09. DEZEMBER

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Q U I N N

Gerade lag ich auf Louis' Couch, und wusste nicht was ich mit meinem Leben anfangen sollte.

Mir war zum Sterben langweilig und im TV lief überhaupt nichts, was mich auch nur annähernd interessierte. Gestern hatte ich mich nochmal mit Louis gestritten, aber jetzt gingen wir uns weitgehend aus dem Weg. Eigentlich wollte ich ja wieder von hier verschwinden, doch er hatte mich nicht gehen lassen.

Warum hatte ich bis jetzt noch nicht verstanden.

Es war doch bald Weihnachten.

Wieso kamen dann keine Weihnachtsfilme im Fernsehen? Ich verstand die ganze Welt einfach nicht mehr. Mein Blick fiel auf die Wanduhr, und ich musste feststellen, dass wir kurz nach elf hatten. Wo war er denn nur?

Mit einem Klick war die Kiste aus.

Leichte Kopfschmerzen meldeten sich zu Wort, und so beschloss ich etwas frische Luft schnappen zu gehen.

Draußen war es immer noch richtig kalt, vielleicht sogar noch kälter als vorhin.

Die Straße war halb zugefroren, auf dem Gehsteig hatten sie schon gestreut. Einzelne Schneehaufen lagen auf dem Weg herum, das Meiste war aber größtenteils schon wieder geschmolzen. Ob wir dieses Jahr weiße Weihnachten haben würden?

Was stellte ich mir da bloß wieder für philosophische Fragen.

Ein seltsames Geräusch ließ mich aufmerksam werden.

Es war fast keine Menschenseele mehr unterwegs, und ich bekam auf der Stelle Angst. Okay, es war eine sehr schlechte Idee gewesen, um diese Uhrzeit nochmal rauszugehen. Als ich an einer Seitengasse vorbeilief, erblickte ich den kleinen Park. Dieser war fast die einzige grüne Fläche in der Stadt. Schnell entschloss ich mich dazu, das restliche Stück zu Louis' Wohnung durch den Park zurückzugehen.

Doch auch diese Entscheidung erwies sich als schlecht. Denn mitten auf dem Weg standen zwei Gestalten, die eine war mir nur allzu bekannt. Louis drehte sich zu dem anderen Typen hin, und zückte ein weißes Tütchen aus seiner Jackentasche. Mir stockte der Atem.

Waren das etwa...?

Der Kerl griff danach, und legte ihm dann Geld in seine ausgestreckte Hand. Verdammt, ich musste so schnell wie möglich weg von hier, weg von ihm!

Mit meinem Schuh verhaspelte ich mich vor lauter Hektik an einem Stock, und fast hätte es mich der Länge nach hingehauen. Jedoch hört man das Knicken des Stockes, und Louis horchte auf. Wie von der Tarantel gestochen rannte ich los.

Mir war egal, dass sie mich gehört hatten, alles was zählte war, dass ich sicher zu ihm nach Hause gelangen würde. Und dann wollte ich meine Sachen packen und einfach nur noch verschwinden.

Er vertickte wirklich Drogen.

Drogen!

Ich konnte es nicht glauben. Verzweifelt raufte ich mir die Haare während ich meinen Weg fortsetzte. Wo war ich hier nur hineingeraten?

Vor der Haustür angekommen, nahm ich den Schlüssel, den ich bevor ich gegangen war noch eingepackt hatte hervor, und schloss die Tür auf. Hektisch sammelte ich alle meine Sachen zusammen und stopfte sie achtlos in die Tasche.

Hinter mir spürte ich einen kleinen Hauch, der mir sofort eine Gänsehaut über den Körper jagte.

Und dann war da dieser heiße Atem.

»Was hast du vor Quinn?«, raunte er.

Es war nur ein Hauch. Ein minimaler Hauch. Doch dieser Hauch alleine ließ mich schon zusammenzucken. Scheiße, Louis hatte mich verfolgt; er hatte mich also bemerkt. Oder war er einfach nur nach Hause gekommen, ohne davon zu wissen, dass ich ihn beobachtet hatte? Aber wieso sollte er sich dann so verhalten?

»Nichts. Wieso fragst du?«, erwiderte ich ebenso leise.

»Du bist doch gar nicht so unschuldig, wie immer alle behaupten. Ich habe dich gerade eben im Park genau gesehen. Das war keine gute Idee von dir, jetzt auch noch zu lügen. Was stelle ich nur mit dir an?«, verlangte er in einem bedrohlichen Ton zu erfahren.

Hart schluckend befreite ich mich aus seinem Griff und wich an die Wand.

Total beängstigt presste ich mich dagegen und versuchte den Blickkontakt zwischen ihm und mir zu vermeiden. Vorsichtig schritt er auf mich zu und fuhr mir mit seiner kalten Hand über die Wange.

»Quinn, hast du Angst vor mir?«, flüsterte Louis sachte gegen meinen Nacken.

Ein erneuter Schauder lief mir über den Rücken.

»N-nein...«, stammelte ich.

Und wie ich Angst hatte, diese Situation war geradezu gruslig. Er verängstigte mich sogar schon richtig. Aber das musste ich ja nicht unbedingt zugeben. Wie hieß es so schön? Man sollte seinem Gegner nie zeigen, dass man Angst hatte. Da ich mit dem Rücken zu ihm stand, drehte ich mich herum um ihm in die Augen zu sehen. Sein Gesicht war meinem nur allzu nahe, ich konnte seinen heißen Atem wieder spüren.

»Du würdest mir eh nichts tun...«, murmelte ich und das obwohl ich mir in diesem Punkt gar nicht mal so sicher war.

»Was versichert dich so?«, wollte er verwundert erfahren.

Na super. Was mich versicherte? Die nette Seite von ihm, die ein gutes Herz hatte. Das hoffte ich zumindest. Ich atmete tief ein, der Geruch seines Aftershaves stieg mir augenblicklich in die Nase.

»Gar nichts. Ich glaube es einfach, das reicht mir«, sagte ich mit fester und sicherer Stimme.

Er lachte einmal kurz auf und vergrößerte den Spalt zwischen uns. Seine Augen ruhten aber immer noch auf mir. Louis beobachtete jede meiner noch so kleinsten Bewegung.

»Glauben bringt manchmal nichts und das kannst du im Religionsunterricht tun, nicht hier, nicht jetzt, nicht wenn es um mich geht. Ich bin unberechenbar«, meinte er nun mit einem spöttischen Unterton und drehte sich einfach so um.

»Dann weiß ich es eben!«, rief ich und stellte mich vor ihm hin.

Louis guckte mich etwas erstaunt an, anscheinend hatte er nicht damit gerechnet, dass ich mich sowas trauen würde. Tja, eins zu null für mich, Tomlinson.

Sein Gesicht kam meinem wieder um einiges näher. »An deiner Stelle wäre ich mir da nicht so sicher.«

Diesmal war ich es, die sich von ihm abwandte, denn der Abstand zwischen unseren Gesichtern warmir eindeutig ein bisschen zu gering. Dieses mysteriöse Kribbeln machte sich wieder in meinem Bauch breit. Was war das nur? Langsam ging ich auf das Bett zu, und ließ mich nieder.

Louis folgte mir mal wieder.

»Du solltest jetzt schlafen. Morgen können wir ja nochmal unser Lied proben«, schlug er vor und wirkte wie ausgewechselt.

»Louis...morgen ist Wochenende und du erwartest jetzt ernsthaft von mir, dass ich schlafen gehen soll? Ich bin kein kleines Kind mehr und weiß selber was das Beste für mich ist«, empörte ich mich.

Ein klitzekleines Lächeln zierte seine Wangen, das Lippenpiercing glitzerte mal wieder. Mir wurde heiß. Was hatte er nur für eine Wirkung auf mich? Er war in diesem Moment, und auch vorhin schon so anziehend gewesen.

Ich wollte das doch gar nicht, mit mir stimmte irgendwas nicht.

»Lege dich einfach hin. Ich dusche schnell, und komme dann auch. Es sei denn du möchtest nun nicht mehr, dass ich mit dir in einem Bett schlafe?«

Da es mir relativ egal war, wo er die Nacht verbrachte, winkte ich nur ab und legte mich dann hin.

Dieser Junge hatte mich einfach fest im Griff. Ich hörte wie die Zimmertür geöffnet wurde, und daraufhin nahm ich das Geräusch der Dusche wahr. Einige Gedanken geisterten mir noch im Kopf herum.

Ich war schon halb am Schlafen, als sich Louis neben mir niederließ und mich so wie beim letzten Mal auch schon, an sich zog.

»Gute Nacht.«

Dann fielen mir die Augen zu, und ich versank in meiner eigenen Welt.


A / N :

Morgen ist Weihnachten und im Radio läuft gerade Let it Snow. Ach wie schön es doch wäre, wenn es wirklich schneien würde :c

MISTLETOE » LOUIS TOMLINSONWo Geschichten leben. Entdecke jetzt