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Miso P.O.V

Wie jeden Morgen, holte mich mein Schulwecker aus den wunderschönen Träumen, die mich vor der kalten Realität bewahrten.

Ich stöhnte genervt und stand auf. Schlendernd bewegte ich mich in Richtung des Badezimmers.
Ich schaute mich im Spiegel an,

Tränensäcke check

Angeschwollene Augen check

fettige Haare check

Ich duschte schnell und stopfte mir zum Frühstück ein Sandwich in den Mund, während ich im Wohnzimmer saß. Die Küche war leider nur schwer zu betreten, durch mein idiotisches Handeln. Jin kam auf mich zu und drückte mir einen Kuss auf den Scheitel, "Morgen Prinzessin." Ich nickte mit vollem Mund.

"Zeig mal deine Wunde am Fuß,"sagte er. Ich schaute ihn schief an, doch er zog meinen Schuh aus und bekam meine Verbrennung zu sehen. Er kniff seine Augen zusammen und holte eine Creme aus der Hosentasche mit einem Pflaster. "Halb so schlimm Oppa,"gab ich mit vollem Mund von mir.

"Hätte Yoongi das nicht so beiläufig erwähnt, hättest du mit dieser Verbrennung heute rumlaufen müssen,"gab er leise von sich,"Miso, warum erzählst du mir nie was dir wiederfährt?"seufzte er verstört und ich konnte einen schimpfenden Unterton wahrnehmen, bevor er das Plaster auf die verarztete Wunde klebte und aufstand um mir die Hand zu reichen,"Kaja?"
Ich lächelte ihn an und nahm seine Hand.

Ich hatte eine super Beziehung zu meinem großen Bruder, er kümmerte sich gut um mich und ich um ihn. Es lag wahrscheinlich auch noch daran, dass Eomma und Appa uns frühzeitig verlassen hatten und wir nur auf uns alleine gestellt waren. Da Seokjin schon volljährig war, konnten wir auch ohne Erziehungberechtigte leben.

Mein Bruder fuhr uns zur Schule. Er parkte sein Wagen ein und schloss elegant die Tür hinter sich, während ich noch etwas brauchte um rauszuklettern. Ich war relativ klein und pummelig, genau Seokjins Gegenteil. Er war verdammt attraktiv, gut gebaut, groß und ein Mädchenschwarm der Schule. Während ich eher im Hintergrund stand, fast immer die gleiche Kleidung trug, mich nicht hübsch machte und zurückzog was große Menschenmassen anging. Ich hatte zerfranste schwarze Haare die mein leicht ründliches Gesicht umramte und ein Pony das fast meine Augen ganz verdeckte. Ich unterschied mich stark von den spargeldünnen Models oder den Schülerinnen mit schwunghafter Hüfte und großen Brüsten. Denn das einzige was bei mir schwunghaft und groß war, nannte sich Bauch.
Ich warf mir mein Rucksack über die linke Schulter und maschierte auf das Gebäude zu.

Jeder Unterricht verlief für mich gleich. Langweilig und lang. Es gab natürlich auch Fächer wie Psychologie und Philosophie die mir echt am Herzen lagen.
Ich liebte die Lehrer abnormal und genoß jede Stunde in der ich ihnen zuhören konnte.

Die Glocken leuteten und ich ging hoch auf die Dachterasse um mich auf der Wiese breit zu machen und mein Essen zu genießen. Es gab keine Menschenseele die sich mit mir hier oben aufhielt.

Ob ich mich in solchen Momenten einsam fühlte? Ja na klar! Aber wer wollte schon mit jemanden befreundet sein der an mangelndem Selbstwertgefühl leidete. Erst musste ich mich anfangen zu lieben, bevor ich mein Herz anderen öffnete.

Ich seufzte, während ich in mich ein weiteres Stück meines dritten Sandwiches stopfte. Ich schloss meine Augen und stellte mir vor, wie ich eine dieser wunderschönen selbstbewussten Models wäre, die tausend von Freunden hatten und von allen respektiert und geliebt wurden.

"Du hast Krümel auf deinem Mund,"hörte ich eine genervte Stimme über mir sagen und öffnete meine Augen um direkt in Yoongis zu schauen. Sofort senkte ich meinen Blick.

Ich setzte mich wieder auf und wischte mir mit meinem Unterarm über den Mund. "Elegant,"gab er von sich und schaute geradeaus.

"Was ist los Yoongi?"fragte ich ihn. "Dein Bruder ist gerade mit den Prostituierten beschäftigt, ich wollte mir deren Geschleime nicht anhören."

"Yahh nenne sie nicht so, sie sind keine!"meckerte ich ihn an. Um euch aufzuklären, er redete über die Schülerinnen, die sich an meinen Bruder hefteten.

Er schnaubte und schaute mich aus dem Augenwinkel an, "Ach ja? Sind sie nicht? Wieso benehmen und kleiden sie sich dann so, wie die freitzügigen Frauen am Straßenrand?"

Ich seufzte. Mit diesem Jungen war echt nicht zu reden. Der war bestimmt einfach nur neidisch auf ihn. "Und außerdem, musst du sie nicht auch widerlich finden? Sie machen dich doch schon seit einer Weile runter."

Mein Herz zog sich zusammen und ich schluckte schmerzhaft. Er hatte recht, seit einpaar Monaten mochte es, die Clique aus meinem Englischkurs mich zu terrorisieren und Schmerzen zu zufügen. Doch es lief schon eine Weile so und ich hatte mich irgendwie an die vielen Demütigungen gewöhnt. Ich zuckte nur die Achseln, legte mich wieder ins Gras und schloss meine Augen, als Zeichen er solle mich alleine lassen. Doch er ignorierte meine Andeutungen komplett und setzte sich neben mich.
Wir saßen still nebeneinander und schauten gen Himmel.

"Such dir Freunde Yoongi" sagte ich und brach damit die ruhige Stille.

"Das gleiche könnte ich auch dir raten."

Plötzlich hörte ich das Klicken der Tür und ein rascheln, welches immer lauter wurde, bis sich eine weibliche Stimme räusperte. Ich öffnete ein Auge und warf ein Blick auf ein Mädchen, vielleicht in meinem Alter, wenn nicht jünger. Sie stand direkt vor einem desinteresierten Yoongi.

"Hi,"gab sie schüchtern von sich. Ich beobachtete aus dem Augenwinkel das Geschehen, welches sich neben mir abspielte. Sie schaute schüchtern zu Boden und spielte mit ihren Fingern.

"Min Yoongi das ist für dich, bitte ließ ihn," bittete sie ihn verlegen, ihre Wangen färbten sich rosa, während sie mit zittrigen Händen ihm ein Brief entgegen streckte. Er schaute das Stück Papier abwertend an, bevor er kalt antwortete,"Wozu, behalt ihn."

"A-Aber er ist für dich.." gab sie leise von sich.
"Dann schmeiss ihn weg. Nerv nicht."

Ich hielt die Luft an, wie kann er nur so kaltblütig sein? Das Mädchen wollte nur das er ihren Liebesbrief annimmt. Es hieß ja nicht, er solle ihre Liebe erwiedern.

Das Mädchen zuckte zusammen und war ihren Tränen nah. Sie drehte sich schlucksend um und verließ schnellen Schrittes die Terasse. Ich schaute ihr hinterher und spürte wie mein Herz mit ihrem brach.

"Was sollte das?"fragte ich Yoongi entgeistert. "Was meinst du?"fragte er desinteressiert und legte sich auf den Rücken, während er seine Arme unter seinen Kopf legte.

"Hast du nicht gesehen das sie dir ihre Liebe gestehen wollte?"fragte ich und streckte meinen Finger in Richtung Tür aus. "Ja und."

"Weißt du wie das wehtut, wenn dich jemand so abserviert?"fragte ich ihn sauer.
"Nein kenne ich nicht, und wieso sollte es mich interessieren. Dieses Mädel geht mich nichts an."

Ich schnaubte verächtlich und konnte nicht glauben, dass es eine Person wie ihn auf dieser Erde gab, "Kennst du sowas wie Empathie, oder vielleicht menschliche Gefühle?!"

"Ja ich kenne diese Worte, zumindest weiß ich was sie bedeuten. Aber sie gehen mich ein fick an."

Ich schmiss frustriert meine Arme in die Luft. "Wow, du bist echt gut darin ein Arsch zu sein. Der Preis an den hohlsten Untermenschen geht an dich,Yoongi. Gratuliere."

Er setzte sich auf den Ellbogen ab und schaute mich wütend an.
"Und was ist mit dir Miss Aufopferungsvoll in Person?"

"Yahh, was ist falsch daran Menschen zu respektieren und ihnen helfen zu wollen?"

"Kümmer dich erst um dich selbst, bevor du an andere denkst!."

Seize the Day | Yoongi *pausiert*Where stories live. Discover now