Kapitel 2

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Im ersten Moment denke ich mir, ob ich richtig verstanden habe. Doch ich weiß, dass ich es gehört habe. Gehört habe, dass dieser Grünäugige Junge mit den haselnussbraunen Haaren vor mir kein Augenlicht hat. Diese wunderschönen grünen Augen sind einfach nur da, dass sie auch da sind. Sie erfüllen keine Aufgabe.

Mir schwirren hunderte Fragen im Kopf, doch ich weiß trotzdem nicht was ich jetzt zu Nathan sagen soll.

War er schon immer blind oder hat er durch einen Unfall das Augenlicht verloren? Wie bekommt er sein Leben ohne Sehkraft auf die Reihe?

„Ich...es-.", weiter komme ich nicht, denn Nathan unterbricht mich mit leiser Stimme. „Bitte sag jetzt nicht, es tut dir leid. Ich kann diesen Satz nicht mehr hören. Es ist immer dasselbe. Wenn ich es jemanden erzähle, dass ich blind bin, zeigt er nur noch Mitleid."

Wie Recht er hat.

„Magst du Kekse?", fällt mir ein um das Thema zu wechseln.

Okay. Ich weiß selbst das es nicht gerade der beste Themawechsel des Jahrhunderts ist, aber naja...

Ein raues Lachen entfährt ihm und lässt mich wieder in seine Richtung schauen. Ein Funken Hoffnung geht in mir auf.

„Du fragst mich ernsthaft ob ich Kekse mag?" Wieder entweicht ihm ein Lachen, welches mir Gänsehaut am ganzen Körper verschafft.

Die kleine Egoistin in mir ist froh, dass Nathan mich gerade nicht sehen kann. Er würde sofort merken, was er nur mit seiner Stimme mit mir anstellt. Ich will gar nicht mehr darüber nachdenken, wenn er mich berühren würde. Wahrscheinlich gehe ich dann in Flammen auf.

Schnell schüttle ich meinen Kopf um wieder auf normale Gedanken zu kommen und seine Frage zu beantworten.

„Naja...ich habe welche dabei und vielleicht willst ja welche?", sage ich ein bisschen schüchtern. Er hat mich eindeutig in Verlegenheit gebracht.

„Ich liebe Kekse. Ich würde gerne welche nehmen, wenn es dir nicht zu viele Umstände macht.", antwortet Nathan.

Ich fange ein meinen Kopf zu schütteln, denke aber dann wieder an seine Blindheit.

Am besten ich versuche es zu verdrängen, dass er mich und niemanden sehen kann.

„Es macht mir überhaupt keine Umstände. Im Gegenteil, ich würde die Packung eh niemals alleine schaffen." Dabei fische ich die Kekse schon aus meiner Handtasche heraus, die auf meinem Schoß liegt.

Als ich es dann endlich geschafft habe die Kekspackung zu öffnen, legte ich sie auf das Tischbrett, welches ebenfalls aufgeklappt wurde.

Einen schönen runden Keks in den Händen haltend überlege ich wie ich Nathan die Süßigkeit am besten überreichen soll.

„Nathan...", will ich anfangen, doch der grünäugige unterbricht mich.

„Ich strecke jetzt einfach meine Hand aus und dann kannst du es hineinlegen."

Warum bin ich nur nicht selbst darauf gekommen?

Ich gebe nur ein leises Okay von mir und warte darauf, dass Nathan seine Hand ausstreckt.

Seine Handfläche nach oben zeigend, hält er sie mir ein paar Zentimeter vor mir hin.

Als ich den Keks in seine Hand lege, berührt meine Hand seine.

Ein wohliger Schauer durchzuckt meinen ganzen Körper und aus Reflex ziehe ich meine Hand so schnell wieder weg, wie sie gekommen ist.

„Danke, Harper.", spricht Nathan und fängt an den Keks zu essen.

Love Is Stronger (ABGESCHLOSSEN)Where stories live. Discover now