17.

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Margaret

Ich schloss die schwere Tür hinter mir und war allein in meinem Zimmer.
"Gott, Margaret so kann das doch nicht weitergehen", murmelte ich leise verzweifelt zu mir. Ich konnte Raphaels Blicke nicht mehr ertragen. Seine großen, melancholischen Augen, die bei jedem meiner Schritte auf mir ruhten, zerstachen mein Herz. Und wenn ich Henry sah überschlug sich alles in mir.
Ich hatte absolut keinen Plan was ich wollte oder fühlte.
Am liebsten wäre ich zu Raphael gegangen und hätte ihn geküsst und in den Arm genommen, aber dann hätte ich dieses Gefühl plötzlich bei Henry und dann wurde mir wieder bewusst was für ein schlechter Mensch er doch eigentlich war.  wirklich viel mit ihm geredet und alleine, wie er mich bei der Verlobungsfeier stehen gelassen hatte für die anderen Leute sollte mir bewusst machen wie viel ich ihm bedeute.
Aber irgendwie war etwas anders.

Ich entfernte die weiße Haube aus meinen Haaren, die ich den Tag über getragen hatte und entflocht mein widerspenstiges Haar.
Dann rief ich das Mädchen, um mir aus dem komplizierten Kleid zu helfen. Als ich endlich bettfertig war, ich dem Mädchen gedankt und es raus geschickt hatte, die Vorhänge selber geschlossen hatte und schließlich meine Bettdecke zurückschlug fand ich dort ein Stück zusammen gerolltes Papier.
Zögerlich nahm ich es und rollte es auf.

Margaret,

Ich warte um Mitternacht am See auf dich.
Love, R.

R.? Raphael! Es musste von Raphael sein. Aber wie ist er bloß in mein Zimmer gekommen? Und wollte ich ihn überhaupt sehen, ich konnte ihm doch nicht mehr in die Augen sehen. Wahrscheinlich wollte er mir Vorwürfe machen. Ich hatte es auch verdient. Wie selbstsüchtig es von mir war, an etwas zu glauben, dass von vornherein keine Zukunft hatte. Ja allein es in Betracht zu ziehen.
Und trotzdem streifte ich mir ein einfaches Kleid und einen weiten Kapuzenumhang über, stapfte langsam die große verlassene Treppe hinab und verließ das Haus durch den Dienstboteneingang in Richtung der Ställe.
Draußen war es zwar dunkel, der Mond schien jedoch fast voll und gewährte mir Licht.
Ich verzichtete darauf mein Pferd zu satteln und setzte auf meine Reitkunst, das Aufsteigen gestaltete sich als schwieriger, als gedacht. Immer wieder versuchte ich mit Schwung mein Pferd zu erklimmen und immer schreckte es weg oder ich hatte zu wenig Schwung.

Ich hätte vor Ärger schreien können, aber ich durfte keine Aufmerksamkeit auf mich lenken.
Vielleicht sollte ich das Pferd doch satteln, nur hatte ich wenig Ahnung wie, ich konnte ja schlecht einen Stallburschen fragen, ob er das für mich erledigen könne.
Nun so schwer konnte das ja nicht sein, und während ich noch so nach dachte, wie ich das am besten anstellen sollte, trat eine zierliche Gestalt aus dem Schatten.
Es war dunkel, doch das hatte keine Auswirkung auf das Funkeln ihrer Augen. Sie funkelten hämisch und voller Bosheit. "Nun mein liebes Fräulein, wohin müssen wir so spät des Nachts? Oh, und spare dir deine armselige Erklärung, ich kann es mir denken. Allerdings habe ich gedacht, ich hätte klar gemacht, dass mein Mann zu mir gehört und nicht zu einer dahergelaufenen Dirne, wie dir. Was wird wohl dein Verlobter dazu sagen."

Ich war sprachlos. Nun ja das war für mich nichts besonderes, aber der Schreck fuhr mir durch Mark und Bein. Wie hatte sie...
Aber noch während mein Gehirn nicht auf einen solchen Schreck vorbereitet war und versuchte diesen zu verarbeiten, floss ein Strom von Worten aus meinem Mund.

"Wie kannst du es wagen, so mit mir zu reden? Wir gewähren dir Schutz und Obdach und du spionierst mir nach und unterstellst mir haltlose Dinge. Nein, dem nicht genug, du beleidigst mich und drohst mir.
Aber eins kann ich dir sagen meine Liebe, du gehst jetzt wieder hoch und dieses Gespräch hat nie stattgefunden, oder; ich gehe zu meinem Vater und berichte ihm von jedem deiner hässlichen Worte, und ich schwöre dir, er wird dich an die Soldaten des Königs verraten. Mein Vater würde um keinen Preis meine Ehe mit Henry auf's Spiel setzen. Niemals. Dafür hat es ihn zu viel geskostet und er hat zu hart dafür gekämpft, um es wegen DIR in Frage zu stellen. Was bildest du dir eigentlich von dir selber ein?
Und am Ende verlierst du dein Leben und setzt Raphael's auf's Spiel. Wie kann man nur SO eine boshafte Person sein, wie du es bist? Wie kannst du nur mit dir selber leben?"

Das Funkeln ihrer Augen erstarb jäh.
Mary schluckte und atmetete tief ein.
Dann machte sie auf dem Absatz kehrt, drehte sich noch ein letztes Mal um, nur um mir doch noch einen ihrer Giftblicke zu zuwerfen, dann verschwand sie in der Nacht.

Guter Gott, was war bloß in mich gefahren? Ich hatte...Ja ICH hatte ihr wirklich gedroht. Ich war überrascht und erfreut von mir selber, so war es so spät am Abend und es huschte doch noch ein Lächeln über mein Gesicht.

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⏰ Letzte Aktualisierung: Nov 22, 2020 ⏰

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