Kapitel 19

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Ein Tag ist es jetzt her, dass ich bei Nathan nur in Unterwäsche aufwachte.

Ein Tag ist es her, dass ich ihn das letzte Mal gesehen habe.

Liebe verbindet man nur mit Glück, Freude und Vertrauen. Eigentlich nur die positiven Dinge im Leben.

Doch wer denkt an die negativen Dinge, wenn man verliebt ist?

Wer macht sich im Voraus schon Gedanken darüber?

Liebe kann man genauso mit Schmerz, Leid und Hass beschreiben.

Nathan hat mir gezeigt wie es ist, verliebt zu sein. Wie es ist, einfach glücklich in seinem Leben zu sein. Sich wie ein Vogel zu fühlen, der sich frei bewegen kann. Der verliebt in der Luft schwebt. Der sich keine Gedanken über das Schlechte machen muss.

Doch genauso zeigt Nathan mir, wie es ist, die negative Seite der Liebe kennenzulernen. Er zeigt mir, wie weh es tut, einer Person nicht mehr in die Augen schauen zu können, obwohl man denjenigen liebt. Nathan zeigt mir, dass Liebe wehtut. Das ich mir wünsche, mich nie verliebt zu haben.

Kann man es rückgängig machen, dass man sich verliebt hat?

Schließlich kann ich meine Gefühle für Nathan nicht einfach wegdenken, obwohl er mich verletzt hat.

Mein Kopf ist gleich am Zerplatzen. Ich weiß nicht mehr, was richtig und was falsch ist. Ich spüre, dass ich Nathan liebe, doch dann denke ich wieder an den Schmerz, den er mir zugefügt hat.

Warum muss Liebe so kompliziert sein?

Mary hat heute zu mir gesagt, dass ich Liebeskummer habe. Aber kann man das wirklich so sagen?

Ein Klopfen an der Türe stört mich bei meinen Gedanken. Ich habe Mary extra gebeten einen Schlüssel mitzunehmen, da sie heute den Tag mit Robert verbringen wollte.

Wiederwillig stehe ich auf und öffne die Türe, die ich am liebsten gleich wieder zu schlagen würde.

Vor mir steht kein anderer als Nathan.

Der Nathan, der mit mir geschlafen hat.

Der Nathan, der mich verletzt hat.

Der Nathan, in den ich mich verliebt habe.

Wie ist er hier überhaupt hergekommen?

„Kann ich rein kommen, Harper?", fragt Nathan.

Sein Gesicht hat blaue Augenringe, als hätte er Nächte nicht geschlafen. Seine Haare stehen in alle Richtungen und ein leichter drei-Tage-Bart bildet sich in seinem Gesicht.

„Mach die Türe zu, wenn du im Zimmer bist.", sage ich nur und krieche wieder auf mein Bett und decke mich zu.

Nathan macht was ihm befohlen wird und tastet sich dann langsam nach etwas ab. Anscheinend sucht er das Bett, denn als er es ertastet, setzt er sich an die Kante.

„Was habe ich getan, dass du so kalt zu mir bist, Harper?" Nathan setzt ein trauriges Gesicht auf.

Jetzt will er also noch den Unschuldigen spielen?

Der Typ schreckt wirklich von nichts zurück.

„Das fragst du noch."

Abschaum ist in meiner Stimme zu hören.

„Ist es, weil ich nach unseren Kuss weggelaufen bin?", fragt Nathan.

„Du? Also ich habe das anders in Erinnerung, Nathan. Ich bin nach unserem Kuss gegangen und nicht du!", stelle ich klar.

Was bildet er sich ein.

„Das stimmt nicht, Harper. Ich bin weggegangen. Und danach hast du dich total betrunken und-.", weiter kommt Nathan nicht, denn ich brülle: „Weißt du was? Es ist mir scheißegal wer nach unserem Kuss abgehauen ist! Fakt ist, du hast mich in meinem Zustand ausgenutzt, Nathan. Du bist ein widerliches Schwein! Ich hätte echt nicht gedacht, dass du es so dringend nötig hast."

Völlig außer mir lasse ich ein Buch auf den Boden knallen.

„Harper, was sagst du da? Was meinst du damit?", fragt Nathan verzweifelt und schaut mich hilfesuchend an.

„Du willst, dass ich es dir sage?"

„Ja, ich will verstehen, warum du mich verstößt."

„Dann sag ich dir mal ganz genau, was du gestern mit mir gemacht hast, Nathan. Wer nach dem Kuss weggerannt ist, ist im Enddefekt egal. Wichtig ist, dass ich betrunken war. Und danach weiß ich gar nichts mehr. Aber ich kann eins und eins zusammenzählen! Gestern bin ich in deinem verdammten Zimmer aufgewacht und das nur in Unterwäsche! Mein Oberteil ist zerrissen und ich habe gestern Schmerzen gehabt, als ich aufgestanden bin. Und weißt du wo ich Schmerzen hatte? An meinen Beinen, Nathan. Und-."

„Harper, du glaubst doch nicht etwa das-."

„Lass mich gefälligst ausreden!", brülle ich aus meiner Kehle.

Nathan wird mucksmäuschenstill und das einzige was ich höre, ist sein schwerer Atem.

„Weißt du noch als du mir erzählt hast, dass du früher ein ziemlicher Frauenheld warst? Das du jede gefickt hast, die nicht bis auf drei auf den Bäumen war. Aber als die Ladys dann erfahren haben, dass der heiße Nathan keinen mehr sehen kann, wollten sie nichts mehr mit ihm zu tun haben. Und dann bin ich gekommen und war die perfekte Beute für dich. Hast du es echt so dringend gehabt, dass ich meine Jungfräulichkeit an dir verlieren musste und mich dabei nicht einmal mehr daran erinnern kann? Weißt du, wie deprimierend das für mich ist? Ich habe echt geglaubt du bist anders wie alle anderen Jungs. Aber du willst das gleiche wie alle. Ich habe dir vertraut, weißt du das, Nathan.", schreie ich.

Tränen überfluten mein Gesicht.

„Und weißt du, was das schlimmste ist, Nathan?" Kurz hole ich Luft und sage dann: „Ich Volltrottel habe mich ausgerechnet in dich verliebt!"

„Du...du hast was, Harper?" Nathan's Augen werden riesig und ihm kommen ebenfalls Tränen aus den Augen.

„Geh jetzt einfach, ich kann deine Anwesenheit nicht mehr ertragen.", bitte ich ihn ruhig.

Doch er rührt sich nicht, schaut mich nur erschrocken an.

„Ich sagte geh!", schrei ich dieses mal.

Und keine Minute später bin ich wieder alleine in meinem Zimmer.

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👉🏻 Glaubt ihr, dass Nathan das Gesagte wirklich getan hat?

ps: Dankeschön für über 800 Reads 😍

Love Is Stronger (ABGESCHLOSSEN)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt