10. Zwiegespalten

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Ein schrecklicher Schmerz durchzuckte meinen Körper als ich zum gefühlt 100. Mal heute Morgen auf die Matte geschmissen wurde.

Ich wusste absolut gar nicht was Ivan damit bezwecken wollte oder besser gesagt was er mir dadurch beibringen wollte.

Als Maddi und ich vorhin die Halle betreten hatten, waren Ethan und Ivan schon am Trainieren gewesen. Ethan hochkonzentriert mit einem Bogen und Ivan drosch stur auf einen Boxsack ein. Fragt mich nicht woher er so viele Aggressionen hatte, dass er den Wunsch hatte einen armen Boxsack zu verprügeln, der nicht einmal etwas dafür konnte.

Auf jeden Fall wurden Ethan und Maddi sofort wieder weg geschickt. Ivan sagte er wolle allein mit mir trainieren und Ethan wäre dann für das mentale Training zuständig oder so ähnlich. Was genau er damit gemeint hat wusste ich selbst nicht so recht, doch das war ja bei Ivan die meiste Zeit so.

Nun ja wie dem auch sei, langsam aber sicher wurde ich wütend. Jedes Mal wenn ich versuchte aufzustehen warf er mich mit einem einzigen kräftigen Stoß gegen meinen Brustkorb wieder zu Boden. Ich konnte nicht einmal aufstehen um mich zu währen. Seit einer halben Stunde stand ich schon nicht mehr auf meinen eigenen Füßen und mein Rücken begann kräftig zu rebellieren.

Ich schaute ihn argwöhnisch an und hoffte inständig dass endlich Blitze aus meinen Augen geschossen kamen.

„Verzeih mir bitte wenn ich mit meiner Aussage falsch liege aber du wolltest mich als Geheimwaffe wegen meiner, nun ja, nennen wir es mal Fähigkeiten oder? Also warum zum Teufel fliege ich dann die ganze Zeit nur auf den Boden?! Das hat doch keinen Sinn! Zeig mir einfach was Brauchbares!" sagte ich mürrisch, mit einer Stimme vor Sarkasmus nur so triefend.

„Okay also 1. Musst du trotzdem das allgemeine Kämpfen beherrschen. Ob zur Selbstverteidigung oder zum Angriff ist ja vorerst mal egal. Und 2. Weiß ich was ich mache. Du kommst schon noch drauf, vertrau mir einfach." berichtigte er mich schelmisch grinsend. Anscheinend machte ihm das ja unheimlich Spaß.

Der hatte gut reden. Elender Klugscheißer. ‚Vertrau mir einfach'. Dass ich nicht lache!

Er wollte mich doch einfach nur fertig machen. Ich war so unglaublich wütend im Moment. Was hatte ich ihm denn bitte getan? ER wollte doch MICH dabei haben, nicht anders herum!

Wutentbrannt starrte ich ihn an und stand ein weiteres Mal auf. Dachte ich zumindest.

Erneut klatschte ich ungebremst auf die Matte, diesmal von einem lauten Aufschrei begleitet.

Für einige Sekunden wurde mir schwarz vor Augen. Das war endgültig genug. Ab jetzt sah ich rot!

Völlig in Rage schrie ich ein weiteres Mal. Doch dieses Mal war es kein Schmerzensschrei sondern ein Schrei vor Wut. Ich packte alle Gefühle die ich über die letzten Tage angestaut hatte in diesen einen Schrei. Wut, Trauer, Angst. Ich ließ alles einfach nur noch raus.

Mit voller Kraft auf Ivan.

Das Echo der zitternden Wände erfüllte die gesamte Halle und der Staub des bebenden Betons rieselte langsam auf meinen Kopf. Der ganze Raum, erfüllt mit dem schrillen Laut meines Schreis.

Ivan sagte irgendetwas doch ich war zu abgelenkt als dass ich das hätte mitbekommen können. Meine Sinne waren wie benebelt und tief in meinem Inneren begann sich langsam wieder dieser kleine goldene Funke auszubreiten. Sein Strahlen, das Licht und die Kraft übertrugen sich langsam über meine Venen in meinen gesamten Körper und erfüllten mich fast komplett.

Als meine Augen die Farbe dieser Macht angenommen hatten, war das Gefühl einfach nur noch unbeschreiblich. Es war als würde ich in einer anderen, bessern Welt in einem See aus flüssigem Glück baden. Ich wollte einfach in diesem einzigen Gefühl schwimmen und nie wieder aufwachen. Für ewig glücklich und erfüllt bleiben.

Doch ich wusste, wenn ich jetzt nicht losließ würde mich die Kraft übermannen und ich würde nicht mehr zurück finden. Ich würde explodieren, aufgrund der unerschöpflichen Quelle in meinem Inneren.

Eine leise Stimme in meinem Hinterkopf versuchte jedoch, mir wieder Verstand einzuflößen. Mein Gewissen ermahnte mich, und das nicht umsonst. Wenn ich jetzt losließ würde Ivan das vermutlich nicht überleben. Ich wusste nicht wie sich die gesamte Kraft auf meine Umwelt auswirken würde, wahrscheinlich wäre sogar die Halle eingestürzt.

Ich war im Moment komplett zwiegespalten. Mein Gewissen ließ nicht zu dass ich mich von meiner Kraft trennte, doch mein gesamter Körper verlangte wiederum erlöst zu werden.

Meine Nerven waren bereits jetzt schon viel zu lange bis aufs Zerreißen gespannt.

Gerade als ich mich instinktiv entscheiden wollte, wofür wusste ich nicht so recht, verspürte ich einen heftigen Schlag auf den Hinterkopf und die Sicht verschwamm vor meinen Augen.

Erschöpft und dankbar, dass mir die Entscheidung abgenommen worden war, sackte ich in mich zusammen und vergaß die Welt um mich herum komplett.

A/N: Wuhuu Ferien!!!

<3


Saphira - Tochter der ElementeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt