Kapitel 1

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Wieder war einer dieser Tage gekommen, wo ich nur Gedanken für Sie hatte. Das Mädchen von nebenan.

Gerade saß ich in meinem altbekannten Klassenraum und spielte nervös mit meinem Kugelschreiber. Ich schmiedete mir - mehr oder weniger - erneut einen Plan, wie Sie mich beachten könnte und wie ich Sie dazu bringe, ein Wort zu sprechen.

Nur ein einziges Wort, dass ihren Mund entkam. War das etwa zu viel verlangt?

Auch wenn ich ihre Stimme noch nie gehört oder wahrgenommen hatte, war ich mir sicher, dass sie wie Musik für meinen Ohren war.

Das einzige, was ich von ihr wusste war, dass Sie meine Nachbarin war und Sie in meine Parallelklasse ging. Wir hatten sogar einmal in der Woche den gleichen Kurs. Dort konnte ich Sie immer beobachten, nur leider war Ich ihr nie aufgefallen. Sie schenkte mir nicht einen Blick, obwohl ich wusste, dass Sie sich von mir beobachtet fühlte.

Wusste Sie überhaupt, dass wir Nachbarn waren?

Diese Frage stellte ich mir immer und immer wieder und nie konnte Sie mir sie selbst beantworten.

Wieso war ich so darauf konzentriert, Sie zum Sprechen zu bekommen?

Ich suchte womöglich einfach nur Freunde, aber warum ausgerechnet Sie?

Klar ich hatte Freunde. Zwei wundervolle Menschen, Lea und Patrick. Sie sind mir die wichtigsten von allen und aus irgendeinem Grund will ich, dass auch Henna ein Teil meines Lebens wird.

Ich seufze frustriert auf und ließ meinen Kopf auf die Tischplatte fallen, dabei hatte ich den Kugelschreiber fallen lassen.

Patrick - der neben mir saß - hob ihn schnell für mich auf und legte ihn in mein Mäppchen. Dankend lächelte ich ihn schwach von der Seite an.

Patrick klopfte mir aufmunternd auf den Rücken. „Irgendwann wird sie reden!", lächelte er mich an.

Ich lachte leise bitter auf und fuhr mir erst durchs Gesicht, dann weiter durch meine Haare.

„Keine Ahnung...", krächzte ich und sah ihn mit einem Schmollmund an.

Patrick schüttelte lächelnd den Kopf und widmete sich wieder den Unterricht. Ich konnte das leider nicht mehr,..leider schon seit Wochen nicht mehr.

Ich ließ meinen Kopf also auf dem Tisch liegen und schloss meine Augen - so konnte ich besser nachdenken.

Wieso war Patrick sich so sicher darüber, dass sie irgendwann mit mir reden würde?

Das sind definitiv viel zu viele Fragen für einen Pubertierenden, 16 Jährigen Jungen.

Doch das war ich gewohnt...

Die ganze restliche Stunde über hatte ich mir einen neuen 'Plan' ausgedacht, der Sie hoffentlich zum reden bringen würde.

Ich räumte nach dem wohlbekannten Pausen Gong meinen Platz auf und ging zusammen mit Patrick aus unseren Klassenraum.

Lea hatte es gut, sie ging nämlich mit Ihr in eine Klasse. Nur leider sprach sie auch kein Wort mit ihr,...wie gesagt, mit niemandem! Leider...

Kurz nachdem wir den Klassenraum verlassen hatten, lief Lea lächelnd auf uns beide, größere Jungs, zu und gab mir einen Wangen Kuss, während sie Patrick auf den Mund küsste.

Ob sie zusammen waren? Kurz gesagt: Ja.

Ich lächelte die beiden an und zappelte schon etwas unruhig herum, auch wenn ich wusste, dass ich heute wieder Fehlschlagen würde.

„Ich gehe dann mal...-", Lea unterbrach mich kichernd. „-dein Mädchen erobern, ist klar", verdrehte sie lächelnd ihre Braunen Augen.

Ich nickte hastig und pustete mir angestrengt eine Haarsträhne aus meinem Gesicht. „Wir sehen uns dann draußen?", fragte ich die beiden noch, währenddessen ich schon rückwärts los ging.

Beide nickten und ich drehte mich mit einem Lächeln um, ehe ich sofort auf Henna zu steuerte, die hingegen mit dem Rücken gekehrt zu mir an ihrem Spint stand und ihre Sachen einräumte - oder was auch immer.

Ich konnte sehen, wie sie den Kopf leicht nach links neigte und verschnellerte meine Schritte augenblicklich, da dies das Zeichen war, dass Sie mich wahrgenommen hatte.

Sie schlug ihren Spint zu und sofort erkannte ich ihre mir bekannten Lila bemalten Nägel, inklusive Ring.

Ich war gerade an ihr angekommen und genau dann, dann als das meine Chance war oder werden konnte, ging sie einfach ohne mit der Wimper zu zucken an mir vorbei.

Sie schenkte mir keinen Blick.

Ihren Geruch konnte ich dennoch aufnehmen und ich wusste nicht, wie sie es schaffte, immer so schön nach Natur und Früchten zu riechen.

Womöglich nur ein besonderes Shampoo, du Idiot!

Ich schnaubte verdächtigt auf und ging mit verengten Augen hinter ihr her, aber nur, weil ich zu meinen Freunden auf den Pausenhof gelangen wollte.

Mal ehrlich, was hatte Sie für ein Problem?

Ich rollte bei dem Gedanken meine Augen und stellte mich mit verschränkten Armen zu meinen beiden Freunden dazu.

Patrick umarmte Lea von hinten und hatte seinen Kopf auf ihren Kopf abgelegt. Verstehend sah er mich an.

„Unverändert?", fragte er nochmal nach, obwohl er wusste, dass es so war.

Ich nickte. „Unverändert", seufze ich.

„Leo, dass wird schon irgendwann!", munterte mich Lea auf - zumindest versuchte sie es.

Ich nickte nur abwesend, da mein Blick schon wieder auf Sie gerichtet war, Henna. Sie saß dort wie die Unschuld in Person und lernte - auf jeden Fall hatte Sie irgendein offenes Buch auf ihre Beine abgelegt.

Sofort wurde mein Blick wieder sanfter und ich starrte sie, wie immer, wortwörtlich an.

Natürlich hatte sie meine Blicke schon bemerkt, dass sah man ihr einfach an der Haltung an. Sie richtete sich ständig neu auf und tippte nervös mit ihren Fingern auf der Buchseite herum. Sie tat alles, was dafür sprach, außer eben mich anzusehen.

„Wieso sieht sie mich nie an?", fragte ich jammernd und wendete meinen Blick nicht von diesem Mädchen ab.

Patrick zuckte seine Schultern. „Tut sie bestimmt, nur merkst du es nicht. Du bist zu sehr auf das Gegenteil fokussiert, schätze ich", sprach er seine Meinung aus.

Ich sah kurz mit einem Seiten Blick zu ihm und musterte ihn eine Millisekunde lang, ehe meine Aufmerksamkeit wieder Henna galt.

Hatte er Recht? Nein, ganz sicherlich nicht.

Man merkte doch, wenn man angesehen wird und wann nicht, ich war doch nicht bescheuert.

Sie hatte jeden Tag einen grünen Apfel dabei, von dem sie ebenso jeden Tag genüsslich ab biss.

Wieso immer nur einen Apfel?
Wieso immer Lila Nägel?
Wieso immer dieser Natur Duft?
Wieso sprach Sie nicht?
Wieso macht Sie mich so neugierig?
Wieso zog Sie mich so an?

Ich könnte noch viele mehr Fragen aufzählen, nur keine könnte jemals die richtige Antwort bekommen - nur Sie wusste die wahre Antwort.

Ich bin wortwörtlich am Ende mit meinem Gedächtnis.

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Wie findet ihr den Anfang dieser Geschichte? Kommt ihr gut mit?

Ich hoffe irgendwer wird dies hier lesen, habe mir nämlich richtig Mühe gegeben :)

Habt ihr denn Fragen?

Freue mich über Votes und Kommentare ❤

Rechtschreibfehler etc. können ruhig gesagt werden :*

Josey x




Das Mädchen von nebenan Место, где живут истории. Откройте их для себя