Kapitel 8 - Emma

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Am liebsten hätte Emma sich übergeben, so flau war ihr im Magen. Der logische Teil ihres Verstandes erklärte sie für verrückt. Sie hatte schon so oft Zeit mit Regina verbracht. Zusammen waren sie in Nimmerland, Camelot und Underbrooke gewesen. Manchmal hatte sie Henrys Adoptivmutter öfter gesehen, als ihr lieb war. Trotzdem fühlte es sich so an, als würden sie sich heute zum ersten mal treffen, was dem Umstand geschuldet war, dass sie sich nicht trafen um irgendeinen höheren Zweck zu erfüllen oder Storybrooke vor seinem Untergang zu bewahren. Sie trafen sich aus freien Stücken, einfach nur um zusammen zu sein. Obwohl Emma sich nichts mehr wünschte, als Regina bei sich zu haben, hatte sie zugleich auch panische Angst davor etwas falsch zu machen und sie sofort wieder zu verlieren. Rationales Denken zählte gerade nicht zu Emmas Stärken.

Nach der Sache mit Killian war Emma vorübergehend wieder bei ihren Eltern eingezogen, was sie am heutigen Abend zutiefst bereute. Sie würden ihr Fragen stellen, die sie selbst nicht beantworten konnte. Außerdem fühlte sie sich wie ein Teenager, wenn sie den Klamottenhaufen auf ihrem Bett betrachtete, weil sie sich einfach nicht entscheiden konnte, was sie anziehen sollte. Nachdenklich strich sie über den glänzenden Stoff des rosafarbenen Kleides, das sie zu ihrem ersten Date mit Killian getragen hatte. Das einzige Kleidungsstück, dass noch im Schrank hing. Es hatte sich seltsam angefühlt so viele Komplimente zu bekommen, als würde man sie für etwas loben, das sie gar nicht war. Natürlich wollte sie Regina mindestens genauso gut gefallen, wie damals Killian. Aber was gefiel der Bürgermeisterin? Regina war alles andere als berechenbar. Emma fiel es schwer sie einzuschätzen und genau das machte die Sache so spannend.

Das einzige, das sich in diesem Moment für sie richtig anfühlte, war, als Emma zu dem Date zu gehen. Die Emma mit Ecken und Kanten. Also entschied sie sich für ihre schwarze Lieblingsjeans, in der sie sich schön fühlte.

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Mit feuchten Händen klingelte Emma an Reginas Haustür und verlagerte anschließend ihr Gewicht abwechselnd von Zehenspitze auf Ballen und wieder zurück. Aufregung war kein Ausdruck für das, was sie verspürte. Dabei hatte sie sich sonst auch nicht so angestellt, wenn sie eine Verabredung hatte. Sie rollte den Stengel der schneeweißen Rose, die sie vorher noch im „Game Of Thorns" gekauft hatte, zwischen ihren Fingern hin und her. Ihre andere Hand verharrte lässig in der Hosentasche, als Regina die Tür öffnete.

Dass Regina sich stilvoll kleidete, war nichts ungewöhnliches. Doch das Wissen, dass Regina dies am heutigen Tag nur für Emma getan hatte, verlieh dem ganzen eine andere Bedeutung. Emma suchte nach Worten, während Regina sich mit einer eleganten Handbewegung eine Haarsträhne hinter das Ohr strich, wohlwissend, was das in Emma auslöste.

»Du, uhm... siehst gut aus.« Verlegen sah Emma auf den Boden und vergaß dabei beinahe die Rose in ihrer Hand, deren Farbe zufällig perfekt zu Reginas nicht vollständig zugeknöpfter Bluse passte. Stumm reichte Emma ihr die Blume. In ihrer Vorstellung sollte das ein wenig anders ablaufen. Sie wollte diejenige sein, die Regina aus dem Konzept brachte und deren Charme sie nicht widerstehen konnte. Stattdessen war es wieder einmal Emma, die sich unfreiwillig von der Bürgermeisterin verwirren ließ.

»Danke, du auch«, sagte Regina und lächelte. Etwas war anders. Das Lächeln kannte Emma nicht. Es war weder sarkastisch trocken, noch süß-sauer. Es war auch nicht das liebevolle Lächeln, dass sie ihrem Sohn schenkte. Es lag Unsicherheit darin. Unsicherheit und... Angst.

»Regina, wir müssen das nicht machen, wenn du es nicht möchtest«, sagte Emma ohne zu wissen, wie sie mit einer Ablehnung seitens Regina umgehen sollte. Dafür ein Vergessen waren ihre Gefühle bereits zu stark.

»Doch!«, entgegnete Regina ohne mit der Wimper zu zucken. »Es ist nur... ich bin schon lange nicht mehr auf einem Date gewesen.«

»Ich auch nicht. Jedenfalls nicht auf einem, das mir etwas bedeutet hat.« Emma reichte Regina die Rose.

Broken CrownWhere stories live. Discover now