2. Kapitel „Ich passe auf ihre Tochter auf."

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„Warum ist denn alles so schlimm für dich? Bin ich nicht dein Typ? Ist dir beim Kissen zerboxen ein Nagel eingerissen?"

„Ich, äh, nein, ich meine, äh, das geht dich gar nichts an!" Ich drehte mich zum Fenster und schaute hinaus. Das Sofa knarrte wieder.

„Ich will nur wissen, was dich so bedrückt. Vielleicht kann ich dir helfen?" Layne legte eine Hand auf meine Schulter. Ich schob sie schnell weg und ging durch mein Zimmer. Mit wütender Stimme sagte ich:

„Ich brauch keine Hilfe! Ich will nur normal sein. Mich mag doch sowieso keiner mehr, wenn er alles über mich weiß."

„Versteh ich nicht! Du bist hübsch, groß, du bist relativ nett und du wärst der Jungenschwarm an meiner Schule. Diese Macke muss aber verdammt doof sein, denn du bist perfekt. Zumindest wirkst du so." Oh Gott! Er findet mich perfekt... aber das bin ich doch gar nicht. Nein du darfst nicht weinen. Du bist stark! Scheiße!

„Scheiße!" Mir liefen die Tränen an der Wange runter.

„Du musst doch nicht weinen, das war ein Kompliment. Was bedrückt dich nur so, dass du auch noch weinen musst?" Es klingelte an der Tür. Immer und immer wieder! Ich lief mit ihm im Schlepptau die Treppen runter und wischte mir mein Gesicht im Laufen ab und öffnete die Tür. Meine Eltern und ein Doktor kamen ins Haus gestürzt.

„Maus, wie geht es dir? Dein Kontrollgerät hat geblinkt" Sie rissen mich mit sich. „ Du bist kurz vor einem Zusammenbruch..." Das war das letzte, was ich hörte, dann flog ich in eine Traumwelt: Layne und ich lagen auf einer Wiese. Er nahm mich in den Arm. Wir schauten uns tief in die Augen und... da wurde ich schon wieder aus meiner Traumwelt gerissen. Meine Mutter saß neben mir auf dem Sofa und hielt meine Hand, er saß gegenüber von mir und starrte mich an. Mein Vater sprach mit ihm. Sein Unterkiefer klappte runter.

„Nein, nicht Dad. Neeeiiiinnnn!!!" Ich brüllte, sodass meine Mutter zusammen schreckte. Es hätte was werden können, wir hätten Freunde werden können, aber nein, mein Vater macht alles kaputt. Er wird gleich aufstehen und weglaufen. Ich weiß es, er macht das genau wie alle anderen in den Filmen. Er läuft weg und kommt nie wieder zurück, weil er ja mit mir oder meiner Krankheit nicht leben kann.

„Ich will mit ihm sprechen, bevor er geht!", sagte ich zu meiner Mutter. Er soll wissen, dass ich ihn doch mag und dass ich ein wissenschaftliches Objekt bin, das noch mitten in der Forschung steht, dachte ich. „Bitte Mum, lasst mich mit ihm alleine." Sie nickte und ging mit meinem Vater an der Hand nach draußen. Als sie die Tür geschlossen hatten, setzte Layne sich neben mich und nahm mich in den Arm. Sein Oberkörper war muskulös und warm. Ich fühlte mich in seinem Arm geborgen. Er war wie eine Droge. Seit er hier bei uns aufgetaucht war, konnte ich nicht genug von ihm bekommen. Er löste die Umarmung.

„Ist es wahr?"

„Was hat dir denn mein Vater erzählt?", fragte ich leise.

„Na ja, das mit der Blutgruppe, den Verletzungen und so. Du tust mir total leid, damit hab ich echt nicht gerechnet. Entschuldige, dass ich dich vorhin wütend gemacht habe."

„Vergeben", antwortete ich ihm zart und schmiegte mich wieder in seine Arme. Layne hielt mich fest an sich gedrückt.

„Julie, ich lass dich nicht alleine, jetzt und später nicht! Ich bleib bei dir", sagte er nach einer Weile und ich spürte, wie er leicht zitterte.

„Danke", flüsterte ich so leise, dass er es wahrscheinlich gar nicht gehört hatte.  

„Vielleicht kann ich deine Eltern überreden, dass wir beide rausgehen dürfen." Er lächelte das unwiderstehlichste Lächeln, das ich je gesehen hatte. Meine Hand umschloss seine und wir gingen zusammen zu meinen Eltern. Sie standen in meinem Zimmer und betrachteten die kaputten Kissen und die vielen Federn, die im Zimmer verstreut waren. Als sie uns sahen, wollten sie mit einem Gesichtsausdruck, der Bedauern und auch Verständnis ausdrückte, gehen.

Verändert auf einen SchlagWhere stories live. Discover now