Kapitel - 4 -

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"Dieser verfluchte Wecker", sind Sophies Worte, während sie mit ihrer Hand suchend nach diesem teuflischen Ding schlägt, aber leider kein Glück dabei hat. Langsam hebt sie ihren Kopf vom Kissen, um den Standort dieses Störenfriedes ausfindig zu machen. Als sie ihn endlich zum Schweigen bringt, reißt sie der Blick auf die Uhrzeit aus dem Bett. "Fuck", ist das einzige, was zu vernehmen ist, als sie sich im Eiltempo anzieht, frisch macht, ihre Unterlagen in ihrer Schultertasche verstaut und sich ohne ihre gewohnte Tasse Kaffee am Morgen auf den Weg zur Uni machen will. Aber als sie die Wohnung verlassen möchte, schießt ihr plötzlich die Nachricht von David wieder in den Kopf. Sie stürmt zurück in ihr Zimmer, öffnet ihren Laptop und die Nachricht von David, und speichert die Handynummer in ihrem Telefon ab.

Zwanzig Minuten später kommt sie endlich in der Uni an. Im Eilschritt läuft sie zum Hörsaal und versucht sich unbemerkt in einer der Reihen niederzulassen. Nachdem sie endlich einen freien Sitz gefunden hat, atmet sich tief durch, denn so stressig hat sie sich den Start in die neue Woche, nach diesem Ereignisreichen Wochenende nun wirklich nicht vorgestellt. So richtig kann sie auch im Anschluss der Vorlesung nicht folgen, denn ihre Gedanken kreisen die ganze Zeit um Isabelle, diesen David und ihrem Verhalten in den letzten zwei Tagen. Eigentlich sollte sie sich nur auf ihren Abschluss und die bevorstehenden Bewerbungsgespräche konzentrieren, doch die Ereignisse des Wochenendes werfen sie irgendwie ein bisschen aus der Bahn. Diese und nächste Woche stehen insgesamt fünf wichtige Vorstellungsgespräche in renommierten Anwaltskanzleien für Sophie an, die ihr eine Chance auf eine Festanstellung nach der bestandenen Abschlussarbeit bieten. Während ihr Blick weiterhin starr zur Decke gerichtet ist, und sie nervös mit einem Stift zwischen ihren Fingern herum spielt, versucht sie, sich endlich wieder zusammenzureißen, und den Rest des Vortrages noch in sich aufzusaugen, damit das Aufstehen nicht völlig umsonst war.

In der Mittagspause sucht sie sich einen sonnigen Platz auf der großen Wiese vor der Uni. Obwohl es ein richtig frischer Herbsttag ist, strahlt die Sonne noch eine intensive Wärme aus. Sophie legt sich ins Gras, schließt ihre Augen und versucht ihren Kopf so freizubekommen, aber so richtig möchte es ihr nicht gelingen. Sie zieht ihr Handy aus ihrer Tasche, und versucht eine einigermaßen ordentliche Nachricht an David zu verfassen. Eine Viertelstunde tippt sie wie wild auf ihrem Handy herum, löscht das Geschriebene wieder, bis sie sich anschließend endlich für die richtigen Worte entscheiden kann.

Hallo Fremder. Sehr bemerkenswert, dass du dir meinen Namen gemerkt hast. Mich würde trotzdem sehr interessieren, woher du meine Email-Adresse hast. Eigentlich habe ich diese nur für die Anmeldung zur Party benutzt. Ich fand unser Spiel an Halloween auch sehr interessant und werde mich immer wieder gerne daran zurück erinnern. Aber ich denke, wir sollten es bei diesem einen Treffen belassen. Viele Grüße - Sophie

Nachdem sie die Nachricht verschickt hat, packt sie ihre Sachen zusammen und entschließt sich dazu, die restliche Vorlesung doch zu schwänzen und sich lieber zu Hause um ihre Abschlussarbeit zu kümmern, da sie diese schon Ende der Woche abgeben muss.

Als sie die Haustüre hinter sich schließt, vibriert plötzlich ihr Handy und signalisiert damit einen neuen Nachrichteneingang.

Es freut mich von dir zu hören, Schönheit. Eigentlich hast du dir deine Frage mit der Email gerade selbst beantwortet. Ohne diese hätten wir uns wahrscheinlich nie kennengelernt und auch nicht diese besondere Zeit zu Zweit gehabt. Aber ich würde dich gerne wieder sehen und dir dabei helfen, deine Erinnerungen an unser Zusammensein aufrecht zu erhalten. - David

Ein dickes Grinsen huscht ihr beim Lesen der Zeilen über die Lippen und es scheint, als würde es ihr Selbstbewusstsein wie von selbst weiter nach Oben puschen. Trotzdem legt sie das Handyvorerst zur Seite, um sich auf den Feinschliff ihrer Arbeit, und somit das Stellen der Gleise für ihre Zukunft zu konzentrieren

Eine Stunde später kommt auch Isabelle nach Hause und die beiden kochen gemeinsam etwas zum Abendessen. Sophie erzählt ihr von Davids Nachrichten und Isi bekräftigt sie darin, den Kontakt zu ihm weiter aufrecht zu halten. Nach dem gemeinsamen Abendessen verschwinden beide in ihren Zimmern und Sophie merkt plötzlich, dass sie und Isabelle nicht ein Wort über ihre intensiven Stunden der letzten Tage gesprochen haben. Aber wenn sie ehrlich ist, kommt ihr dies nicht ungelegen, da sie zurzeit sowieso keine Nerven für eine Aussprache hätte. Trotzdem fühlt es sich für sie irgendwie aufregend an, dass diese intimen Situationen ein kleines geheimes Spiel der Beiden sind. Sophie dreht die Musik laut, lässt sich auf ihr Bett fallen, als sie Lust bekommt, David auf seine Nachricht zu antworten.

Jetzt machst du mich aber neugierig. Wie soll diese Hilfestellung  für meine Erinnerungsbewahrung denn aussehen? - Sophie

Sie legt ihr Handy auf das kleine hölzerne Nachttischchen neben ihrem Bett und versucht einzuschlafen, da ihr morgen bereits die ersten beiden Bewerbungsgespräche bevorstehen.

Lustjahre (Pausiert)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt