XXXVII.

3.1K 214 18
                                    

Da stand sie nun, komplett angespannt zwischen ihrer Freundin und dem Piraten, der um ein privates Gespräch mit ihr bat. Ablehnen konnte Adelaide es nicht – schließlich hatte Gabriella sie nach vorne gedrückt, was die Problematik mit sich brachte ihm die Konversation vorzuenthalten. Obwohl sie noch hoffte, dass ihr Onkel intervenieren würde, musste Allie feststellen, dass Frederick Kingston die ganze Szene mit einem entspannten Lächeln beobachtete.

Ein leichtes Gefühl von Betrug füllte ihr Herz; keiner würde sie aus dieser prekären Lage retten.

„Wenn du nicht mitgehst, schleppe ich dich zu ihm, Allie", flüsterte Gabriella plötzlich hinter ihr und Allie wusste, dass sie ihrer Freundin nicht entgegenzusetzen hatte. Sie wollte nicht fragen, warum die Rothaarige die Partei des Piraten ergriff, denn Gabriella mochte Hainsworth.

„Du musst ebenso eine Unterhaltung mit Mr Hillsfield führen . . .", fügte Adelaide in einem leisen Ton schnell hinzu, was ihre Freundin ein wenig provozieren sollte – ein Verhalten, das sie sich in den letzten Tagen angeeignet hatte.

„Sie wird sich geehrt fühlen mit Ihnen reden, Captain." Es war mehr als klar, dass die Schneiderin diese Situation als humorvoll empfand. Sie wusste, was der Pirat für ihre Freundin empfand und wollte nicht, dass beide sich trennen würden, ohne eine Unterhaltung geführt zu haben – hatte Gabriella doch bezeugen können, dass Allie den Kapitän ignorierte, was diesem wiederrum zu schaffen machte.

Trotz ihrer zitterigen Hände, versuchte Allie Haltung zu bewahren, als sie ihrem Gegenüber in die Augen starrte. Sie wollte keine Szene veranstalten, auch wenn es ihr unangenehm war, mit ihm alleine zu reden – was ihr nie Probleme bereitet hatte, nur seit dem Erfahren seiner Geschichte, Gefühle und das Vorenthalten sie nach Hause zu bringen, hatte Adelaide Schwierigkeiten ihn anzusprechen. Das schlechte Gewissen plagte sie schon Tage nach der Konfrontation und schätzte ihre Reaktion als übertrieben ein; aber sie wollte ihrer Linie treu bleiben und dem Mann nicht die Möglichkeit geben zu denken, dass sie schwach wäre – Auch wenn dieses Verhalten eher kontraproduktive Konsequenzen hatte, und Adelaide sich in die Vermeidung an einem Gespräch mit Hainsworth hineinsteigerte. Die Dunkelhaarige kam zu dem Entschluss, dass Ignorieren die Bindung zwischen ihr und Stellan komplett zerstören würde und es eher eine Schwäche sei, dem Gespräch aus dem Weg zu gehen.

Ohne ein weiteres Wort auszutauschen, folgte Adelaide dem Captain in einen separaten Raum. Die Stimmung in dem Zimmer konnte nicht stickiger sein und Adelaide marschierte schnell zum Fenster um dieses zu öffnen um den Blicken des Piraten zu entkommen. Der Gedanke nur noch nach Hause zu wollen, raste durch ihren Kopf und spiegelte sich in ihrer Mimik wieder. Wie unbeholfen sie sich fühlte – nach dem Angriff und dem Aufenthalt in einer Piratencrew, waren ihre Emotionen durch den Wind; Allie brauchte eine Pause, die sie nur in England bekommen könnte.

„Ich weiß Ihr seid noch immer verärgert und ich möchte mich aufrecht für mein Benehmen entschuldigen. Ich hätte Euch und Eure Freundin sofort nach Hause bringen sollen . . . Ich hätte jegliche Verantwortung getragen, falls etwas Vorgefallen wäre", sagte der Captain, dessen Stimme von Nervosität geplagt war. „Auch wenn ich alles getan hätte, um es zu verhindern."

Stellan war sich nicht sicher, ob er irgendeine Antwort erwarten würde. Die Stille war unangenehm, und dass sie ihm ihren Rücken zugewendet hatte, half ihm auch nicht ihre Gefühle zu analysieren.

„Es tut mir aufrichtig leid", wisperte er und griff nach der Kante des Schrankes an der Wand um sich abzustützen. Als kein Ton Adelaides Lippen verließ, drehte Stellan sich in Richtung der Tür, völlig getroffen von ihrer Reaktion. „Das heißt wohl Lebewohl."

Die Perle der SeeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt