03. DEZEMBER

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Q U I N N

Müde streckte ich mich und gähnte einmal ganz lange, bevor ich aus dem Bett hüpfte. Gestern war nach der Schule nichts mehr allzu Spannendes passiert. Mein Vater hatte mich nicht geschlagen. Okay, ich hatte mich ja auch gleich im Zimmer verkrochen und war nur zum Essen erschienen.

Heute startete ich ausnahmsweise Mal gut gelaunt in den Tag, nicht nur, weil ich endlich sozusagen eine neue Freundin hatte, sondern weil erstens Freitag war, und ich zweitens heute bei Dana schlafen durfte. Das hatten wir gestern ausgemacht, und meinen Vater hatten wir überzeugt, indem wir gesagt hatten, dass wir zusammen an einem Schulprojekt arbeiten müssten. Die klassische Ausrede eben.

Meiner Wange ging es ebenfalls besser, nachdem ich sie gestern Abend zirka zwei Stunden mit Tiefkühlerbsen gekühlt hatte. Etwas Besseres hatten wir nicht zuhause gehabt. Ich freute mich irgendwie schon tierisch auf heute Abend.

Da ich gleich nach der Schule mit zu Dana gehen würde, packte ich meine Schlafsachen auch gleich mit in die Schultasche ein.

Mit frisch gewaschenen Haaren stand ich vor dem Spiegel und überlegte ob ich meine Wange doch lieber nochmal überschminken sollte. Eigentlich sprach ja nichts dagegen. Und da ich sowas wie mit Louis gestern unbedingt verhindern wollte, war ich 100 Prozentig dafür es zu überschminken. Wenige Minuten später war ich fertig angezogen, und auf dem Weg zur Schule. Meine Tasche war heute um einiges schwerer, aber das lag an dem ganzen Übernachtungszeugs. Mit einem strahlenden Lächeln durchschritt ich die Eingangstür und stand in der Pausenhalle.

Mein Ziel war das Schließfach. Ich brauchte noch mein Musikbuch.

Im Musiksaal war so gut wie niemand, weshalb ich beschloss ein bisschen Klavier zu spielen. Meine Finger griffen zwischen die Buchseiten und zogen einen Zettel hervor. Darauf war mein selbstgeschriebenes Lied.

уσυ αη∂ ι stand in verschnörkelter Schrift ganz oben.

Und schon glitten meine Hände über die Tasten. Es war ein langsames und trauriges Lied, eigentlich hatte ich ja einen Songtext dazu geschrieben, aber ich hatte es noch nie geschafft diesen während dem Klavier spielen zu singen. Ich beendete das Lied, und vernahm auf einmal ein Klatschen hinter mir. Erschrocken fuhr ich herum und sah Louis im Türrahmen stehen.

»Kannst du das noch einmal spielen?«, fragte er.

Ich wollte ihm einen miesen Kommentar an den Kopf werfen, ließ es dann aber doch und spielte das Lied nochmal von vorne. Währenddessen setzte er sich neben mich und nahm den Liedtext in seine Hände. Eine wohlig weiche Stimme erklang, und ich musste feststellen, dass es Louis war, der da mitsang. Mir stockte der Atem und ich hätte fast aufgehört zu spielen. Mit einem Räuspern stieg ich schließlich mit in den Gesang ein.

Als das Lied beendet war, starrte er mich an.

»Hast du das geschrieben?«, wollte er erfahren. »Ja«, antwortete ich und zog das a in die Länge. Bevor er jedoch etwas darauf erwidern konnte, klatschte unser Musiklehrer, Mr. Bones, begeistert in die Hände.

»Das war einfach nur großartig!«

Wir fuhren auseinander und mir fielen alle Blätter auf den Boden. Hektisch sammelte ich sie auf und setzte mich an meinen Platz; Louis tat es mir gleich. Wir taten so, als wäre nichts passiert und warteten auf die anderen Schüler. Dana kam herein, und lief sogleich auf mich zu. Mit einem "Rums"-Geräusch saß sie auf dem Stuhl und grinste mich an. Ich grinste zurück und blickte etwas verlegen auf den Boden. Mir war die Sache von gerade eben noch immer peinlich.

»So, da nun endlich alle Schüler dieses Kurses anwesend sind, kann ich euch tolle Neuigkeiten mitteilen. Wie jedes Jahr führt unser Theaterkurs ein Weihnachtsstück auf. Diesmal hätten sie gerne musikalische Begleitung für zwischendurch und da habe ich mir gedacht, dass ihr bestimmt Lust darauf hättet.«

MISTLETOE » LOUIS TOMLINSONWhere stories live. Discover now