Kapitel 6 - Emma

892 56 1
                                    

Es war seltsam für Emma an der Tür von Reginas Anwesen zu klingeln, aber es würde auch nicht weiterhelfen, wenn sie einfach hereinstürmte und Regina mit allem konfrontierte, an das sie keine Erinnerungen hatte. Dann wäre sie ihr Herz schneller los, als sie Fluch sagen konnte, denn die Böse Königin zögerte nie lange. Nachdem Regina aus dem Granny's verschwunden war, war offenbar auch Zelenas Magie aufgebraucht, denn diese startete keinen erneuten Angriff. Sie verschwand einfach in einer grünen Wolke der Magie. Niemand wusste, wieso und weshalb die Hexe Emmas Erinnerungen stehlen wollte.

Für Emma stand es nicht zur Debatte, dass sie diejenige sein musste, die Regina daran erinnerte wer sie wirklich war. Snow hätte sie auf der Stelle umgebracht und Henry hätte sie nicht geglaubt. Die Böse Königin davon zu überzeugen, dass sie eigentlich gut war, konnte keine leichte Aufgabe sein. Für Emma kam es jedoch nicht infrage sie jetzt im Stich zu lassen. Sie würde sie an alles erinnern und dann würden sie Zelena gemeinsam besiegen.

Schwungvoll öffnete sich die auf Hochglanz polierte weiße Haustür. Als sich die Blicke der beiden trafen hoffte Emma kurz, sie würde sie wieder erkennen.

»Kann ich Ihnen helfen?«, fragte Regina und streifte sich mit einer Hand die hervorstehende Haarsträhne hinter die Ohren. Sie trug das gleiche graue Kleid wie an dem Tag, als Henry Emma nach Storybrooke gebracht hatte. Das Bild hatte sich in Emmas Gedächtnis eingebrannt und jetzt wurde ihr auch klar, wieso: weil es der Tag war, an dem sie ihre wahre Liebe zum ersten Mal gesehen hatte. Emma schmunzelte. Sie wusste genau, was zu tun war, um den Fluch zu brechen.

»Sie suchen Ihren Sohn. Ich weiß vielleicht, wo er sein könnte«, sagte Emma und versuchte die Unsicherheit in ihrer Stimme zu überspielen. Das konnte auch nach hinten losgehen.

Skeptisch musterte Regina sie und verschränkte elegant die Arme. »Und wer sind Sie, wenn ich fragen darf?«

»Ich bin Emma, Emma Swan. Und ich bin Henrys leibliche Mutter.« Emma steckte die Hände in die Hosentaschen. Die Regina, die da vor ihr stand, war es gewohnt, sich Respekt und Anerkennung durch Einschüchterung zu verschaffen. Bei Emma würde sie das nicht schaffen. Zumindest nicht heute.

Reginas höfliche Miene verfinsterte sich. Ihr Blick glitt an Emma herab, gefolgt vom Hochziehen einer ihrer perfekt geformten Augenbrauen. Nach einem kurzen Moment der Stille hatte sie sich offenbar für eine Strategie entschieden. Bestimmend machte sie einen Schritt auf Emma zu. »Möchten Sie ein Glas des besten Apfelweins, den Sie je getrunken haben?«

Emma biss sich auf die Lippe. Das waren genau die Worte, die sie zum ersten mal ins Haus der Bürgermeisterin gelockt hatten. Sie fand es auf seltsame Art und Weise amüsant, dass die sonst so toughe Regina keine Ahnung von dem hatte, was eigentlich vor sich ging. Also spielte sie mit und wagte ebenfalls einen Schritt nach vorne, sodass sie nah genug war um den Duft von Reginas schwerem Parfum wahrzunehmen. »Klar, wieso nicht.«

******

Emma folgte Regina ins Wohnzimmer, wo diese zwei Gläser mit der honigfarbenen Flüssigkeit füllte. Emma lehnte sich gegen den Türrahmen und beobachtete sie dabei. Regina war der einzige Mensch, den sie kannte, der tatsächlich hohe Schuhe im Haus trug. Kaum zu glauben, wie sie das, was sie fühlte, jemals mit Abneigung verwechseln konnte. Es erschien ihr unmöglich ihren Blick von Reginas eleganter Silhouette abzuwenden.

Regina reichte Emma das Glas, die gleich die Chance nutzte, um Reginas Hand kurz zu berühren und ihr eindringlich in die Augen zu sehen. Unweigerlich drängte sich die Frage auf, was passiert wäre, wenn sie Regina die Signale bei ihrer ersten Begegnung gesendet hätte. Wahrscheinlich genauso wenig wie in diesem Moment. Regina bedeutete ihr lediglich auf dem Sofa platz zunehmen. Im Kamin knisterte ein Feuer und erfüllte den Raum mit hölzernem, heimischen Geruch, ganz im Gegensatz zum Rest der sterilen Einrichtung.

Broken CrownWaar verhalen tot leven komen. Ontdek het nu