Du hast mir mein Herz gebrochen.

22 1 1
                                    

Ein kalter Windstoß kam mir entgegen und ich bekam eine Gänsehaut, als ich durch die in Schnee bedeckten Straßen lief, mit den Leuchtenden Laternen die einfach aussahen wie helle und strahlende Punkte, die abgesehen vom Mond Licht in das Dunkel der Nacht brachten. Das einzige was man in den leeren Straßen hören konnte, war der starke Wind, wie er durch die Bäume wehte, und die Blätter des Laubes durch die Lüfte flog, wie ein Tornado. Ich legte eine Haarsträhne hinter mein Ohr, was inzwischen bestimmt schon gerötet ist. Den Winter konnte ich mit einigen Personen in meinem Leben immer personifizieren.

Wunderschön aber Eiskalt.

Ich war gerade auf dem Weg nach Hause. Dort würden mich meine kleine Tochter, mein kleiner Sohn, und mein wundervoller Mann erwarten. Die Kinder freuten sich bestimmt schon.

"Mama, vergiss die heiße Schokolade nicht! Mit Marshmallows!"

Ein langes seufzen entkam meinem Mund. Auch wenn ich es in der letzten Zeit etwas schwer hatte, versuchte ich alles um meine Kinder glücklich zu machen. Denn eine gute Mutter versucht es immer, und es ist ihr egal ob sie einen schweren Laster auf der Schulter trägt. Es ist ihr egal, wie viel Schmerz sie im Moment leidet.

Ihre Kinder sind das wichtigste in ihrem Leben.

Ich sah mich um, und bemerkte, dass es wirklich viel zu ruhig war, was mir ein wenig Angst einjagte. Jedoch beruhigte mich der Gedanke, gleich einen entspannenden Abend mit meiner Familie zu verbringen.

Mir wurde etwas wärmer.

Ich lief an einer alten Gasse vorbei, die komplett in Dunkelheit gefüllt war. Plötzlich hörte ich ein langsames knirschen. Es ertönte immer wieder, als würde jemand auf dem Schnee, der auf dem Boden lag, treten.

Langsam bemerkte ich dass es Schritte waren, die immer lauter wurden. Ich dachte mir nichts dabei, und wollte weiter gehen, bis meine Augen sich an die tiefe Dunkelheit gewöhnt hatten. Ich sah eine Person, die langsam aus der Gasse kam. Ich konnte an dem maskulinem Körperbau und der Breite der Schultern erkennen, dass dies ein Mann war. Er hatte ein schwarzes Sweatshirt und eine lockere Hose in der selben Farbe an, seine Kapuze die über seinem Kopf lag, verdunkelte seine Augen in einer furchteinflößenden Weise. Ich schaute den Mann kurz an und lief dann weiter meinen Weg. Ich atmete tief ein, und wieder aus.

Plötzlich hörte mein Herz kurz auf zu schlagen -- als sich das ganz starke Gefühl in meinem Körper breit machte, beobachtet zu werden. Ich neigte meinen Kopf leicht zur Seite und haschte einen Blick über meine Schulter, um sicher zu gehen, dass da niemand war.

Falsch.

Es war der Mann in Schwarz. Mein Herz fing an zu rasen. Ich schaute sofort wieder nach vorne und versuchte nicht mehr nach hinten zu gucken. Ich sollte mich beruhigen. Wahrscheinlich folgte er mir gar nicht, sondern ging einfach zufällig den gleichen Weg, wie ich es tat.

Meine Beine bewegten sich automatisch schneller, und ich hatte Probleme beim atmen.

Ich lief um die Straßen Ecke und hoffte bald am Supermarkt an zu kommen.

Die Schritte wurden lauter, und genauso schnell wie meine. Der Mann verfolgte mich. Die Panik und das Gefühl von Angst vergrößerte sich im Nu. Meine Augen rissen sich weit auf, und ich fokussierte mich nur darauf so schnell wie möglich an einem sicheren Ort zu sein. Ich sah den Laden schon in der Ferne, und war etwas erleichtert.

Zu früh gefreut.

Mein leichtes Lächeln verschwand sofort, als ich vor der Ladentür stand, und auf das 'Geschlossen'- Schild starrte. Erst jetzt merkte ich, dass mein Körper zitterte. Wieso muss das gerade jetzt passieren?

Ein Seufzer entkam meinem Mund und ich drehte mich langsam um. Das Blut gefror mir in den Adern und mir stockte der Atem, als ich in das Gesicht des Mannes sah, der nun vor mir stand.

Die blasse Haut.

Die dunklen Ringe unter seinen tief stechenden blauen Augen.

Das weite Grinsen.

Ich schaute tief in seine Seele und versuchte zu erfahren, was er gerade in diesem Moment fühlte.

Hass.

Es war purer Hass in seinen Augen zu sehen, ja es war Hass, selbst wenn er grinste. Es war Hass.

Hass und Wut.

Alles in einem, machte er einen verrückten Gesichtsausdruck.

Verrückt konnte es nicht mal beschreiben.

Wie weit seine Augen aufgerissen waren, die Iris, die seine Augen größer schienen ließen, und das große Grinsen, dass in seinem Gesicht wie versteinert aussah.

"W-Was..", entkam aus meinem Mund und ich schaute den Mann angsteinflößend an.

"Wie.. Warum.. Was willst du-"

Mein Mund öffnete sich weit auf.

Schmerz.

Alles was ich in diesem Moment fühlte, war der unglaublich große Schmerz in meiner Brust und die Traurigkeit die sich in meinem ganzen Körper breit machte. Ich schaute ihm in die Augen. In diese blauen, stechenden Augen. Ich bekam kein Wort raus. Nur ein Ächzen unterbrach die Stille. Meine Lippen zitterten und ich senkte meinen Kopf nach unten.

Ich sah das Messer, das in meiner Brust steckte und mein Herz durchbohrt hat.

Ich sah das Blut, dass langsam über meinem Bauch floß.

Ich sah wie das Blut auf dem Schnee tropfte, und wie die weiße Farbe sich sofort durch die Flüssigkeit in eine rote Pfütze verwandelte. Die Hand des Mannes zog das Messer aus meiner Brust und ich fiel auf dem kalten Boden. Ich versuchte irgendwie die Blutung zu stoppen, ich versuchte um Hilfe zu schreien, doch es war niemand da, der mich hören könnte. Heiße Tränen liefen meinen Wangen runter, und ich fühlte das nasse Blut in meinen Händen.

War's das? War das, das Ende? Werde ich meine Kinder nie wieder sehen? Werde ich meinen Mann nie wieder sehen?

Ich wollte das nicht. Nein.. Nein.. Das.. darf nicht sein.

Aber was sollte ich tun? Es war nun Zeit. Das ist das Ende. Alles was ich je wollte, war glücklich zu sein. Und ich fing auch an glücklich zu werden.

Wieso muss immer alles schief gehen, wenn ich so nah am Glück bin?

Ist das mein Schicksal?

Ich schaute kurz nach oben, als meine Augen nur noch halb offen waren, und der Mann schaute auf mich mit dem gleichen Grinsen herab.

Doch sein Grinsen verschwand langsam. Er kniete sich vor mich, und nahm mein Gesicht in seine kalten Hände. Er schaute mir tief in die Augen.

"Du zwingst mich dazu.", sagte er leise.

"Du hast mir mein Herz gebrochen."

-

The worlds between usWo Geschichten leben. Entdecke jetzt