Ein Irrwicht im Schrank

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Denn da Regulus bereits vor ihrer Zeit verstorben sein musste, blieb bloß noch Sirius übrig. Der neue Lehrer bemerkte, dass sein Zögern aufgefallen war, denn ein leises Tuscheln erfüllte den Raum. Eilig sah er wieder auf die Liste und das schlechte Gewissen überrollte ihn. Schließlich wusste er am besten wie es war, mit einem bloßen Blick verurteilt zu werden.

Er fuhr mit den restlichen Namen fort, doch immer wenn er in die Runde sah, blieben sein Augenpaar für einen flüchtigen Moment an der jungen Black hängen. Es war, als suche er nach dem Beweis, dass das Mädchen unmöglich Sirius' Tochter sein konnte.

Schließlich beendete Remus die Liste mit dem Namen Ronald Weasley und nachdem ein rothaariger Junge mit Sommersprossen, den er ebenfalls aus dem Zug kannte, sich mit einem Handzeichen zu erkennen gegeben hatte, sagte er: „Würdet ihr bitte all eure Bücher wieder einpacken. Heute haben wir eine praktische Lektion vor. Ihr braucht also bloß eure Zauberstäbe."

Zufrieden wurde er Zeuge, wie neugierige Blicke in den Reihen ausgetauscht wurden, als die Jugendlichen ihre Bücher in den Taschen verschwinden ließen. „Alles klar!", rief er und klatschte einmal enthusiastisch in die Hände. „Dann folgt mir bitte."

Ratlos, aber gespannt standen die Schüler auf und folgten Remus Lupin aus dem Klassenzimmer. Er führte sie durch die  ausgestorbenen Korridore, doch als sie um eine Ecke bogen, fiel dem Werwolf sofort die leicht durchscheinende Gestalt ins Auge. Peeves der Poltergeist schwebte vor einer der zahlreichen Türen in der Luft und versuchte das Schlüsselloch mit reichlich klebrigem Kaugummi zu füllen,

Der Unruhestifter schien sich in Sicherheit zu wiegen, denn er sah nicht auf, bis Remus bloß einen Meter von ihm entfernt stehen blieb. Peeves wackelte vergnügt mit seinen Füßen, an denen er gekringelte Zehen hatte und begann laut zu singen: „Lusche Lusche Lupin."

Remus ließ sich nicht beirren, immerhin hatte er bereits zu seiner Schulzeit gelernt die Späße des Poltergeistes geflissentlich zu ignorieren. Zwar hatte er nicht damit gerechnet, dass ihn dieses auch als Lehrer verfolgen würde, doch wie gut, dass er wusste wie er damit umzugehen hatte. Er spürte wie seine Mundwinkel belustigt zu zucken begannen, als er mit einem leisen Seufzen seinen Zauberstab zückte und sich an seine Schüler wandte. „Das ist ein nützlicher kleiner Zauber", sagte er und fixierte das demolierte Schlüsselloch. „Waddi-wasi!"

Mit der Kraft einer Gewehrkugel schoss der Kaugummi aus dem Schlüsselloch und geradewegs hinein in Peeves' linkes Nasenloch, dieser wirbelte herum und schwebte prustend und fluchend davon.

„Toll, Sir!", sagte einer der Gryffindors verblüfft und auch in den Gesichtern seiner Mitschüler standen anerkennende Mienen, welche dem neuen Lehrer ein Lächeln entlockten.

Das Lehrerzimmer war ein langer, holzgetäfelter Raum voll alter, nicht zusammenpassender Stühle und war leer, jedenfalls fast. Professor Snape saß in einem niedrigen Sessel, er blickte auf, als einer nach dem andern hereinkam. Seine Augen glitzerten und um sein Mund spielte ein gehässiges Grinsen, welches seine Mundwinkel zum Kräuseln brachte.

Als Remus eintrat und die Tür hinter sich schließen wollte, sagte er: „Lassen Sie auf, Lupin. Das möchte ich lieber nicht mit ansehen." Mit diesen niederträchtigen Worten erhob er sich, der schwarze Umhang plusterte sich hinter ihm beim Gehen auf, als er an der Klasse vorbeischritt. Doch ehe der Lehrer für Zaubertränke gänzlich verschwand, drehte er sich ein letztes Mal um. „Vermutlich hat keiner Sie gewarnt, Lupin, aber in dieser Klasse ist Neville Longbottom. Ich kann Ihnen nur raten, ihm nichts Schwieriges aufzugeben. Außer wenn Miss Granger ihm Anweisungen ins Ohr zischt."

Neville wurde scharlachrot und Remus zog verblüfft die Augenbrauen hoch, er konnte es nicht fassen, dass ein Lehrer einen Schüler in einer Klasse, die nicht einmal seine eigene war, so öffentlich demütigte. Sogar für Snape war das ekelhaft. Er bemühte sich seine höfliche und professionelle Haltung beizubehalten, doch in seinem Inneren brodelte es ungemein. „Ich hatte gehofft, Neville würde mir beim ersten Schritt des Unternehmens behilflich sein und ich bin mir sicher, er wird es auf bewundernswerte Weise schaffen."

Serena Black || 𝑳𝒖𝒎𝒐𝒔Where stories live. Discover now