13. DEZEMBER

11.3K 945 367
                                    

Q U I N N

Warum musste ich diesem Typen immer genau nach Mitternacht begegnen? Langsam jagten mir diese unheimlichen Treffen tierische Angst ein, die Gänsehaut legte sich wie ein leichter Schleier über meinen Körper.

Was genau machte er überhaupt hier?

Abwartend und mit gerunzelter Stirn sah ich ihn an.

Louis warf mir einen finsteren Blick zu, welcher mich innerlich schon wieder zum Kochen brachte. Schnell und mit einer unüberlegten Bewegung versuchte ich an ihm vorbeizulaufen, doch seine Hand hielt mich mit einem groben Griff zurück.

»Hattest du wenigstens Spaß?«, wollte er mit einem trotzigen Unterton erfahren.

Hatte der Kerl gerade indirekt zugegeben, dass er mich ausspioniert hatte? Ich konnte es nicht fassen, wie dreist konnte eine Person eigentlich sein?

»Lass mich in Ruhe, Louis«, antwortete ich kalt.

»Sonst was?«, fragte er provokant und setzte ein dreckiges Grinsen auf, welches mir einen erneuten Schauer über meinen Rücken jagte.

»Sonst verpasse ich dir wieder eine Ohrfeige, diesmal mit dem ausschlaggebenden Unterschied, dass du deine Wange danach gleich mit mehreren Packungen Tiefkühlerbsen kühlen kannst«, meinte ich zuckersüß und lächelte ihn unecht an.

»Das traust du dich sowieso nicht, Benson«, entgegnete er selbstsicher.

Er glaubte also wirklich, ich würde mich das nicht ein zweites Mal trauen?

Da irrte sich der braunhaarige aber gewaltig. Eingeschnappt riss ich mich von ihm los, hob meine Hand, holte aus und verpasste ihm somit eine schallende Ohrfeige; man konnte meinen roten Handabdruck haargenau erkennen.

»Und ob ich mich das traue, Tomlinson!«, stieß ich zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor, betrachtete mein Kunstwerk noch einmal kurz, bevor ich mich umdrehte und mit meinen Sachen auf dem Rücken davonrannte.

"Du rennst immer vor deinen Problemen davon und merkst es noch nicht mal richtig Quinn", mischte sich nun auch mein Unterbewusstsein ein.

Ich hatte keine Lust mich weiter darüber aufzuregen und beschloss nicht mehr darüber nachzudenken; zwei Fragen brannten mir jedoch unweigerlich auf meiner Zunge, zwei Fragen ohne bekannte Antworten.

Wieso hatte es Louis interessiert, dass ich bei Liam Zuhause war?

Und warum kümmerte es ihn, dass wir uns geküsst hatten?

Da kamen sie wieder; diese Schuldgefühle gegenüber meiner erst frisch gewonnenen Freundin. Wenn das was Liam gesagt hatte aber die Wahrheit war, hatte sie ihn ebenfalls betrogen und mich dazu noch hintergangen.

Vermutlich wäre mein aufgebautes Vertrauen zu ihr auf unbestimmte Zeit völlig verschwunden, was so viel bedeutete wie ein kompletter Neustart unserer Freundschaft.

Das war eines meiner größten Probleme; ich brachte es nicht fertig, Vertrauen aufzubauen.

Seitdem mich mein Dad geschlagen hatte und meine Mutter uns verlassen hatte, schien es unmöglich schwer zu sein. Dana hatte mir zwar gezeigt, dass es möglich war, aber in diesem Moment hatte ich Zweifel.

Richtige Zweifel.

Hinter mir erklangen Schritte und ohne mich umzudrehen, da ich mir eh sicher war, dass es Louis sein musste der mir da folgte, nahm ich die Beine in die Hand und versuchte so schnell wie möglich von hier zu verschwinden; für ein weiteres Gespräch hatte ich nämlich definitiv keine Nerven mehr.

MISTLETOE » LOUIS TOMLINSONWo Geschichten leben. Entdecke jetzt