Ein Irrwicht im Schrank

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Harry war ihm bereits auf der Zugfahrt begegnet, er hatte ihn sofort erkannt. Es schien ihm gut zu gehen und offenbar hatte er viele Freunde gefunden. Das war wichtig. Remus lächelte, das letzte Mal als er ihn gesehen hatte, war er bei James und Lily gewesen und hatte ihm etwas vorgelesen. So oft, wie er seine beiden Freunde besucht hatte, konnte er sich gar nicht mehr ins Gedächtnis rufen, doch für ihren kleinen Sohn war er immer Onkel Mooey gewesen. Sein Onkel Moony war ihm fast so wichtig wie Onkel Tatze gewesen. Fast.

Bei dem erneuten Gedanken an Sirius verkrampfte sich sein Magen. Er konnte bloß hoffen, dass Harry nicht wusste welch grausame Tat ihn tatsächlich in erster Linie hinter Gitter gebracht hatte. Es würde dem jungen Schüler das Herz zerreißen, genau wie seines brach, als er von dem Verrat gehört hatte.

Remus hatte Dumbledore damals angefleht Harry zu sich holen zu dürfen, doch Dumbledore hatte ihn immer wieder abgewiesen. Nach ein paar Jahren hatte er es schließlich aufgegeben, er hatte eingesehen, dass es ihm womöglich ohnehin besser bei seinen Verwandten ginge als bei ihm, dem Werwolf.

Ein flüchtiger und entsetzter Blick auf seine Taschenuhr verriet dem neuen Lehrer, dass er vor lauter Gedanken beinahe die Zeit vergessen hätte. Eilig sprang er von dem Sessel und schnappte sich seine bereits fertig gepackte Ledertasche. Schließlich wollte er nicht zu spät zu seiner ersten Stunde des Tages kommen.

Als Remus schließlich das Klassenzimmer erreichte, war er überrascht darüber, dass all seine Schüler bereits brav auf ihren Plätzen saßen und das angeregte Gesumme verebbte, sobald er den Raum betrat. Entschuldigend lächelte er in die Runde und platzierte seine Aktentasche auf dem Lehrerpult. „Schönen Tag!", begrüßte er die Klasse euphorisch und zog wie auch in seinen anderen Stunden zu allererst eine Anwesenheitsliste aus seiner Tasche, schließlich wollte er versuchen den neugierigen Gesichtern vor ihm einen Namen geben zu können. „Ich prüfe bloß schnell, ob auch alle anwesend sind und danach werden wir auch schon mit dem Unterricht beginnen."

„Hannah Abbott?"

„Ja", kam eine leise Antwort zurück, die von einem dunkelhaarigen Mädchen mit rundem Gesicht stammte.

„Kristen Archibald?"

„Hier", ertönte es von einem brünetten Hufflepuff Mädchen aus der Ecke.

„Lavender Brown?"

„Anwesend", rief ein Mädchen mit blonden Locken und grinste ihn an. Remus erwiderte das Lächeln und fuhr fort, doch der nächste Name auf der Liste sollte ihm dieses wieder vom Gesicht wischen. Seine Mundwinkel begannen zu zucken und der Name blieb ihm beinahe im Hals stecken. „Serena B-Black."

Das konnte nicht sein. Langsam wandte Remus seinen Blick von der Liste ab und sah in die Klasse, als würde er erwarten, dass diese in Gelächter ausbrechen würde. Es konnte immerhin bloß ein schlechter Scherz sein. Doch kaum ein Schüler verzog eine Miene, ehe schließlich ein Mädchen zögerlich die Hand hob und bis unter die Haarwurzeln zu erröten schien.

Es vergingen einige quälend lange Sekunden, in denen er sie ungläubig anschaute und versuchte einen rationalen Gedanken zu fassen. Eine Black, kein Zweifel. Die helle Haut, die dunklen Locken und die feinen Gesichtszüge verrieten sie. Doch die Ähnlichkeit mit Sirius, die er glaubte zu sehen, musste gar nichts heißen. Er war schließlich nicht der einzige Nachkomme dieser fanatischen Familie.

Remus' Gedanken beschleunigten sich, Bellatrix, Narcissa und Andromeda trugen schon lange nicht mehr diesen Nachnamen, es wäre zwar unüblich, doch nicht ausgeschlossen. Womöglich war das Mädchen unehelich geboren? Eine absurde Idee, doch während sein Blick auf Serenas Umhang mit dem Gryffindoremblem hängen blieb, konnte er nicht anders, als sich an diesen Gedanken zu klammern.

Serena Black || 𝑳𝒖𝒎𝒐𝒔Where stories live. Discover now