#10

671 53 29
                                    

Nach einem anstrengenden Schultag, schlenderte ich widerstrebend in Richtung Spielplatz.

Warum sollte ich überhaupt auf diesen bipolaren Yoongi hören? Der wird eh von einer Sekunde zur Anderen sein Verhalten ändern: erst total verständnisvoll, hilfsbereit und auf den nächsten Moment abweisend und kalt.

"Ich müsste einfach Nachhause gehen. Er wollte doch, dass ich lerne 'Nein' zu sagen. Ich würde ihm dieses große genervte Nein in..-"

"Du wolltest mir etwas sagen?" erklang Yoongis spöttische Stimme plötzlich neben mir. Ich zuckte erschrocken zusammen und verdeckte mein, vor Scham rotangelaufenes, Gesicht hinter den Haaren.

"Ich habe nicht ganz gehört...Fing das Wort mit N an oder war es doch nur Einbildung?"fuhr er neckend fort.

"Duwolltestmichhiertreffenichbingekommenwaswillstdu," sagte ich unverständlich.

Ich wollte einfach, dass er schnell zur Sache kam und mich gehen ließ.

Erst als ich mir Yoongi genauer betrachtete, fiel mir auf, dass er nicht seine Schuluniform trug, sondern eine lockere Hose, ein loses Top und ne Cap. Mit der einen Hand lehnte er sich an den Felsen zurück und unter seinem anderen Arm klemmte ein Basketball.

Ich hob fragend meine Augenbraue, doch der Ältere deutete nur mit seinem Kopf auf das Basketballfeld,"Wärm dich schon mal auf."

Verblüfft starrte ich ihn an," W-wie jetzt?"

Er verdrehte genervt die Augen und zog mich an meinem Handgelenk zum Feld.

An der ganzen Sache gab es einen Hacken: Ich war verdammt dazu, unsportlich zu sein.

"Was bringt das? Ich bin nicht gekommen um Sport zu treiben. Ich dachte du wolltest reden?"

"Wir reden nach dem Spiel," antwortete er und dribbelte schon den Ball von einer Hand zur anderen, ohne nur einen Blick darauf zu werfen.

"Wir hören erst auf, wenn du richtig anfängs zu spielen und nicht mir vorsichtig hinterher läufst, als hättest du Angst ich würde dir gleich die Nase brechen,"beschwerte er sich genervt und blickte zu mir, während ich vergebens veruchte irgendwie diesem demütigen und lästigen Spiel ein Ende zu setzen.

Es regte mich auf, wie er während des Spiels Anweisungen gab und immer darauf herumritt, wie schlecht ich wäre und das ich zu nichts fähig sei.

"Du hattest bis jetzt nur einmal den Ball, kannst du dich mal zusammenreißen?"

"Kannst du aufhören mir Anweisungen zu geben?! ," platzte ich nun angepisst raus, kurz davor die Geduld zu verlieren,"Vielleicht würde es mir leichter fallen den Ball in die Hände zu kriegen, wenn du mir auch eine Chance geben würdest."

Von Wegen, er gibt mir eine Gelegenheit den Ball zu ergattern, scheiß Lügner...

Ich rannte ihm schon gefühlt eine Ewigkeit hinterher, doch konnte den Ball nur für einpaar Sekunden aus seiner Hand wegschlagen.
Ich lächelte triumphierend über sein unerwarteten Gesichtsausdruck und nahm die Chance endlich den Korb zu treffen.

Ich näherte mich dem, mir gegenüber liegenden, Korb. Adrenalin erfasste jede Zelle meines Körpers und als ich es schaffte, nach gefühlt drei Versuchen, diesen gottverdammten Ball in den Korb zu werfen. Schrie ich glücklich auf und sackte zu Boden.

Ich war kraflos und spürte, wie fertig ich mit diesem Yoongi und der Welt war.

Er kam auf mich zu,"Es ist schon fast dunkel, Jin Hyung macht sich bestimmt Sorgen."

Ich nickte schlapp.

"Na los, dann steh auf!"

Ich bällte meine Hände zu Fäusten und hatte ich den Drang meine gesammelte Wut und Frust rauszulassen. Doch das einzige was ich rausbrachte war ein Lachen.

Yoongi starrte mich verwundert an, während ich mich vor Lachen auf dem Boden wälzte.

Irgendwann nahm es eine hysterische Wendung, als sich plötzlich alle schlimmen Erinnerungen vor meinem geistigen Auge abspielen.

Ich bin so müde....

Ich konnte nicht mehr aufhören und schloss meine Augen, während ich mich an meinen Bauch hielt, weil es sich anfühlte als würde er gleich platzen.

Es tut weh...

Yoongi hockte sich vor mich hin und schaute zu, wie meine Augen langsam feucht wurden und aus meinem Lachen sich ein hysterisches Weinen ergab. Ich schluckste laut, bevor ich meinen Tränen freien Lauf ließ.

Mir war egal wer es hören konnte.  Egal, dass Yoongi mich dabei anstarrte und erst recht war es mir egal, ob ich mich jemals beruhigen würde.

Es fühlte sich gut an zu weinen, so offen und laut. Als wären meine Gefühle ewig in mir eingesperrt gewesen und traten nun zum Vorschein. Doch es tat auch so weh. Ein Teil wollte sich wieder schließen, mir sagen, ich sollte meine Schwächen nicht zeigen.

"I-Ich...w-warum tutt ihr mir d-das an!? Ich-ich habe euch doch nie was zu leide getan," weinte ich bitter und spürte wie mein Kopf vor Schmerz zu zerbrechen drohte,"WARUM LASST IHR MICH SO LEIDEN! ES TUT WEHH..Es tut so weh..,"Ich schlug mir mit meiner Faust leicht auf die Brust, um mich beruhigen zu können.

Yoongi setzte sich neben mich. Doch ich beachtete ihn kaum, und ließ alles raus was auf meinem schmerzenden Herz lag.

"Ich hasse es hin und her geschoben zu werden, wie eine Marionette!! Nur weil ich kein Platz auf dieser Welt finde, heißt es nicht, mich zerstören zu dürfen."

Wahrscheinlich war alles unverständlich, da ich das meiste rausflennte," Yoongi du kennst mich lange genug um zu wissen das du mich einfach alleine lassen sollst! Ich hasse dich! Ich hasse Jaebum! Ich hasse Syuri und ihre ganzen Anhänger! Ich hasse die Schule! Ich hasse..-"

Ich hielt mitten im Wort an, als Yoongi mich in den Arm nahm und mit der Hand leicht auf meinen Rücken klopfte.
Ich schluckste noch einpaar Mal und lehnte meinen Kopf gegen seine Schulter. Seine Wärme hatte eine tröstliche Wirkung und ich schloss meine Augen.

Ich wusste nicht wie viel Zeit vergangen ist, aber ich spürte wie Yoongi sich leicht räusperte und mich losließ. Ich wischte meine Tränen weg und vermisste schon jetzt die wohlige Wärme, die von seinem Körper ausging.

Als ich den letzten Schniefer machte, standen wir beide schweigend auf und gingen.

Ich verstand nun das Ziel unseres Spiels: Er wollte das ich aus mir gehe und einfach das rauslasse, was sich in mir gestaut hat.

Als wir still nebeneinader Nachhause gingen, stieß ich mit meiner Schulter gegen seine.
Er reagierte erst nicht. Als ich es wiederholte, drehte er sein Kopf leicht zu mir um,"Was?"

"Nichts. Ich habe nur das Gefühl du bist gar kein so großes Arschloch wie du von Außen wirkst."

Yoongi schaubte laut,"Woraus ließ sich das jetzt schließen?"

Ich verdrehte die Augen," Du hast dich nicht mit mir getroffen, um meine krassen Basketballskills zu testen."

Eines seiner Mundwinkel zuckte leicht, doch er versuchte angestrengt sein Lächeln hinter einer fragenden Miene zu verstecken,"Ich weiß nicht was du meinst?"

"Yahh!,"rief ich lachend aus und lächelte ihn gleich danach warm an,"Danke für heute."

Er nickte nur kurz.

"Grüß Seojin von mir,"verabschiedete er sich knapp. Ich winkte ihm noch hinterher, bevor er aus meiner Sichtweite verschwand.

You've reached the end of published parts.

⏰ Last updated: Nov 02, 2016 ⏰

Add this story to your Library to get notified about new parts!

Seize the Day | Yoongi *pausiert*Where stories live. Discover now