XXVI.

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Nach minutenlanger Diskussion hatten der Captain und Emilia entschieden wieder zu dem Rest der Gruppe zurückzukehren. Obwohl die Bardame Stellan alles erklärt hatte, wollte sie nicht, dass Gabriella diese Information an diesem Abend erhalten sollte. Sie fühlte sich noch nicht bereit ihrer Tochter alles zu erzählen – auch wenn sie wusste, dass es dafür nie einen perfekten Zeitpunkt geben könnte. 

„Gab es ein Problem?"

Emilia blickte zu Gabriellas Sitznachbarn; ihre Augen wanderten kurz wieder zu Stellan, der ihr mit einem Nicken bestätigte, dass der junge Mann neben ihrer Tochter der besagte Edwin Hillsfield ist.

„Nein." Die Antwort war kurz und knapp.

„Danke Emilia", unterbrach der Piratenkapitän.

Die Genannte betrachtete noch einmal Gabriella, bevor sie wieder hinter der Theke verschwand. Es fiel ihr schwer einfach zu gehen.

„Du scheinst wohl Stammgast zu sein."

Stellan hatte sich wieder hingesetzt als Hillsfield ihm diesen Fakt präsentierte; seit fast zehn Minuten war die Gefühlswelt des fünfundzwanzigjährigen mehr als nur chaotisch – er versuchte einen Weg zu finden um Emilia die Gelegenheit zu geben mit ihrer Tochter zu sprechen, auch wenn die ältere Dame es nicht befürwortete so früh der rothaarigen Schneiderin erklären zu müssen, dass beide eine Familie seien. Er war so lange in seinen Gedanken vertieft, dass er nicht bemerkte, wie oft Edwin seinen Namen erwähnt hatte. Nur als er die Blicke der anderen wahrnahm, fokussierte er sich wieder auf die Personen vor ihm.

„C-Captain?" fragte Adelaide besorgt nach, der ihr kurzerhand seine ganze Aufmerksamkeit widmete.

Der besorgte Ausdruck, der über ihr Gesicht flog, ließ sein Herz fast aus der Brust springen, bevor ihm bewusst wurde, wie er Emilia helfen konnte. Niemand kannte Gabriella so gut wie Adelaide – wie auch immer diese Freundschaft entstehen konnte. Das einzige Problem, was diesen Plan beinhaltete, war die Konfrontation die ihn erwarten würde. Er müsste Adelaide mitteilen, dass er von ihrer und Gabriellas wahren Identität wusste. Der blonde Pirat war nur nicht auf ihre Reaktion vorbereitet; falls er es ihr erzählen würde, müsste er ihr auch seine ganze Situation erklären, seine Berufswahl eingeschlossen.

„E-es ist alles in Ordnung . . ." Seine Augenbrauen waren zusammengezogen und gab jedem damit Preis, dass sein Kopf nicht frei von Sorge war.

Adelaide wusste nicht, was sie von diesem Ausdruck halten sollte, als sie den Kapitän beobachtete. Es war offensichtlich, dass etwas nicht stimmte, er aber keinen einweihen wollte. Sie kämpfte mit dem Drang ihre Hand auf die seine zu legen und ihm somit Zuspruch und Unterstützung zu zeigen. Diese Geste war eine von der sie manchmal Gebrauch gemacht hatte; insbesondere bei ihm, weil sie schon seit dem Beginn ihrer Freundschaft seine leicht impulsive und unsichere Fassade gesehen hatte.

„C-Captain", kicherte Gabriella plötzlich, als sie sich nach vorne über den Tisch beugte und das halbvolle Glas in ihren Händen fest um krallte. „W-Wissen sie eigentlich . . ."

Die Rothaarige klopfte Adelaide leicht auf die Schulter, bevor sie ihren Mund wieder öffnete, um die Wörter entfliehen zu lassen, die nur so vom Alkoholkonsum beeinträchtigt waren. „Wissen s-sie wie ich Allen vor diesem f-fiesen Mann gerettet habe?"

Ein kalter Schauder lief über Adelaides Rücken, als Gabriella diese Äußerung ohne zu überlegen durch den Raum sprach. Dass die Schneiderin sie noch in Anwesenheit des Kapitäns als Allen bezeichnete, grenzte an ein Wunder.

Nicht nur ihr schien auf einmal schwindelig zu sein, als sie Edwins Blässe erkannte. Es war eine Sache Stellan Hainsworth mit Witzen und Kommentare zu verärgern, aber die Geschichte die Gabriella erzählen wollte, war keine Botschaft, die man dem blonden Piraten einfach so überbringen konnte – insbesondere, da es Adelaide betraf.

Die Perle der SeeWhere stories live. Discover now