3 - Schmerzhafte Erinnerungen

152 19 3
                                    

Kapitel 3

Erschöpft lehnte ich mich auf die hölzerne Boxentür und versenkte seufzend mein rotes Gesicht in den Händen. Die große Box stand zwar schon lange leer, dennoch war ich noch nicht bereit, das, was sie vorher füllte, vollends loszulassen. Zu vergessen.

Der Wind schien ihre Haut zu zerschneiden und das dünne T-Shirt flatterte im Wind. Die kräftige Stute galoppierte ausgelassen über den langen, breiten Weg.

Der warme Atem des Pferdes strich mir über den Nacken und ich schob den Rigel der Tür beiseite, sodass ich den stämmigen Wallach hineinschieben konnte. Allein das Rascheln des Stohs unter seinen Hufen jagte mir einen Schauer über den Rücken.

"Willkommen in Box 21", flüsterte ich dem, mich aufmerksam beobachtenden, Tier zu.

"Danke", kam es mit einem leisen, rauen Flüstern zurück.

Ich zuckte zusammen. Hatte das Pferd gerade mit mir gesprochen? Nervös blickte ich mich um. Wurde ich nun verrückt? Pferde können nicht sprechen, rief ich mir ins Gedächtnis. Trotz alldem hatte dieses es gerade eben scheinbar getan und sah mich nun aus diesen dunklen Augen an.

"Was zum... wie heißt...", setzte ich an.

"Wie ich heiße?" Das Tier machte eine kurze Pause und schien zu überlegen "Luke."

Ein ungutes Gefühl beschlich mich und als ich meinen Blick durch die Stallgasse fahren ließ, bemerkte ich eine Bewegung im Augenwinkel. Ja, ohne Zweifel. An der Wand in der Ecke lehnte im Schatten eine Person.

Lachend parierte sie das Pferd durch und klopfte den sandfarbenen Hals. Die Stille an diesem Ort war beinahe paranormal und gerade weil diese Stille nur einige hundert Meter weiter komplett verflog, war es so ein unglaubliches Gefühl da zu schweigen.

"Aber wenn du seinen Namen wissen willst, dann ist es Sherlock. Sherlock Holmes", lachte der dunkelhaarige Junge und schritt belustigt ins Licht. Ich schnaubte.

"Oh, wie lustig!" Meine Stimme triefte vor Sarkasmus. Luke lachte.

"Tut mir leid, es war nur zu niedlich, wie dir das Kinn runtergeplumpst ist", grinste er süffisant. Die Hitze schoss in meine Wangen und ich versuchte mich an einem bösartigen Todesblick.

"Und das ist jetzt aber echt niedlich."

Mein Todesblick war doch nicht niedlich, sondern gefährlich. Niemand konnte dieser Wut entkommen. Okay, stopp! Von mir aus konnte ich nicht böse gucken, normalerweise sagte man mir das aber nicht ins Gesicht und es hatte mich erst recht noch niemand darum ausgelacht.

Am liebsten hätte ich ihm sein blödes Grinsen aus dem Gesicht geprügelt. Er konnte mich mal. Hätte er nicht einmal ernst sein können? Ein einziges mal?

Während ich kurz vor einer riesigen Implosion stand, strahlte Luke, als müsse er ein Wettgrinsen gegen die Sonne gewinnen.

"Hör jetzt endlich mal auf so blöd zu grinsen", zischte ich, worauf ich ein Lachen erntete.

"Ach komm, verstehst du denn gar keinen Spaß?" Ach, das Spielchen wollte er spielen? Mich erst bis zur Weißglut treiben und dann einen auf unschuldig machen?

Cross Canter (pausiert)Where stories live. Discover now