Es vergingen drei Minuten, drei Minuten, in denen er nicht einmal den Strom der beruhigenden Floskeln abbrechen ließ, drei Minuten, in denen er mit scheinbarer Leichtigkeit eine Atmosphäre unantastbarer Geborgenheit aufbaute, in der die Panik schnell zu einem herzzereißendes Weinen abflachte.

Endlich traute sie sich näher heran. Ihre Hände zitterten, als sie in ihre Tasche fasste und ein Taschentuch zum Vorschein brachte. Remus lächelte sie dankbar an, als er es ihr abnahm und es dem Jungen anbot. Sie spürte die Dämme in ihren Augen gefährlich schmal werden und verwendete ihre Energie lieber darauf, die Tränen noch eine Weile zurückzuhalten, als sein Lächeln zu erwidern.

»Prof-Prof- Professor Slugh-h-horn«, brach es aus dem Slytherin hervor und Remus unterbrach den Blickkontakt sofort wieder.

»Ich weiß, ich weiß, aber du schaffst das, das wird alles in Ordnung kommen, ich verspreche es, okay?« In freundlichster Zuversicht fuhr er dem Kleinen durchs Haar, bevor er sich mit knackenden Knien vom Boden erhob und dem Jungen die Hände vom Gesicht nahm, hinter denen er es verbarg. »Du brauchst dich nicht hier unten verstecken. Hogwarts ist am Anfang für uns alle zu viel.«

»N-N-Nein, nein, d-du verstehst das n-n-n-nicht-« Das Schluchzen schüttelte ihn, so zerbrechlich und dürr war seine Gestalt, als Remus ihn auf seine Füße gezogen hatte.

Stumm, vom Leid dieses Elfjährigen so getroffen, dass sie am liebsten einen Krieg angezettelt hätte, der es jedem Erwachsenen verbot, Erwartungen an ihn zu stellen, holte sie ein weiteres Taschentuch heraus, das der Kleine dieses Mal direkt von ihr annahm.

Trotzdem spürte sie Remus' Blick auf sich. Sie hob ihren erst, als er sich wieder dem Jungen zugewandt hatte. Mit dem tapfersten Lächeln, das sie je an ihm gesehen hatte, hielt er ihm eine halbe Tafel Schokolade unter die Nase.

»Die andere Hälfte hat eine kleine Gryffindor, die heute Nacht nicht schlafen konnte, weil sie ihre Mami vermisst hat.« Er bedeutete dem Kleinen nickend, danach zu greifen. »Du siehst, du bist nicht der Einzige, dem es schwer fällt, sich hier einzufinden.«

»Aber-« Er wischte sich die Tränen mit der Faust von der Wange und räusperte sich leise. »Aber Hogwarts ist ein magischer Ort. Mein Onkel hat gesagt, ich würde es hier lieben.«

»Und das wirst du.« Remus ging wieder vor ihm in die Hocke. »Aber Hogwarts ist auch ein großes Schloss mit vielen neuen Fächern und noch mehr neuen Schülern. Es ist okay, davon eingeschüchtert zu werden. Guck mal, niemand von uns hat wirklich je verstanden, was es heißt, Zauberer zu werden. Meine Freundin Emily hier-« Er deutete zu ihr herüber und sie spürte den Blick des Kleinen auf sich. »Sie ist muggelstämmig, weißt du? Sie wusste ganz lange gar nicht, dass es Hogwarts gibt und dass die Magie in ihren Fingerspitzen etwas Gutes ist. Für sie war's auch nicht leicht hier.«

Überrascht betrachtete sie Remus dabei, wie er ihm eine Träne von der Wange wischte. Woher wusste er das? Woher wusste er, dass- Sie biss sich auf die Lippen, als Remus zu ihr herübersah, als erwarte er von ihr Bestätigung.

»Er hat ganz Recht – am Anfang ist das alles so neu und man ist irgendwie einsam, obwohl man nie irgendwo richtig allein bist, aber sobald du Freunde findest-«

»Ich werd aber keine Freunde finden!« Die Hysterie kehrte in seine Augen zurück. »Die können alle ihre Federn schon schweben lassen und ich- ich- Niemand will mit mir befreundet sein, wenn ich-«

»Ach, Unsinn.« Remus zwang den Kleinen, seine Aufmerksamkeit wieder zu fokussieren, indem er seine Hände drückte und an die eigene Brust führte. »Guck mich an, hm? Ich werde dein Freund sein, okay? Wär dir das recht? Würdest du mein Freund sein?«

Unsicher, ob das Angebot ernst gemeint sein konnte, riskierte der Jungen erst einen, gleich noch einen zweiten und schließlich auch einen dritten Blick. »Wirklich?«

the planet's last dance ▪ r. lupinDove le storie prendono vita. Scoprilo ora