Kapitel 5 - Regina

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Als Regina in ihrem Haus ankam, war sie vor Schock kreidebleich. Sie war aufgeflogen. Emma Swan kannte ihr Geheimnis. Für sie hätte nichts schlimmeres passieren können. Ohne nachzudenken rannte Regina nach oben und packte eine Tasche mit den nötigsten Sachen zusammen. Sie konnte keine Sekunde mehr an diesem Ort blieben, weil es nur eine Frage der Zeit war, bis Emma oder einer der Charmings bei ihr aufschlug. Das war der Nachteil daran, dass sie jetzt eine Familie hatte: sie ließen sie nicht in Ruhe. Schnell kritzelte sie eine Nachricht auf den Notizzettel und legte diesen auf den Esstisch. Henry sollte sich keine Sorgen um sie machen. Dann huschte sie nach draußen.

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Ein paar Nächte verbrachte sie in einem Hinterzimmer der kalten und zugigen Herzkammer. Die Einsamkeit, die sie von früher kannte, kehrte zurück und nahm ihr jeden positiven Gedanken, der sich ankündigte, sofort wieder weg. Keine der Nachrichten auf ihrem Handy hatte sie geöffnet. Für sie spielte es keine Rolle, wie Emma empfand. Reginas Gefühle reichten aus, um Emma in Gefahr zu bringen. Ihr Schlafplatz war unbequem und je mehr die Temperatur draußen abnahm, desto qualvoller wurde der Aufenthalt. Regina wollte keine Magie benutzen aus Angst dadurch ihren Standort zu verraten. Sie war nicht bereit irgendjemandem unter die Augen zu treten. Keine Schwäche zeigen - das hatte ihre Mutter ihr immer gepredigt. Emma war ihre Schwäche. Emma war ihre Liebe. Und was mit Menschen passierte, die Regina liebte, war kein Geheimnis.

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Mit ihrem Auto hielt Regina ein paar Zentimeter vor der Grenze Storybrookes an. Das Schild mit der Aufschrift „Leaving Storybrooke" prangerte zu ihrer rechten. Sie müsste nur Gas geben, nicht einmal lenken, und schon wäre sie für immer aus Emmas Leben verschwunden. Emma wäre in Sicherheit. Henry wäre behütet. Alle wären glücklich. Verzweifelt klammerte sich Regina an das Lenkrad ihres Mercedes und ließ den Kopf darauf sinken. Jetzt konnte sie wenigstens keiner beim Weinen beobachten. Regina weinte nicht vor anderen Leuten. Niemals. Mit der Dunklen Macht würden sie auch ohne Regina fertig werden. Emma konnte die Stadt retten. Emma.

Mit einem Schleier aus Tränen vor den Augen, durch den sie kaum etwas erkennen konnte, kramte Regina in ihrer Tasche nach dem kleinen verzauberten Handspiegel. Eigentlich hatte sie sich aus Respekt vor der Privatsphäre ihres Sohnes geschworen nie wieder gebrauch von ihm zu machen, aber bevor sie Henry und Emma für immer den Rücken kehrte, wollte sie sich vergewissern, dass sie in Sicherheit waren. Und sie wollte die beiden noch einmal sehen, wenn auch nur indirekt.

Sie klappte den silberfarbenen Spiegel auf und wischte mit der Handfläche über die verspiegelte Fläche. Sofort erschien der braunhaarige Junge, wie er im Granny's saß und an seinem Handy spielte. Ihm gegenüber saß Emma, den Kopf in die Hand gestützt. Sie drehte einen Löffel in ihrem Kakao. Henry sagte etwas zu ihr, aber Regina konnte es nicht hören, weil der Spiegel ihr nur Bilder zeigte. Er funktionierte wie eine Art magische Überwachungskamera. Regina hatte es sich einfallen lassen, als Henry langsam anfing alleine loszuziehen. Der Junge war allerdings nicht blöd und hatte sofort gemerkt, dass seine Mutter ihn beschattete. Sie musste versprechen es sein zu lassen und bis heute hatte sich Regina auch daran gehalten. Plötzlich veränderte sich das Bild. Emma schien zu Husten. Sie packte sich an den Hals und rang eindeutig nach Luft. Henry sprang auf und rannte zu ihr. Auch die anderen Gäste nahmen Notiz von Emma und versuchten ihr zu helfen. Langsam rutschte sie von ihrem Sitz und sankt zu Boden.
Regina blieb der Atem im Hals stecken. Ihr Puls raste und ihr Herz dröhnte ihr in den Ohren. Mit Gewalt startete sie den Motor und riss mit quietschenden Reifen und dröhnendem Auspuff das Lenkrad herum. Jemand hatte Emma vergiftet. Es wollte sie jemand umbringen und zwar mit Magie. Eine gewöhnliche Vergiftung wäre nicht so schnell verlaufen.

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Ihre Gedanken überschlugen sich, als Regina die Tür zum Granny's aufstieß und zu Emma eilte, die reglos am Boden lag. Grob schob sie Ruby beiseite und kniete sich auf den Boden.

Broken CrownWhere stories live. Discover now