Silberglanz [Luna x Rolf]

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Sie holte tief Luft, um den Zimt Duft einzuatmen. Sie liebte die Weihnachtszeit. Der Schnee glitzerte märchenhaft am Tag und die Atmosphäre war selbst in der Muggelwelt magisch. Die junge Hexe befand sich gerade auf einem Adventsmarkt in Nordamerika. Fliegende Girlanden und fluchende Schneemänner waren ihre Begleiter. Ihre blauen Augen sahen auf, als ein plötzlich ein Schatten über sie hinweg flog.

„Verdammt, Silberglanz!", schrie jemand.

Die junge Zauberin drehte sich um und konnte einen gehetzten Mann ausmachen, der versuchte, sich durch die Masse an Personen, zu drängen. „Verzeihung", schien er immer wieder zu sagen, nachdem die Leute ihn nur kopfschüttelnd hinterher sahen.

Fasziniert betrachtete sie den Mann, der jetzt schnaubend zum Stehen kam. Neugierig trat sie auf ihn zu.

„Ist alles in Ordnung bei Ihnen?", fragte sie. Der Zauberer schüttelte den Kopf.

„Nein. Mein Hippogreif ist ausgebrochen und ich kann ihn einfach nicht fangen. Ach, bitte siezen Sie mich nicht", sagte er und schnaubte.

„Oh je. Ich kann dir vielleicht helfen. Sieze mich bitte dann auch nicht", sagte sie mit einem sanften Lächeln, welches der Zauber nur allzu gerne erwiderte.

„Nun ja, bist du überhaupt in dem Umgang mit Hippogreifen vertraut?" Er zog eine Augenbraue hoch und betrachtete sie skeptisch. Hippogreife sind sehr stolze Tiere. Es wäre unklug jemanden an sie dranzulassen, der keine Ahnung hat, was er tut. Doch zu seiner Überraschung nickte die Hexe.

„Ja, ich bin im Bereich von Hippogreifen und magischen Tierwesen ziemlich vertraut."

Verlegen kratzte sich der Mann am Kopf und zerzauste dabei seine braunen Haare. „Na dann, laufen wir mal dem Guten hinterher", meinte er und lief los. Fasziniert folgte sie ihm.

Sie sprachen recht wenig, besser gesagt, gar nicht miteinander, doch das fanden beide in Ordnung. Er selber hielt die Augen offen, um nach irgendwelchen Spuren von Silberglanz Ausschau zu halten. Sie hingegen konzentrierte sich immer noch auf die weihnachtliche Umgebung, welche aus bunten Lichtern und glitzerndem Schnee bestand.

„Ich habe was gefunden!", schrie der Zauberer auf einmal und riss sie aus ihrer Gedankenwelt. Sofort trat sie an seine Seite und betrachtete fasziniert die blaugrauschimmernde Feder, die vor ihm lag. „Er ist in diese Richtung geflogen", murmelte er und deute nach Osten.

„Ich glaube, ich weiß, wo er hin möchte", meinte sie und lief sofort los, ehe der Zauberer etwas sagen konnte. Stattdessen schüttelte er nur den Kopf und stürmte hinter ihr her. „Warte!", schrie er. Abrupt blieb die Hexe stehen.

„Ist was?", fragte sie und drehte sich um.

Für seinen Geschmack war sie wirklich hübsch. Ihr Kopf, der mit aschblonden Haaren umrahmt wurde, war mit einer gestrickten Mütze bedeckt, welche mit zwei Katzenohren verziert war. Um ihren schlanken Hals hatte sie einen dicken, blauen Wollschal geschlungen. Zuvor konnte er sie gar nicht richtig wahrnehmen.

„Ähm, ich meine nur, wenn du weißt, wo Seidenglanz ist, dann könnten wir doch theoretisch apparieren", meinte er und grinste leicht. Die blauen Augen von ihr leuchteten.

„Gute Idee!" Sie griff nach seiner Hand und zückte ihren Zauberstab, den sie, seltsamerweise, hinter ihrem Ohr hatte. Mit einer eleganten Handbewegung schwang sie den Stab und beide verschwanden in einem Strudel.

Ohne irgendeine Reaktion zu zeigen landete sie, während er mit blassem Gesicht und wackeligen Beinen dastand.

„Alles in Ordnung?", fragte sie ihn und er nickte bloß.

„Ich bin das Apparieren nur nicht so gewöhnt", meinte er und grinste leicht. „Wo sind wir hier?", fragte der Zauberer mit großen Augen.

Sie lächelte leicht. „Wir sind im St. James' Park. Hier treiben sich häufig Insekten und Kleinstlebewesen um, so wie auch andere, fantastische Tierwesen", erklärte die Hexe ihm und strahlte. Der gefrorene See glitzerte leicht und die vereisten Bäume hatten ebenfalls eine magische Ausstrahlung.

„Hier ist es schön", murmelte er, dann wanderte sein Blick gen Boden. „Oh, sieh nur. Eine Feder und Spuren. Du hattest Recht", sagte er und grinste.

Sie lächelte leicht und folgte dann kommentarlos den Spuren, die im Schnee zu erkennen waren. Eine angenehme Stille herrschte, welche ganz im Kontrast zu dem Treiben auf dem Weihnachtsmarkt stand. Der Zauberer ging ebenfalls schweigend neben ihr her und betrachtete sie eine Weile. Diese Frau übte auf ihn eine Faszination aus, die er sich nicht so richtig erklären konnte. Vielleicht war es ihre sofortige Hilfsbereitschaft gewesen, die er bewundernswert fand, oder auch der verträumte Blick, welcher ihn an sich selbst erinnerte. Er konnte es einfach nicht beschreiben.

„Da vorne ist er", flüsterte sie auf einmal und deute mit dem Kopf auf einen Hügel, auf den tatsächlich der Hippogreif stand und gerade ein Frettchen aß.

„Okay, am besten ist es, wenn ich ...", wollte er zu ihr sagen, doch da war sie schon vorausgegangen. Mit klopfendem Herzen sah er ihr zu. Würde der Zauberer ihr folgen, könnte er sie in eine noch größere Gefahr bringen.

Langsam ging sie immer näher und suchte den Augenkontakt zu Silberglanz. Der Hippogreif legte den Kopf schief und sah sie aus orangenen Augen heraus, an. Natürlich beschleunigte sich ihr Herzschlag bei jedem Schritt. Ihr war die Gefahr bewusst, die von dem Geschöpf ausgehen könnte. Doch sie durfte keine Angst zeigen. Kurz vor dem Hippogreif verbeugte sie sich tief.

Mit angehaltenem Atem beobachtete der Zauberer die Reaktion von Silberglanz. Das Wesen betrachtete die Hexe immer noch. Dann kam er langsam auf sie zu und verneigte sich ebenfalls. Langsam sah die Hexe auf und lächelte verzückt. In Zeitlupentempo erhob sie sich, was der Hippogreif ihr gleichtat. Silberglanz streckte seinen Kopf ihr entgegen und sie fing vorsichtig an, den Hippogreif zu streicheln. Mit einem breiten Lächeln drehte sie sich kurz um und sah zu dem Zauberer, der langsam auf seinen Hippogreif wieder zu ging.

„Er mag dich", murmelte er und streichelte ebenfalls Silberglanz.

„Ich mag ihn auch", meinte sie und kraulte vorsichtig den Hals des Tieres. Eine Weile standen die beiden noch da und liebkosten den Hippogreif.

„Wie heißt du überhaupt?", fragte er und sah die Hexe an.

„Ich heiße Luna. Luna Lovegood", antwortete sie und lächelte ihn freundlich an. „Und du?"

„Mein Name ist Rolf. Rolf Scamander." Rolf grinste leicht, als er Lunas erstaunten Gesichtsausdruck bemerkte.

„Es freut mich sehr, deine Bekanntschaft zu machen", sagte sie und Rolfs Lächeln wurde breiter.

Wer konnte zu dieser Zeit schon ahnen, dass das Verschwinden eines Hippogreifs zwei junge Menschen zusammen führen würde?

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