4.

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Am Morgen beeilte ich mich zur Schule zu kommen. Ich hatte verschlafen, also nahm ich mein Skateboard und war etwa doppelt so schnell am Schultor wie sonst. Der Schulhof war fast leer, nur vereinzelt saßen Schüler auf den Bänken oder standen vor den Türen. Ich hob mein Skateboard an, und stellte es im Gebüsch neben der Eiche ab. Dann rannte ich den Schulflur entlang, meine Schritte hallten laut durch die Gänge. Noch zehn Meter. Fünf. Zwei. Es gongte, und ich stieß gleichzeitig die Tür auf. Mehrere Gesichter starrten mich erst verwundert, dann gehässig an. Ich setzte mein Grinsen von gestern auf, obgleich es nun nicht echt war, und setzte mich weiter hinten in die Reihen. Doch es bestand die Gefahr, dass das Grinsen bröckeln würde. Und das würde es.

Meine ,,Maske" war nicht fest. Klara war es, welche mich vor der Mittagspause abfing. Sie grinste breit, als sie mir auf dem Flur das Foto präsentierte. Was ich darauf sah, ließ meine Gesichtszüge entgleiten. Es war am Abend gemacht worden. Man konnte den kleinen Weiher sehen. Manu und ich waren dabei fotografiert worden, als ich ihn umarmt hatte. Die einfache Bildunterschrift zeigte "das Müllmädchen und den Tumorjungen". Klara grinste wie die Fee aus Dornröschen. Die böse Fee. "Süß, nicht?",sagte sie, grinste noch übertriebener und rief über die Schulter: "Das musste gleich die Schule erfahren!" Ich starrte ihr entsetzt nach. Meine Sinne spielten verrückt, mein Ausdruck war wie versteinert. Kurz wollte ich ihr nachrennen, ihr irgendetwas, irgendeinen Knochen brechen. Ihr zeigen, was ich durch sie verspürte. Den Schmerz. Ich glich einer Statue, mir wurde schlecht. Und ich rannte zur Eiche.

Als ich ankam, saß Manu bereits an den Baum gelehnt. Sein Rücken war nach vorne gebogen, er hatte sein Gesicht hinter den braunen Haaren versteckt. Ab und zu zuckte er ein wenig zusammen, doch ohne einen Laut abzugeben. "Ich... Hey...",murmelte ich. Er antwortete, mit einem leisen Fauchen. "Du hattest Recht. Du machst allen nur Ärger." Ich setzte mich in Gras. Wusste, dass er mir gerade gezeigt hatte, dass ich alles nur schlimmer machte. Manu reagierte nicht. So saßen wir nebeneinander. Ich ließ meinen Blick schweifen, über den vollen Pausenhof. In der Mitte, umringt von vielen Freunden und Bewunderern, stand Klara. Ich erkannte ihre schwarzen Haare, und ihr übertriebenes Lächeln. Kurz sah sie zu mir herüber. Sie grinste, dann spielte sie etwas von einer Statue. Ich wusste, sie ahmte meine Reaktion von vorhin nach. Alles lachte, viele Augenpaare richteten sich auf mich. Ich hatte es geschafft, mich und Manu auf die unterste Stufe der Reputationsleiter zu setzen. Und das Vertrauen von Manu zu mir zerstört.

Was wäre, wenn...? [GLP FanFic]Where stories live. Discover now