Kapitel 25

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22 Stunden 37 Minuten und 50 Sekunden ist es her, seit ich Nathan zum letzten Mal gesehen habe. So lange ist es her, dass ich zum letzten Mal in seine wunderschönen Augen sehen konnte. So lange ist es her, dass ich ihn das letzte Mal küssen konnte. Und so lange ist es her, dass ich ihm sagen konnte, dass ich ihn liebe. Und wie ich in liebe!

Doch das alles sind nur Erinnerungen, die sich auf ewig in mir einbrennen werden. Nathan hat mich verletzt. So fest, dass ich unfähig bin zu stehen. Ich will nicht mehr aus dem Bett gehen, möchte am liebsten darin sterben, weil ich weiß, dass ein Leben ohne Nathan sinnlos ist.

Ich weiß, dass Nathan mich liebt. Aber gerade deswegen, hätte er mich nicht so verlassen dürfen. Er behauptet, er tut das aus Liebe zu mir. Er will, dass ich ein besseres Leben führen sollte und das ohne ihn. Er meint, er sei eine Last für mich nur weil er kein Augenlicht erblicken kann. Doch das ist für mich irrelevant. Für mich spielt es keine Rolle, dass er auf jemanden angewiesen ist. Deswegen ist er schließlich keine Last. Er ist mein Glück. Aber das wollte er einfach nicht verstehen.

Irgendwie kann ich gar nicht realisieren, dass er wirklich weg ist.

„Harper, du kannst doch nicht den ganzen Tag vor dir hin denken!", sagt Mary und schaut mich aufmunternd an.

Sie kann sich leicht sprechen. Immerhin hat sie Robert, der nach wie vor mit ihr in Kontakt bleiben möchte. Ich habe mitbekommen, dass er sie morgen am Flughafen abholt. Ich dagegen werde mir ein Taxi nehmen müssen, weil Nathan sich aus meinem Leben verabschiedet hat. Einfach gegangen ist, ohne einen entscheidenden Grund.

„Ich will aber.", gebe ich nur von mir.

„Vielleicht steht er morgen doch am Flughafen, um dich zu begrüßen.", redet Mary auf mich ein.

Sie versucht, mich davon zu überzeugen, dass Nathan sich seinen Fehler eingesteht und mich morgen überrascht. Aber ich glaube das nicht. Nathan's Gesicht war so entschlossen, als er sagte, ich soll mich wieder neu verlieben. Aber dieses Versprechen werde ich ihm nie geben können. Denn ich liebe ihn. Und keinen anderen.

Tränen kommen mir über die Augen, als ich wieder an unsere Küsse und Unterhaltungen denke.

Wie kann Nathan das alles so einfach aufgeben?

Wie konnte er mir das antun und sich selbst?

Ich weiß, dass seine Entscheidung für keinen von uns beiden gut ist. Er meint, er würde mir etwas Gutes tun, dabei verletzt er mich zutiefst.

Mary hält mir ein Taschentuch unter die Nase und dankend nehme ich es ihr ab und wische damit meine Tränen weg, die in Endlosschleife hinunterrollen.

„Die Tränen sind es nicht wert, Harper." Mary streichelt meinen Rücken auf und ab.

„Ich liebe ihn aber so sehr." Meine Stimme klingt unter den Tränen zerdrückt. Schwach. Hilflos.

„Weiß ich doch." Mary nimmt mich in den Arm und wiegt mich wie ein Kleinkind hin und her, dabei flüstert sie mir beruhigende Wörter ins Ohr.

Doch das alles bringt mir nicht das, was ich wirklich will.

Das alles macht es nur noch schlimmer. Es macht mir deutlich, dass ich wieder alleine sein werde. Das dieser Urlaub für mich nur ein Abendteuer sein sollte. Das ich nie so ein Glück hätte, dass bei mir jemand bleibt.

Ich hatte zwar jetzt schon meinen ersten Kuss, doch einen Freund habe ich immer noch nicht. Nathan will keine Beziehung mit mir eingehen.

Weitere Stunden verbringe ich damit, mich auszuheulen, mir Vorwürfe zu machen, dass ich ihn einfach gehen habe lassen und mich dafür hassen, dass ich nichts unternehmen kann.

Dieser Urlaub ist für mich der beste und zugleich der blödeste, den ich je erlebt habe.

Jetzt habe ich wirklich Liebeskummer. Mit meinen Tränen lege ich mich unter die Decke und versuche nicht mehr an Nathan zu denken, doch irgendwie ist der der einzige Gedanke der in meinem Kopf ist.

Love Is Stronger (ABGESCHLOSSEN)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt