Erst als ich sicher bin, dass sie wieder eingeschlafen ist, lege ich meine Arme um meine angewinkelten Beine und lehne meinen Oberkörper an die kühle Wand. Einzelne Tränen laufen über meine Wangen. Ich bin vollkommen aufgelöst. Balu hat sich am Fußende meines Bettes breit gemacht. Seine treuen Augen schauen mich an, so als wolle er sich vergewissern, dass es mir gut geht. Dann igelt er sich wieder ein und schläft weiter. Unter seinem Körper hat sich das Bettzeug dunkel verfärbt. Beim nächsten Waschen sollte ich ihn erst trocknen, bevor er in mein Bett kommt.

So langsam beruhigt sich auch mein Atem und mein Herz schlägt wieder in einem normalen Rhythmus. Während ich Balu beobachte, dessen Körper sich gleichmäßig auf und ab bewegt, werde ich schläfrig. Irgendwann kann ich die Augen nicht mehr offen halten und schlafe doch wieder ein.

Als ich am nächsten Morgen aufwache, sitze ich immer noch an der Wand und mein Rücken tut weh. Meine Haare kleben an meinem Gesicht und auch meine Kleidung klebt am Körper. Ich habe es geschafft für fünf Stunden zu schlafen, denn mittlerweile ist es acht Uhr.

Helen schläft noch, doch ich will nicht wieder einschlafen. Deshalb nehme ich mir Sachen aus dem Schrank und stelle mich erst einmal unter die Dusche. Das warme Wasser hat eine beruhigende Wirkung auf mich und auch mein Rücken tut nicht mehr so stark weh. Als ich fertig angezogen bin, schaue ich in den Spiegel. Meine Augen sind rot und darunter befinden sich tiefe Augenringe. Ich versuche sie mit kaltem Wasser etwas kleiner zu machen, doch es hilft nicht wirklich. Ich suche im Badezimmer nach Schminke, Helen hat bestimmt welche. Als ich endlich ein wenig Make-UP finde, versuche ich die Ringe so gut es geht zu tuschieren. Man kann sie zwar immer noch erahnen, aber von weitem dürften sie nicht weiter auffallen. Meine Haare lasse ich offen, damit sie auch ihren Teil dazu beitragen meine Augen zu verdecken.

Mein ganzer Körper fühlt sich steif an und der fehlende Schlaf macht sich durch eine drückende Erschöpfung bemerkbar.

Als ich das Bad verlasse, ist Helen auch schon wach. "Alles in Ordnung?", fragt sie und sieht mich besorgt an. Ich nicke und schenke ihr ein mattes Lächeln. Sie sieht immer noch skeptisch aus, aber belässt es bei meiner Antwort und geht ins Bad.

Erleichtert setze ich mich aufs Bett und kraule Balu. Ich habe ihn in letzter Zeit echt vernachlässigt und Helen hat sich besser um ihn gekümmert als ich. Da ich weiß, dass Helen noch eine halbe Ewigkeit im Bad brauchen wird, beschließe ich Balu schon mal zum Training zu bringen, ein bisschen Bewegung tut auch mir sicherlich gut.

Ich leine ihn an und laufe mit ihm durch die Flure bis zum Trainingsraum. Als ich ihn abgebe, berichtet die Leiterin, Nana glaube ich, von seinen bisherigen Leistungen und ich muss feststellen, dass Balu sich ganz schön gut macht. Ich bedanke mich bei ihr und gehe zurück zu unserem Zimmer. Als ich ankomme ist Helen noch immer nicht fertig, also setze ich mich wieder aufs Bett. Der kleine Spaziergang durch das Gebäude hat mir gut getan und so bin ich etwas entspannter.

Nach kurzer Zeit kommt Helen mit noch nassen Haaren aus dem Bad und wir gehen zusammen zum Frühstück. Wir setzen uns an unseren Stammplatz, als auch schon Mino und Louis kommen. "Verdammt, Keira, was hast du denn gemacht, dass du so scheiße aussiehst?", lacht Mino, als sie sich setzen.

Normalerweise würde ich ihn jetzt böse anfunkeln, aber stattdessen antworte ich nur "Hab schlecht geschlafen". Mino scheint zu merken, dass ich nicht in der Laune zum Scherzen bin und belässt es dabei.

"Also, was machen wir heute?", fragte Helen um die Stimmung ein bisschen aufzuheitern. Im Moment hab ich Lust auf gar nichts, aber ich halte einfach den Mund.

"Wie wäre es wenn wir mit Will pokern", schlägt Mino vor.

"Pokern?" Mit hochgezogener Augenbraue sehe ich ihn an. Was soll den Pokern sein? Muss man dabei jemanden verletzten? Ist das vielleicht eine neue Sportart, von der ich noch nichts gehört habe.

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