„Willst du etwa heute in einer Kneipe Alkohol trinken?" Meine Neugierde ist wieder riesengroß, sodass ich mir diese Frage nicht verkneifen kann. Außerdem finde ich es nicht gut, wenn Nathan Alkohol trinkt. Ich muss mir dann den ganzen Abend lang Sorgen machen, ob es ihm ja gut geht. Natürlich ist Robert dann dabei, doch ich bin mir sicher, dieser wird ebenfalls zu Alkohol greifen. Und wer passt dann auf Nathan auf?

Ich muss mir schnellstmöglichst
etwas einfallen lassen, ihn davon abzuhalten oder selbst mitzukommen. Doch Ersteres erscheint mir eindeutig sinnvoller.

„In einer Kneipe? Nein. Robert will mich in einen angesagten Club mitnehmen. Das ist das erste Mal seit...meinem Unfall, dass ich in einen Club gehe, weiß du Harper. Ich freue mich schon total darauf.", sagt Nathan glücklich und strahlt sein Glück aus.

Meine Idee, ihn davonabzuhalten mit Robert wegzugehen, hat sich also erledigt. Nathan wirkt glücklich, wenn er an heute Abend denkt. Aber mir wird immer mulmiger. Eine Kneipe hat schon gereicht, aber jetzt wollen sie auch noch in einen Club, indem hunderte von Menschen sind und keiner auf den anderen Acht gibt. Nathan wird zwar nicht erdrückt werden, aber er wird sich alleine nicht mehr zurechtfinden, zudem Robert und er selbst unter Alkohol stehen. Außerdem wird in einem Club getanzt. Richtig getanzt.

Ich will mir gar nicht ausmalen, wie ein betrunkenes Mädchen Nathan bittet, mit ihr zu tanzen. Vor allem, wie sie dann tanzen. Ich will nicht, dass er mit anderen tanzt.

Ich muss heute Abend mitkommen, koste es was es wolle. Mary wird mich vermutlich dafür hassen, aber sie weiß, dass ich mich in Nathan verliebt habe.

Doch wie kann ich es Nathan erklären, dass ich doch mitkomme. Ich könnte Schwindeln und sagen, dass sich Mary heute sowieso hinlegen wollte. Aber er würde es merken, schließlich geht es ihr gerade noch so blendend. Und spätestens würde meine Ausrede auffallen, wenn Robert sie hört.

Aber ich muss es versuchen, schließlich kann ich Nathan unmöglich alleine in einen Club lassen, wo er sich betrinken will. Dafür liebe ich ihn zu sehr, um ihn alleine zu lassen.

„Wann wollt ihr denn aufbrechen?", frage ich um meinen Plan verwirklichen zu können.

„Gegen 22 Uhr."

--

„Und was ist, wenn ich einfach mitkomme?", fragt Mary, als wir vom Abendessen zurück in unser Hotelzimmer kommen.

„Mary, du bist erst siebzehn! Wie stellst du dir das denn vor. Wenn sie deinen Ausweis kontrollieren, kommst du nicht in den Club rein.", versuche ich ihr klar zu machen, doch leicht wird es nicht werden.

„Aber es muss doch nicht heißen, dass sie kontrollieren?"

„Mary. Das ist einer der angesagtesten Clubs auf der Insel. Also sag mir bitte einen Grund, warum sie dort nicht kontrollieren sollten?"

Mary schüttelt frustrierend ihren Kopf und sagt: „Ich will aber auch nicht, dass Robert dort alleine mit Nathan ist. Ich weiß, dass dort viele freizügige Frauen tanzen werden, die sich an die beiden ranmachen werden. Ich will nicht, dass Robert dort ohne mich ist. Versteh mich doch, Harper!" Marys Stimme wird lauter.

„Jetzt komm mal wieder runter, Mary!"

„Man wie denn! Ich will mir gar nicht vorstellen, wie Robert mich für ein paar Stunden vergisst, weil er zu viel Alkohol getrunken hat. Man Scheiße! Und die blöden Tussies werden das nur so ausnutzen!", schreit Mary und bekommt Tränen in die Augen.

So habe ich sie noch nie erlebt. So aufgewühlt. Ängstlich. Wütend.

Vorsichtig gehe ich einige Schritte auf sie zu und umarme sie. Tränenüberströmt erwidert sie die Umarmung.

„Psch...denk nicht mal daran, Mary. Das würde er nicht tun. Er liebt dich doch.", beruhige ich sie und streichle ihren Rücken auf und ab.

„Aber er ist doch auch ein Kerl, der seine Bedürfnisse hat und-." Ich unterbreche sie, indem ich sage: „Aber dafür hat er doch eine Freundin."

„Das ist es ja. Wir haben noch nicht miteinander geschlafen. Und ich will jetzt auch noch nicht. Ich will warten, bis wir in London sind. Ich will mir dieses eine Mal ganz sicher sein, Harper.", sagt sie unter Tränen.

„Das ist eine gute Entscheidung, Mary. Aber wenn er dich liebt, würde er dich nicht betrügen, nur weil er seinen Bedürfnissen nachgehen will.", erkläre ich ihr.

„Meinst du?" Mary sieht mir in die Augen und wirkt dabei um Jahre jünger.

„Natürlich."

Ein kleines Lächeln ziert sich auf ihren Mundwinkeln und langsam löst sie sich von mir.

„Aber kann ich nicht trotzdem mit. Wir können mich doch so aufbrezeln, dass sie gar keinen Ausweis mehr von mir wollen.", versucht Mary mich weiter  zu überreden.

Ich kann sie verstehen. Ich an ihrer Stelle würde ebenfalls ausrasten.

„Wir können es ja mal versuchen. Aber wenn du nicht reinkannst, kann ich dir nicht weiter helfen, Mary.", sage ich ihr und sehe wie sie wieder langsam eine gute Laune bekommt.

„Danke, du bist die beste Freundin, die man sich wünschen kann." Sie stürzt sich auf mich und umarmt mich stürmisch.

Zur Krönung drückt sie mir einen Kuss auf die Wange.

„Wääh...ich will gar nicht wissen, wo diese Lippen schon überall waren." Dabei verziehe ich mein Gesicht.

Mary lacht nur und schmeißt mir ein Kissen auf dem Kopf.

„Ich mache mich dann schon mal fertig." Und schon verschwindet Mary im Bad.

Und ich mache es ihr gleich.

------------------------------------------------

👉🏻Was glaubt ihr, wird Mary es schaffen, in den Club reinzukommen?

Love Is Stronger (ABGESCHLOSSEN)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt