Kapitel Zwei.

406 47 95
                                    

I still remember you as a little girl
who overwaters plants
because she doesn't know
when to stop giving.

Peter Pettigrews Herz zog sich unsanft zusammen, als er den Hinterkopf seiner besten Freundin etwa zwanzig Plätze von ihm entfernt ausmachte

Oops! This image does not follow our content guidelines. To continue publishing, please remove it or upload a different image.

Peter Pettigrews Herz zog sich unsanft zusammen, als er den Hinterkopf seiner besten Freundin etwa zwanzig Plätze von ihm entfernt ausmachte. Es war nicht ungewöhnlich, dass Emily das Weite suchte, wann immer die Rumtreiber die Bildfläche betraten, aber nach Zusammenstößen wie dem gestrigen war alles mit einem Trotz untermalt, dem er nicht sonderlich viel entgegen zu setzen hatte. Tatze, Krone und Moony hätten eine Auffangstation für erschöpfte Eulen eröffnen können und Emily hätte es fertig gebracht, sie nicht zu mögen. Einzig, weil sie sie nicht mögen wollte.

Krone hatte gestern Abend bloß mit den Schultern gezuckt: Sie sei eben noch ein Kind. Und Kinder konnten sich auf Versionen der Wahrheit versteifen, bis ihnen jeder Beweis einer anderen Sachlage wie eine Lüge vorkam. Peter hatte ihm Recht geben müssen. Die Entschlossenheit, die Emily den Mut leicht machte, den es brauchte, auch im Angesicht eigener Nachteile für das Richtige einzustehen, war der Rest des Kindes, das überlebt hatte. Das wusste, dass die Welt kein Ort war, an dem Gerechtigkeit besonders groß geschrieben wurde. Und dass diejenigen, die man liebte, einem verloren gingen und niemals zurückkehrte, wenn man sie nicht fest genug hielt, wenn man sie nicht mit Argusaugen bewachte.

Eigentlich hätte er ihnen das erklären müssen. Es wenigstens versuchen sollen, aber nach Krones Abwinken hatte Tatze so schnell das Thema gewechselt, dass Peter sich nicht getraut hatte, ihren Namen noch einmal aufzubringen. Den Rumtreibern ging es besser damit, wenn sie vorgaben, Emily Hawthorne existiere nicht im selben Universum wie sie.

Und auch jetzt nahm niemand Notiz von dem Mädchen, das so gern gesehen hätte, dass ihr Boykott Wirkung zeigte. Peter wollte seufzen, aufstehen und zu ihr gehen, um ihr ein für alle Mal klar zu machen, dass diese Feindschaft unbegründet war. Konnte er nicht mit ihnen allen befreundet sein? Gleichermaßen? Zur selben Zeit? Konnten sie sich nicht wenigstens für ein paar Stunden am Tag darum bemühen, miteinander auszukommen?

Er stand nicht auf. Wäre es vermutlich auch nicht, wenn Marlene nicht dreimal mit den Fingern geschnipst und auf einen Erstklässler gedeutet hätte, der sich einer Unwissenheit geschuldet allzu nah an die Rumtreiber herangetraut hatte. Ihre rot getuschten Lippen gespitzt hatte sie die Augenbrauen gehoben und unter ihrem heute Morgen besonders voluminös wirkenden Afro gigantisch ausgesehen.

»Wird's bald?« Sie sah ihn an, als befürchtete sie, einen Fall dezidierter Gehirnschwäche vor sich zu haben. »Die Erdbeermarmelade. Komm schon.«

Der Kleine erstarrte und sah ganz aus, als habe er Angst, Marlene wie die Maus der Schlange zum Opfer zu fallen. Wie hypnotisiert blickte er ihr direkt ins Gesicht und bemerkte sicher nicht einmal, dass seine Unterlippe verdächtig zu beben begann. Sofort regte sich Mitleid in Peter.

Marlene mochte alle Tugend der Welt in sich vereinen und noch genug Zeit haben, um auch ein paar Laster in den Mix zu geben, aber sie war kein besonders geduldiger Mensch. Außerdem konnte Peter sich nur allzu gut die Wolke des Parfüms vorstellen, die die Sinne des Kleinen benebeln musste, als sie sich seufzend nach vorne beugte, um sich die Marmelade selbst zu nehmen.

the planet's last dance ▪ r. lupinWhere stories live. Discover now