Zehn

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"JA!!", schrie sie Luka an und weinte. Er sagte nichts. Seine Hand streichelte über ihren Körper, aber als sie sich von ihm wegdrehte, stand er vom Bett auf und verschwand aus ihrem Zimmer. Mit allem hätte er gerechnet, aber nicht damit, dass sein Zimmergenosse eine Frau war. Charlie rollte sich in den Decken zusammen, die sich feucht anfühlten. Wütend schmiss sie diese von der Matratze und die Kissen folgten ihnen. Morgen  würde sie alles waschen, dachte sie und stapfte ins Badezimmer. Die Dusche spülte die Erinnerungen an das, was eben passiert war, nicht weg, aber sie half seinen Geruch von ihrer Haut zu vertreiben. Wieso? Wieso musste sie ihr erstes Mal so erleben? Sie hatte es sich schön, romantisch vorgestellt. Nicht in einem Jungenwohnheim, gegen ihren Willen. Andererseits war es nicht ganz so schlimm gewesen. Einen Moment hatte ihr Körper es genossen, sich Luka hingegeben und sie hasste sich dafür, so darüber zu denken.

Nach der Dusche bezog sie ihr Bett neu, holte ihre Jacke und deckte sich damit zu. Sollte er doch machen, was er wollte. Sie würde ihn eh nicht davon abhalten können und erzählen konnte sie es auch keinem. Dann würde nämlich herauskommen, dass sie ein Mädchen ist und sie müsste vom Internat runtergehen.

In der Nacht hörte sie die Zimmertür aufspringen und sich schließen. Schwere Schritte schländerten an ihrem Bett vorbei zum anderen. Ein dumpfer Knall, dann war es wieder still. Nur der Geruch von Alkohol stieg ihr in die Nase. Sie rollte sich zur anderen Seite und zog ihre Jacke bis unter die Nase. Der nächste Tag startete sehr früh. Viel zu früh für ihren Geschmack und das auch noch mit drei Stunden am Stück. Sie mussten einen Mittagstisch decken und sie machte immer wieder dieselben Fehler. Sie fand keinen Rhythmus und konnte sich nicht konzentrieren. Ihre Muskeln taten weh. Sie wollte Luka vergessen, aber wie, wenn er im gleichen Zimmer wie sie schlief und die selben Kurse besuchte?

"Hey." Hörte sie ihn hinter sich. Wenn man vom Teufel redete. "Entspann dich. Hier werde ich schon nicht über dich herfallen." "Das ist nicht komisch!" Zischte Charlie und legte die Gabel zurecht. "Nicht so." Wies er sie an und rückte die Gabel einen Millimeter näher an den Teller heran. Dabei berührte er kurz ihren Finger, was sie zusammenzucken ließ. Luka grinste und strich sich die Haare aus der Stirn. Das Klingeln der kleinen Glocke des Lehrers befreite das Mädchen aus der Situation. Eilig rannte sie zu den anderen Studenten, die sich in einer Reihe aufstellten. Der Prüfer schaute sich die Gedecke an und notierte vieles auf seinem Klemmbrett. Dann zeigte er die Ergebnisse dem Lehrer, der einen ausgiebigen Vortrag hielt. Charlies Tisch schien in Ordnung. es gab nur kleine Anmerkungen, nichts Großes. "Wie wäre es mit einem Danke?" Lachte Luka leise als sie den Speisesaal verließen. "Das würde dir gefallen, oder?" Konterte sie und drängte sich zwischen den anderen nach vorne, um vor ihm zu fliehen. Er ließ sie gehen.

Auf dem Bolzplatz entdeckte sie Gabriel, der mit einigen Jungs Fußball spielte. Sie setzte sich an den Rand. Das Gras streifte ihre Haut und die Luft erfrischte sie. Gabriel hatte immer noch einen roten Abdruck im Gesicht, aber als er Charlie sah, erhellte sich sein Ausdruck. "Was machst du denn hier?" fragte er. "Ohne deinen Beschützer?" fügte er noch an. "Ich bin abgehauen." Antwortete sie und schaute zu Boden. "Wieso?" "Weil er...ich möchte im Moment nicht drüber reden." Schnell packte Gabriel sie an der Hand und zerrte sie vom Platz, hinter den Schuppen des Hausmeisters. "Hier können wir ungestört reden." sagte er freudig und ließ sie los. "Was ist passiert?"

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