6.

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Das Auto bleibt abrupt stehen. Mein Kopf knallt gegen das Metall des Transporters.
Die Türen werden geöffnet und ich werde von Anthony, welcher überraschend stark ist, hoch gehoben und in ein weißes Haus getragen.
Ziemlich sachte werde ich auf ein breiteres Bett gesetzt und der Stoff aus meinem Mund wird entfernt.

,,Seh' ich so zerbrechlich aus, oder warum behandelt mich jeder Typ wie eine kleine Puppe?"

Anthony kniet sich vor mich und entfernt die Kabelbinder von meinen Knöcheln. Er blickt hoch zu mir. Die aufgehende Sonne fängt sich in seinen braunen Haaren. Seine grünen Augen blicken in meine. Er lächelt schief. Warte... Schwärme ich grade?!

Schiefes Lächeln.

,,Nein. Ich kenne dich aber kaum." Ich würde nicht direkt sagen, dass er eine tiefe Stimme hat, aber tiefer als die Stimmen die ich sonst um mich habe, ist sie auf jedenfall. Eventuell finde ich sie auch anziehend.

,,Grade deshalb solltest du mit mir umgehen, als wäre ich der letzte Dreck." Ich schaue auf seine Hände.

,,Willst du, dass ich dich so behandel'?" Er lächelt mich wieder an.

,,Nein." Sage ich fast überhörbar. ,,Würde es nach Evan gehen-"

,,- du musst wissen, ich lasse mir nichts von Evan sagen."

Einen Wimpernschlag sagt keiner etwas. Seine Hände legt er kurz auf meine Oberschenkel, er zuckt aber sofort zurück."
,,Entschuldige." Sagt er.

,,Wofür?"

,,Ich weiss, du hast einen Freund."
Er weiss von Sam.

,,Hör' zu Anthony. Ich denke du kennst Evan noch nicht allzu lang?"

Er schüttelt seinen Kopf.

,,Egal was Evan will, er bekommt es. Ganz gleich welche Opfer er dafür aufbringen muss. Und ja, mein "Freund" hat den ähnlichen Gedanken wie du gehabt. Er hat sich ihm immer wieder widersetzt. Denke zweimal über deine Handlungen nach."

Er nickt. ,,Danke Hailey."
Anthony geht raus und schließt die Tür hinter sich.
An dem Tag geschah nichts. Ich bekam nichts zu essen, und sonst hatte man nicht von mir verlangt einen Ton von mir zu geben.
Es wurde Abend, und ich lag in dem Bett, in welches ich am Morgen hingesetzt wurde.

Irgendwann klopft es dann an der Tür. Anthony schaut mit dem Kopf rein und kommt wenige Sekunden danach ins Zimmer.

,,Hier-" Sagt er und hält mir zusammengefaltete Kleidung hin ,,- du sollst das anziehen."
Ich nehme es dankend an.
Anthony geht unsicher raus. Immer wieder auf dem Weg zur Tür blickt er besorgt nach hinten.
Für mich war klar, dass Evan schonwieder etwas geplant hatte.
Diese unsicheren Schritte, diese unsicheren Blicke die zu mir wanderten kannte ich.
Zuletzt vor knapp einem Jahr.
Sam hat sie nicht grade anders gemacht.

Ich zog mich bis auf meine Unterwäsche aus. Ich hob den Stofffetzen hoch, was sich einen Atemzug später als Reizwäsche entpuppte.
Ohne es wirklich zu wollen, verdrehe ich meine Augen.
Ich ziehe es trotzdem an, und anschließend den seidenen Morgenmantel in Schwarz.
Nicht ganze fünf Minuten später, betritt Anthony wieder das Zimmer.
Er schließt ab.
Ich springe sofort von meinem Bett auf.

,,Könnte jetzt unangenehm werden..." Er greift sich in den Nacken.

,,Was soll das?!"

,,Evan meinte ich solle dich testen."

,,Einen Scheiss soll der Testen!"

Anthony verbleibt Stumm.
,,Ich habe den Mist ganz sicher nicht für Mr. Cooper angezogen. Und erst recht nicht für dich!" Meinen Morgenmantel der sich geöffnet hatte, halte ich rapid zu, und binde einen Knoten in dem Gürtel.

,,Hör' zu Hailey. Dein Freund wird dich nicht finden. Wir sind in einer komplett neuen Gegenden. Eine Neubausiedlung. Er wird sie nicht kennen."

,,Was willst du von mir?" Frage ich panisch.

,,Eine Verbündete." Anthonys tiefe Stimme verbreitet sich leise im Raum.

Ich muss zugeben, ich schmunzel bei seiner Aussage. Aber so schnell wie es kam, verschwindet es auch wieder.
,,Woher weiss ich, dass Evan nicht mit drunter steckt?"

Anthony verdreht die Augen. Er kommt auf mich zu, ich allerdings schrecke zurück.
Ich laufe rückwärts gegen einen Wandschrank. Unsanft pralle ich dagegen.
Anthony stützt seine Arme neben meinem Kopf ab, und blickt mir tief in die Augen.
Hektisch bewegen sich seine Augen hin und her.
Ich presse mich gegen den Schrank, um nicht jetzt schon in peinliche Berührungen zu gelangen.

,,Weil du mir vertrauen kannst." Spricht er leise in mein Ohr. Ein Schauer ziert sich über meiner Haut.

,,Ich kenne dich... dich nicht." Stottere ich.

,,Dann lern' mich kennen." Er packt mich an den Hüften, sanft.
Seine rechte Hand öffnet den Knoten meines Mantels.
Ich merke wie ich ihm verfalle.
Behutsam und vorsichtig legt er seine Lippen auf meine, ehe sie sich synchron bewegen.
Den Mantel streift er von mir und lässt ihn zu Boden gleiten.
Ich runzel' meine Stirn, bis ich bemerke, was ich eben tue.

Ich stoße Anthony von mir, der mich im nächsten Moment verwirrt anschaut.
,,Ich... Kann nicht."

,,Du kannst."

,,Nein!" Schreie ich.

,,Dein Freund wird nichts davon wissen."

Ich schließe kurz meine Augen und schüttel' meinen Kopf.
,,Mein "Freund" wird der erste sein, der alles erfährt!"

Bleib' bei mirWhere stories live. Discover now