Seidenschnabels Schicksal

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„Ach... ähm.... es war schon eine alte Ratte", gab Ron endlich verlegen zu. Dabei war jedoch nicht die Erleichterung zu übersehen, die sich auch auf seinen sommersprossigen Gesicht breit gemacht hatte, nun da er und Hermine endlich ihr Kriegsbeil niedergelegt hatten.

Serena verdrehte bloß ihre dunklen Augen, denn schließlich hatte diese Einsicht des Weasleys ziemlich lange auf sich warten lassen.  Kopfschüttelnd wandte sie sich wieder dem Brief zu und runzelte die Stirn. „Hey, hier steht noch was auf der Rückseite." Sie drehte das feuchte Papier um und las vor: „Die Berufungsverhandlung von Seidenschnabel findet am achten Juni statt."

„Das ist doch unser letzter Prüfungstag", schniefte Hermine und ließ Ron endlich wieder los, um sich über das tränennasse Gesicht zu wischen. „Sie kommen dafür eigens hierher, jemand vom Zaubereiministerium und... und ein Henker", fügte Serena mit zitternder Stimme hinzu. Ihr war plötzlich ganz übel und sie klammerte sich haltsuchend an den Saum ihres Umhangs. Sollte Hagrid den Prozess verlieren, würde Seidenschnabel noch am selben Tag hingerichtet werden und es würde nichts geben, was sie dagegen tun könnten. Es schien, als hätten sie sein Schicksal längst entschieden.

Als die Prüfungswoche begann, breitete sich eine unnatürliche Stille im Schloss aus und jeder schien mit seinen Gedanken bloß bei den bevorstehenden Examen zu sein. Auch in Serena machte sich eine unerklärliche Unruhe breit. Doch wenigstens konnte sie so erst einmal ihre Sorgen beiseite schieben und in die hinterste Ecke ihres Kopfes verbannen.

Nur Malfoy, der seit dem Triumph der Gryffindors im Quidditch auffallend kleinlaut gewesen war, schien in den folgenden Tagen wieder ganz das alte Großmaul zu werden. Anscheinend war der Slytherin sich sicher, dass Seidenschnabel hingerichtet werden würde und offenbar war er höchst zufrieden damit. Zumindest die Tatsache, dass ein Henker zu der Verhandlung mitgebracht wurde, befürwortete seinen widerlichen Hochmut.

Das Schlimmste an der ganzen Sache war jedoch, dass sie durch den Klausurstress weder Zeit noch Gelegenheit hatten, Hagrid zu besuchen. Noch dazu kam, dass die neuen Sicherheitsregeln nicht aufgehoben worden waren, was bedeutete, dass sie bis zu ihrem Prüfungstermin in Pflege magischer Geschöpfe warten mussten.

Montag um die Mittagszeit kamen die Drittklässler aus Verwandlung, Serena war eigentlich recht zufrieden mit dem Ergebnis, immerhin war es ihr bestes Fach. Nach einem hastigen Mittagessen ging es sofort wieder nach oben zu ihrer Prüfung in Zauberkunst.
Auch wenn Zauberkunst nicht ganz ihr Fach war, schaffte es Serena erfolgreich einen Aufmunterungszauber an Hermine anzuwenden.

Nach dem Abendessen kehrten sie rasch zurück in ihren Gemeinschaftsraum, nicht etwa, um sich zu entspannen, sondern um für Pflege magischer Geschöpfe, Zaubertränke und Astronomie zu büffeln. Dies waren definitiv die Fächer, die Serena am meisten Sorge bereiteten. Zumindest mit der Ausnahme von Pflege magischer Geschöpfe.

Hagrid nahm die Prüfung am nächsten Morgen mit ausgesprochen besorgter Miene ab und mit dem Herzen schien er ganz woanders zu sein.
Er hatte für die Klasse einen großen Zuber frischer Flubberwürmer vorbereitet und erklärte ihnen, wenn sie die Prüfung bestehen wollten, müssten die Würmer nach einer Stunde immer noch am Leben sein. Da Flubberwürmer am besten gediehen, wenn man sie vollkommen in Ruhe ließ, war das die leichteste Prüfung ihres Lebens. Serena bereute bloß die Tatsache, dass sie tatsächlich für das Fach gelernt hatte und diese Zeit besser für Zaubertränke hätte nutzen können.

Nach der Prüfung schlurfte sie zusammen mit ihren Mitschülern und dem Wildhüter zurück zum Schloss. In einiger Entfernung entdeckten sie Malfoy mit Crabbe und Goyle, die sich immer wieder unter hämischem Gelächter zu ihnen umdrehten.

Serena Black || 𝑳𝒖𝒎𝒐𝒔Where stories live. Discover now