「08」Weil ich dir vertraue

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Adriana's P.O.V.:

,,Verdammte Scheiße, was jetzt?" fragte Diego und lief im Raum auf und ab. Zach stand immer noch in der gleichen Position und das seit ungefähr vierzig Minuten.

Lily hat mir wieder den Mund aufgebunden und meine blutende Nase versorgt.

,,Ihr seit wirklich so dumm und verballert das ganze Geld, dass ihr vor ein paar Tagen erst gestohlen habt?" fragte ich amüsiert.

,,Halt bloß die Klappe." fuhr Diego mich an. ,,Wieso stehlt ihr nicht noch einmal?" fuhr ich jedoch fort. ,,Halt die Fresse verdammt." schrie Zach und warf ein Kissen nach mir.

Ich senkte einfach meinen Kopf. ,,Adriana hat recht." mischte sich Rodrigo ein, der die letzten Minuten einfach nur still da saß.

,,Was?" kam es von Diego, Slater und Zach. ,,Ich mein sie könnte doch stehlen und wir bräuchten uns die Finger gar nicht schmutzig machen." grinste er dann.

,,Vergiss es." zischte ich dann. Ich machte mich garantiert nicht strafbar. Schon gar nicht für die. Nur damit sie raus aus dem Mist sind. Nie im Leben.

,,Gute Idee." grinste Slater und zwinkerte mir zu. ,,Ich werde garantiert nichts stehlen. Schon gar nicht, um eure Ärsche zu retten. Vergesst es." keifte ich Zach an.

,,Du hast keine andere Wahl." sagte er ruhig. ,,Ach ja?" lachte ich spöttisch.

Zach lief ruhig auf mich zu und stellte sich mit verschränkten Armen vor mich hin.

,,Naja, sagen wir so. Du kannst es dir aussuchen. Entweder du stiehlst und wir fahren nach Vegas oder du weigerst dich und wir setzten sich irgendwo in der Wüste aus." grinste er.

Lily zog scharf die Luft ein. ,,Ich hasse dich." zischte ich zu und drehte meinen Kopf widerwillig weg. Langsam füllten sich meine Augen mit Tränen.

,,Na geht doch." sagte Diego. ,,Und wie soll ich das verdammt nochmal anstellen, irgendwas auszurauben?" fragte ich.

,,Du nimmst dir eine Knarre, gehst rein und drohst. Pass aber auf, dass keiner von denen die Polizei ruft." meinte Slater gelangweilt.

,,Und zur Not schießt du jemandem ins Bein." fügte Rodrigo hinzu. ,,Ich werde ihr helfen." meinte Lily nach einer Weile.

Alle sahen sie an. ,,Du bist dir sicher?" fragte ich erleichtert. Sie nickte. ,,Ja wieso nicht, wäre nicht mein erstes Mal." lächelte sie.

,,Okay, was rauben die zwei aus?" fragte Slater Zach aufgeregt. ,,Eine Bank, was sonst." rief Rodrigo rein.

,,Oh nein, vergiss es!" wehrte ich mich. Zach sah mich grinsend an. ,,Eine Bank also." lachte er dann. Ich verdrehte die Augen und sah Lily an, die mich nur mitleidig ansah.

,,Schafft ihr es überhaupt, in so einer kurzen Zeit einen Bank Überfall zu planen?" fragte Lily. ,,Na klar. Rodrigo ist ein helles Köpfchen, der kriegt das schon hin." äußerte sich Diego.

,,Und ihr wollt nach Las Vegas?" fragte ich dann. ,,Ja, dort treffen wir uns mit alten... Bekannten." nickte Zach. ,,Gut zu wissen." murmelte ich.

,,Also, geh in dein Zimmer. Die nächsten Tage werden hart, du solltest dich vorbereiten." meinte Slater zu mir.

Ich nickte nur und stand von der Couch auf. ,,Bis dann Leute." sagte ich und ging hoch.

Eine lange Zeit wälzte ich mich im Bett. Ich war unruhig, mein Inneres brannte und ich wollte einfach nur heulen.

Ich verkniff es mir schon zu lange. Zu lange war ich jetzt stark. Viel zu lange quälte ich mich damit.

Seufzend stand ich auf. Ich wickelte mich in die Decke und verließ das Zimmer. 

Ich setzte mich auf die Terrasse und starrte in den Nachthimmel. Die frische Luft beruhigte mich ein bisschen und ich lächelte sogar etwas.

Ich mochte die Nacht. Die unerklärliche Tiefe des Himmels und die Sterne, die so hell leuchteten.

,,Schlaflose Nacht?" ertönte Diego's Stimme. Erschrocken zuckte ich etwas zusammen und nickte leise. ,,Schlaflose Woche." korrigierte ich ihn.

,,Ich habe heute viel über die Beziehung zu dir und deinem Vater nach gedacht." meinte er plötzlich und setzte sich auf den Stuhl neben mir.

,,Was meinst du?" fragte ich und sah mir sein Profil an. Seine braunen Augen spiegelten die Sterne wieder, weswegen es ganz warm in meinem Bauch wurde.

Sein Drei Tage Bart bedeckte seine hohen Wangenknochen, während seine Lippen in einem satten Pink leuchteten.

,,Er hat dich so beleidigt. Es kam mir falsch vor." meinte er. ,,Ich weiß noch von meiner Schwester und meinem Vater... Wie sehr er sie geliebt hat. Wie sehr er sie vor der Welt beschützen wollte." flüsterte er beinahe schon.

,,Deine Schwester... Wie ist sie so?" fragte ich. ,,War." korrigierte er mich. Ich schluckte. Sie ist tot? Mist, ich bin so dumm, Rodrigo hat es mir doch schon gesagt!

,,Tut mir leid, ich wollte nicht-" setzte ich an. ,,Schon gut." unterbrach er mich.

,,Bevor sie getötet wurde, hatte sie wirklich schlimmen Streit mit meinem Vater. Sie hatte einen Freund und mein Vater war sich sicher, dass er sie nur ausnutzen wollte." lachte er leise.

,,Er hat ihr sogar Geld angeboten, damit sie sich von ihm trennt." grinste er und schüttelte leicht den Kopf.

,,Sie war sehr stur. Und süß. Man musste höchstens drei Wörter mit ihr sprechen, um zu realisieren, was für eine gute Seele sie hatte." erzählte er mir.

,,Ich bin mir sicher, du hast sie ebenfalls." meinte ich und wollte mich im nächsten Moment selbst für diesen Satz schlagen.

Er ist mein Kidnapper, wieso bin ich so verdammt nett zu ihm?

,,Ich und eine gute Seele?" lachte Diego schon fast. ,,Meine Seele ist alles andere als gut." seufzte er im nächsten Moment.

,,Ich... Ich kenne dich nicht lange. Aber seit ich hier bin, bist du am nettesten hier zu mir. Lily mit eingeschlossen." lächelte ich.

,,Das beweist, dass du eine gute Seele hast. Du bist zu einer Geisel nett." fügte ich hinzu. ,,Ich bin nur nett zu dir weil-" setzte er an, doch verstummte wieder und sah erneut in den Sternenhimmel.

,,Weil was?" fragte ich und drehte mich mit dem Oberkörper zu ihm. ,,Nichts, ist nicht mehr wichtig." lachte er.

,,Sag's mir!" quengelte ich und zog leicht an seinem Oberarm. ,,Weil- weil ich dir vertraue." sagte er schließlich und stieß einen kleinen Seufzer aus.

Ich blinzelte ein paar mal. ,,Du vertraust mir? Wieso?" lächelte ich und drehte mich komplett zu ihm. ,,Ich weiß nicht. Wie gesagt, du erinnerst mich sehr an meine Schwester." sagte er und sah mich wieder an.

Eine Weile starrten wir uns einfach nur in die Augen. Er hatte wirklich schöne Augen und sie gefielen mir. Sie strahlten eine solche Ehrlichkeit aus, die ich nie von einem Mafia Mitglied erwartet hätte.

,,Ich sollte rein gehen, es wird spät." meinte ich kleinlaut und stand mit der Decke auf.

Er nickte nur und schenkte mir ein kleines Lächeln. Um ehrlich zu sein, hätte ich einen Kuss erwartet.

Ich hätte diesen Kuss höchstwahrscheinlich auch zu gelassen. Bei diesem Gedanken wurde ich rot.

Mochte ich Diego etwa?

TracesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt