Fünf

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Die Runde wurde immer größer und Charlie fühlte sich unwohl. Sie konnte nicht wirklich über die angesprochenen Themen reden und sah sich fehl am Platz. Schließlich musste sie aufs Klo und tapste durch den großen Flur zu den Gemeinschaftstoiletten. Gott sei Dank war es hier leer, sodass sie sich auf eine der Kabinentoiletten zurückziehen konnte, ohne misstrauische Blick ertragen zu müssen. Nachdem sie sich die Hände gewaschen hatte, schlenderte sie extra langsam durch die Flure. Plötzlich hörte sie ein Rumpeln und ein lautes, tiefes Stöhnen. Erschrocken horchte sie an der Tür des Raumes, von wo die Geräusche kamen. Wieder ein Stöhnen, entschlossen riss Charlie die Tür auf um nachzusehen ob sich jemand verletzt hatte. Doch was sie sah, verschlug ihr den Atem und sie musste sich die Hände vor den Mund halten, um nicht los zu schreien. Zwei nackte Jungen hingen übereinander. Der Obere stieß von hinten immer heftiger zu, sodass der Untere lüsterne Schreie von sich gab. Charlie stolperte rückwärts und fiel zu Boden. Die Beiden bemerkten sie schnell, hörten jedoch nicht auf. Mit einem letzten Stoß sackte der Obere bebend über dem anderen zusammen, während sie beide schwitzend keuchten.

„Wen haben wir denn da? Einen Spanner?", fragte der Obere, der mindestens zwei Jahre älter war als Charlie. „Oder möchtest du uns Gesellschaft leisten?"

Mit einem Quicken setzte sich Charlie in Bewegung, musste sich davon abbringen, weiter auf die nackten Männer vor ihr zu starren. Doch einer von ihnen packte sie an ihrem Oberteil und pinnte sie unter sich fest. Feuchter Atem stieß Charlie entgegen als sie die Augen wieder öffnete. Der ältere von Beiden begann, ihr Gesicht zu streicheln.

„Hör sofort auf damit.", stieß Charlie hervor, aber der Typ presste seine Lippen hart auf ihr, um sie zum Schweigen zu bringen.

„Autsch!", machte er, „Du kleiner Mistkerl hast mich gebissen."

Seine Lippe blutete etwas und er leckte sich mit der Zunge darüber. Dann kam auch schon der andere dazu und umarmte ihn.

„Hat er denn keinen Aufpasser?", fragte der Jüngere. „So ganz allein, aber du kümmerst dich um uns beide, nicht Elias?"

Elias wollte sich gerade daran machen, seine Hand unter Charlies T-Shirt zu schieben, als der Jüngere diesen zu küssen begann. Elias lächelte böse und wendete sich seinem Schützling zu. Die Körper verschlangen sich ineinander und Charlie nutzte die Gelegenheit, um das Weite zu suchen. Kurz vor ihrem Zimmer musste sie anhalten, um Luft zu holen. War das eben echt passiert? Hatte sie das alles gesehen?

„Hier steckst du also.", hörte sie Gabriel hinter sich. „Ich hab mir schon Sorgen gemacht, weil du solange gebraucht hast. Hä? Wie schaust du denn aus der Wäsche?"

Charlies Gesicht war knallrot und feucht von den vergossenen Tränen, was sie selbst erst jetzt bemerkte. Peinlich berührt wischte sie sich mit einem Ärmel über die Wangen. Gabriel stand einen Moment nichtsahnend da, kam ihr dann aber näher.

„Ah, du hast wohl Elias getroffen. Hatte mich schon gefragt, warum er zu mir gekommen ist. Unsere Zimmertür stand weit offen als ich dich suchen gegangen bin."

„Du kennst ihn?"

„Klar, ich teile mein Zimmer mit ihm. Und wie du dir sicher denkst, auch mein Bett."

Mit wild klopfendem Herzen zog sich Charlie in eine Nische zurück. Meinte er das ernst?

„Nun sei mal nicht so überrascht. Oder bist du etwa Jungfrau?", Charlies unkontrollierbare Reaktion auf diese Frage sprachen für sich. „Oha!"

„Seid ihr etwa...schwul?", fragte sie dennoch.

„Pff, nein.", machte Gabriel. „Das ist nur zum Zeitvertreib. Damit das nicht überhandnimmt, gibt's ja die Regel mit den Aufpassern."

Mit offenem Mund saß Charlie nun da, wusste nichts mehr zu sagen. Sie dachte, sie würde jeden Augenblick in Ohnmacht fallen, da riss jemand die Zimmertüre auf und warf den Beiden böse Blicke zu.

„Keinen Schimmer, was ihr zwei hier macht, aber regelt das wo anders!", maulte Luka. Als er Charlie erkannte und sah, wie sie ausschaute, packte er Gabriel am Kragen und zog diesen in die Luft. „Was hast du meinem Rookie angetan?"

„Nichts, ich schwöre! Ich bin doch selber-."

„Hey, Luka!", rief ihm Elias zu, welcher mit der Faust auf die Wand neben diesem einschlug. „Das ist mein Rookie, den du da herumwirbelst. Du solltest vielleicht besser auf deinen aufpassen. Es hat mich eben zu tiefst gekränkt, dass dieser mich hat stehen lassen."

Luka ließ Gabriel zurück auf den Boden. Die Anspannung war wie ein elektrischer Impuls in der Luft zu spüren. Bei jeder noch so kleinen Bewegung zuckte Charlie ängstlich zusammen. Elias und Luka wären nur zu gerne aufeinander losgegangen, doch Luka hatte andere Sorgen. Er schnappte sich Charlies Arm und schmiss sie mit einem Ruck in das gemeinsame Zimmer und schloss die Tür, ohne selbst hineinzugehen.

„Du hast ihn nicht berührt, oder?", entgegnete Luka Elias wütend.

„Würde dich das stören?", als Antwort folgte nur ein Knurren. „Wir sind nicht so weit gekommen, wie ich gehofft hatte. Der Kleine kennt noch nicht allzu viel, wie mir scheint. Lass mich ab und zu auch mal meinen Spaß mit ihm haben."

Elias schritt den Flur entlang, dicht gefolgt von Gabriel, welcher sich den Nacken rieb. Wütend knirschte Luka mit den Zähnen. Charlie war sein Rookie, ob dieser es wollte oder nicht und er konnte es nicht leiden, wenn jemand sich an seinem Eigen zu schaffen machte.


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