XIX.

4.7K 287 10
                                    

Das bestürzte Gesicht, was Adelaide zeigte, sagte mehr als tausend Worte als die Truppe am Deck verweilte. Gabriella, die den Namen durch die Erzählungen ihrer Freundin kannte, wechselte den Blick zwischen Adelaide und dem Piratenkapitän. Ihre rasenden Gedanken deckten aber auch wieder die Worte auf, die sie schon einmal offen geäußert hatte: Mein Plan war doch nicht so blöd. In der Tat, diese Aussage würde sich noch öfters als nur zweimal bestätigen. Aber das wussten weder die Rothaarige noch ihre Begleitung.

Die Fassungslosigkeit, die Adelaides Augen ausstrahlten, verschwand nicht, denn die junge Dame hatte viele Fragen: Warum ihr Freund zu einem Piraten wurde, warum er verschwand ohne seine Gründe kundzutun und warum er seinen Tod vortäuschte – obwohl das nie bestätigt worden war, aber viele hatten dieses Gerücht als ein wahres betitelt. Sie dachte, dass er doch niemals einer solchen Tätigkeit nachgehen konnte; das Piraten Dasein war nichts, das ihm jemals zusagen könnte . . . Oder hatte sie sich geirrt? Dennoch gab es eine Frage, die sie nur dem Schicksal stellen konnte: Warum genau sie auf Hainsworths Schiff gelandet war. Die da oben im Himmel lachten sich wahrscheinlich tot – was bei Adelaides augenblicklicher Gesichtsmimik auch jeder tun würde.

Ihre blauen Augen richteten sich auf Edwin, dem der Namen des Piraten so einfach über die Lippen geglitten war – Er wusste also Bescheid. Sie wusste nicht ob es die Wut war, die in ihr entbrannte, oder die Enttäuschung, dass sie ohne Vorwarnung mit dieser absolut absurden Situation konfrontiert wurde – bei diesem Gedanken starrte sie wütend auf die Wolken, die den Himmel bedeckten, Der da oben musste wohl eine Komödie geplant haben bei der sie mit Gabriella zur Hauptbesetzung ernannt wurden waren. Es war wirklich schon fast belustigend, wie ein Spaziergang zu der Schneiderin ausarten konnte: Beide waren nun Schiffsjungen auf einem Piratenschiff im Atlantik, wo Adelaide feststellen musste, dass eine alte Bekanntschaft, die sie sehr vermisste, als Piratenkapitän auftrat. Und sie hatte ihn freudiger weise mit beschmutztem Wasser begrüßt. Es war schon fast ironisch, hatten die beiden sich ebenso vor fünf Jahren kennengelernt, als sie seine Kleidung mit ihrem Getränk beschmutzt hatte. Beide Vorfälle waren unüberlegte und ohne Absicht passiert. Wieder richtete sie ihre Augen gen Himmel und die umgebenden Personen fragten sich allmählich, was sie dazu antrieb Löcher in die Wolken zu starren.

„Allen?" fragte Gwen urplötzlich nach, und Stellan murmelte den Namen mit konfusen Gesichtszügen nach – ihm schien der neue Name wohl gar nicht zu gefallen.

„Ja", bestätigte die Adelige mit unsicherer Stimme, was sie eigentlich verhindern wollte. Ihre Nervosität sollte nicht do offen dargestellt werden. Ihr Blick wendete sich von Gwen wieder Richtung Himmel, als ihre Sicht von einem Schatten am Horizont gestört wurde. Sie neigte ihren Kopf zur Seite und kniff ihre Augen zusammen um das Objekt zu erkennen. Ihre neugierige Körpersprache blieb nicht unbemerkt – insbesondere nicht vom Piratenkapitän, der ihre Reaktion seit Minuten ins Detail studierte. Stellan lenkte seien Aufmerksamkeit schnell auf den Horizont und vergeudete keine Sekunde, als er die Segel erkannte.

„Die Franzosen kommen", verkündet er, woraufhin die gesamte Crew an ihren Platz ging; die nächsten Befehle beinhalteten das Setzen der Segel, sowie das Kommando sich Kampfbereit zu machen. „Hisst die Flagge! Ladet die Kanonen! Wir werden sie entern!"

Jeder an Bord wusste, was zu tun war, sogar Edwin, der sein halbes Leben beim Militär verbracht hatte, bekam eine Waffe in die Hand gedrückt. Nur Adelaide und Gabriella empfanden die Gesamtsituation als überfordernd.

„Es müssen wohl dieselben sein, die Highborough angegriffen haben."

„In der Tat, aber sie sind geschwächt. Wir müssen davon profitieren", antwortete der Kapitän einem seiner Crewmitglieder. „Wir werden dafür bezahlt und außerdem haben sie meine Heimatstadt angegriffen."

Die Perle der SeeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt