Hilfst du mir beim Schminken? Für's Abendessen? Ich muss mich ja ein bisschen hübsch machen", fragte Pansy und kicherte albern.
"Ich kann es versuchen, allerdings glaube ich nicht, dass ich dir eine große Hilfe bin", widersprach ihre Freundin zweifelnd.
"Ach, immer noch besser als alleine", flötete sie, woraufhin sie im Badezimmer verschwand.
Milli erhob sich schwerfällig und begegnete meinem Blick. "Was ist los? Hast du noch nie ein Mädchen gesehen, das ins Bad geht?", giftete sie mich an.
"Doch, doch. Ich wollte nur fragen . . . wie heißt du eigentlich?"
"Millicent Bulstrode."
"Okay", antwortete ich unsicher, da ich nicht wirklich wusste, was ich sagen sollte, "ich dachte mir, ich sollte wissen, wie meine Zimmermitbewohnerinnen heißen."
Millicent nickte und begab sich ebenfalls ins Badezimmer.
Seufzend starrte ich auf die Tür, durch die die beiden gerade gegangen waren. Ich konnte mir nicht helfen, aber irgendwie machte mir dieses Mädchen Angst. Bulstrode. Allein der Name erinnerte mich an eine Bulldogge.
Ich legte das Buch weg, stand auf und hopste die Treppe hinunter zum Gemeinschaftsraum auf dem Weg zur Großen Halle. Die Auswahl beim heutigen Abendessen war nicht ganz so gigantisch wie gestern, aber dennoch unverhältnismäßig groß. Als ich mich setzte, hielt ich nach Draco Ausschau, entdeckte ihn aber nicht.
Schade, ich hatte ihn etwas fragen wollen.

Hey!
Da ist das nächste Kapitel. Unter der Schulzeit sind meine Wochen leider so durchgeplant, dass ich es einfach nur am Wochenende schaffe zu schreiben. :( Hoffentlich versteht ihr das.
Das Bild zeigt Snape's Tisch, nur dass die Phiolen mit Büchern ersetzt sein müssten.
Ich würde mich über Kommentare freuen! :)

~steeernchen

La Fille de la LuneWo Geschichten leben. Entdecke jetzt