Kapitel 26

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Nervös rutscht Sophie auf dem Stuhl im Wartezimmer hin und her. Wenn sie ehrlich ist, hat sie große Angst vor der Untersuchung und vor allem vor dem Ergebnis. Als die Ärztin in den Wartebereich kommt, und sie aufruft, beschleunigt sich ihr Herzschlag nochmals.
Sie entkleidet sich in der Kabine des Behandlungszimmers untenrum, setzt sich auf den Untersuchungsstuhl, und wünschte, sie wäre jetzt auf einer einsamen Insel, auf der sie niemanden sehen oder hören müsste. Sophie hasst das Gefühl hier auf diesem Stuhl schon seit sie sechzehn Jahre alt ist. Aber heute ist diese Untersuchung leider unumgänglich. Als der Arzt mit seiner Untersuchung beginnt, liegt ihr Blick starr auf dem Bildschirm des Ultraschallgerätes. Doch plötzlich ist es klar. Sie ist schwanger. Es ist zwar noch kein richtiges Baby zu erkennen, aber dieser kleine dunkle Fleck, der einer Kidneybohne ähnelt, wird in ein paar Wochen ein Köpfchen, Ärmchen, Beinchen und ein schlagendes Herz aufweisen. Die Gefühle, beim Anblick dieses Bildes, übermannen Sophie, und ein paar Tränchen rollen ihre Wangen herab. So richtig weiß sie selbst noch nicht, ob diese aus Freude oder aus Angst laufen.

Erst als sie wieder in der Wohnung ankommt, kann sie ihren Blick vom Ultraschallbild abwenden, und sieht auf ihr Handy. Mehrere verpasste Anrufe und Nachrichten von David springen ihr entgegen, in denen er sich erkundigt, was der Arzt zu ihren Magenproblemen gesagt hat. Überfordert sackt sie im Flur der WG zusammen, lässt sich mit dem Rücken an der Wand hinabgleiten, und lässt das Bild neben sich auf den Boden sinken. Sie zieht die Knie nah an sich und legt ihr Gesicht auf diese ab. Immer mehr Tränen entweichen ihren Augen, und nun kann sie auch das Schluchzen nicht weiter unterdrücken. Plötzlich öffnet sich Isis Tür, und sie läuft auf Sophie zu, um sie in den Arm zu nehmen, und zu erfahren, was geschehen ist. Doch bevor Sophie ihr auf ihre Fragen antworten kann, entdeckt Isabelle das Ultraschallbild neben ihr. Leicht geschockt hebt sie das Bild auf, und Sophie blickt sie mit tränenüberströmten Gesicht an.
"Ich bin schwanger Isi", schluchzt sie ihr entgegen.
"Hab mir schon gedacht, dass du kein Gummibärchen verschuckt hast", versucht Isi Sophie aufzuheitern.
"Keine Ahnung was ich jetzt machen soll. Es ist doch noch viel zu früh." Sophie lehnt sich an Isis Schulter, und diese legt ihren Arm tröstend um sie.
"Ach Süße. Was sagt David dazu?" Ein komischer Unterton belegt Isis Stimme, der Sophie aber in diesem Moment nicht aufzufallen scheint.
"Frag mich das nochmals, wenn ich es ihm gesagt habe." Die Brünette hebt ihren Kopf, wischt sich die Tränen von den Wangen, und sieht Isi tief in die Augen.
"Was würdest du tun, Isi?" Ihre Blick wirkt, als würde sie Isi anflehen, ihr die Lösung für ihre Situation zu sagen.
"Rede mit David. Das müsst ihr gemeinsam besprechen." Isabelle gibt Sophie einen Kuss auf den Scheitel, bevor sie ihr hilft aufzustehen und die beiden in die Küche gehen, um Sophie einen Tee zu machen.

Ein paar Stunden später fühlt sich Sophie endlich in der Lage David zu antworten. Sie verabreden sich für den Abend in seiner Wohnung, und kaum das der Termin steht, steigt die Nervosität in ihr wieder rapide an. Will sie das Kind überhaupt? Wie wird David reagieren?Was ist mit ihrem Job? Ist sie überhaupt schon bereit für ein Baby? Immer mehr Fragen füllen ihren Kopf, und sie hat Angst vor dem, was jetzt alles auf sie zukommt.

Aufgeregt steht sie vor der Klingel, schafft es aber noch nicht, bei David zu klingeln. Sie zieht das Ultraschallbild aus ihrer Tasche, sieht es nochmals genau an, und ihr wird klar, dass sie es ihm sagen muss. Ihr Finger geht zur Klingel, und jetzt gibt es kein zurück mehr. Das Summen des Türöffners ertönt, und sie betritt den Hausflur. David hat die Wohngstür zu seiner Erdgeschosswohnung bereits geöffnet, und erwartet sie freudestrahlend. Nach einem kurzen Begrüßungskuss flüchtet Sophie regelrecht auf die Couch, und kann nicht mehr länger an sich halten, als David neben ihr Platz nimmt.
"Wir müssen reden David." Die Worte schießen nur so aus hier heraus und Davids verwunderter Blick, lässt Sophie kurz stocken.
"Ich war heute beim Arzt." Sophie senkt ihren Blick, und greift in ihre Tasche.
"Und was hat er gesprochen Süße?" Davids Blick haftet auf der Brünetten, die einen Zettel aus ihrer Handtasche holt, und ihn David in die Hand drückt.
"Ich bin schwanger." Kurz herrscht Stille zwischen den beiden, doch dann nimmt David Sophie voller Freude in den Arm.
"Das ist doch fantastisch Sophie." Ein wenig verwundert sieht sie ihn an, kann seine Freude noch nicht wirklich glauben.
"Ich war mir nicht sicher wie du regieren wirst. Wenn ich ehrlich bin, bin ich mir selbst noch nicht mal sicher, wie ich darauf reagieren soll." Sophie senkt wieder ihren Blick zu Boden, doch David hebt ihr Kinn mit seinem Finger an, und dreht ihr Gesicht zu sich.
"Was ist los Sophie? Freust du dich überhaupt nicht?"
"Doch. Nein. Ach ich weiß auch nicht. Findest du nicht, dass das alles ein wenig zu schnell geht?"
"Was denkst du Sophie?" Davids Frage setzt Sophie unter Druck. Sie weiß nicht was sie möchte, was sie sich wünscht. Sie ist immer noch überfordert mit dem Wissen ein neues Leben in sich zu tragen und erschrocken über sich selbst, dass sie darüber nachdenkt, das Baby nicht zu bekommen. Sie knallt das Bild auf den Wohnzimmertisch, erhebt sich vom Sofa, und verlässt ohne nochmal zu David zu sehen seine Wohnung. Fast wie gelähmt sitzt dieser noch immer auf der Couch, kann nicht verstehen, was da soeben geschehen ist. Er nimmt das Ultraschallbild an sich, schnappt seine Autoschlüssel und seine Jacke, um Sophie zu folgen.

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⏰ Letzte Aktualisierung: Sep 01, 2016 ⏰

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