Kapitel - 22 -

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Überwältigt sieht Sophie David an, und geht einen Schritt auf ihn zu.
"Ich wünsche mir, dass du diese Worte wiederholst, sobald es deinem Vater besser geht und nicht mehr so viele Emotionen in dir auf und ab rennen. Aber jetzt lass uns erstmal wieder zu ihm gehen." Ihre Lippen legen sich zärtlich auf seine und für sie fühlt es sich an, als wären sie im innersten miteinander verbunden.

Die beiden setzen sich vor das Zimmer, in dem Davids Vater liegt. Man kann das kräfteraubende Piepsen der Geräte selbst durch die Glasscheibe vernehmen. Es ist ein traurig stimmendes Bild, Herrn Schneider dort, mit diesen unzähligen Schläuchen an seinem Körper, in diesem kahlen Zimmer liegen zu sehen. Sophie legt ihre Hand auf Davids und verschränkt ihre Finger mit seinen.
"Hast du schon etwas gegessen?", fragt sie ihn besorgt.
"Nein. Aber ich habe auch keinen Hunger. Ich will hier sein wenn er aufwacht." Seine Stimme klingt geschwächt und leise.
"Komm, lass uns etwas Essen gehen. Du brauchst Kraft, um für deinen Vater dazu sein, wenn er aufwacht. Er würde nicht wollen, dass es dir schlecht geht." Sie erhöht den Druck auf seine Hand, bis er sie verwundert ansieht, ihr aber dann doch zum Fahrstuhl folgt.

Ihre Hände lösen sich kein einziges Mal voneinander, während sie auf den Aufzug warten. Als sie die Kabine betreten, und die Türe sich hinter ihnen schließt, legt David seine muskulösen, langen Arme um Sophie, und drückt sie fest an sich.
"Danke. Danke, dass du da bist Sophie. Du kannst dir nicht vorstellen, wie viel mir das bedeutet.", flüstert er ihr leise ins Ohr. Glücklich, über seine offenen Worte, lächelt sie ihn an und sie verlassen das Krankenhaus gemeinsam.

*****

Unter Schmerzen versucht Sophie ihren Nacken wieder gerade zu bekommen. Sie ist heute Nacht auf diesem Stuhl, mit ihrem
Kopf an Davids Schulter gelehnt, eingeschlafen. Er lächelt ihr bereits strahlend entgegen, als sie es endlich schafft, sich umzudrehen.
"Guten Morgen Schönheit. Ich genieße es, dich zu beobachten, wenn du schläfst." Der Klang seiner Stimme lässt erahnen, dass es ihm heute besser geht.
"Der behandelnde Arzt war vorhin da. Mein Vater ist aufgewacht. Sie untersuchen ihn gerade in einem anderen Raum, aber es scheint, als würde er wieder werden." Seine Worte beruhigen Sophie.
"Wissen die Anderen in der Kanzlei Bescheid?"
Sophie kann sich selbst nicht erklären, wie sie in diesem Moment darauf kommt, aber es scheint, als wolle sie ihn von seinen Sorgen ablenken.
"Ja, aber es wäre trotzdem toll, wenn du nach dem Rechten schauen könntest, da ich noch nicht weiß, ob ich morgen schon in die Kanzlei kommen werde." Mit einem verständnisvollen Nicken gibt sie ihm zu verstehen, dass er sich keine Gedanken machen muss und sie sich morgen um das Geschehen in der Kanzlei kümmern wird.

Eine halbe Stunde später, wird Herr Schneider auf sein Zimmer zurückverlegt. David macht sich auf dem Weg zu ihm ins Zimmer und Sophie geht nach unten in die Cafeteria, um dort auf ihn zu warten. Als sie ihre Handy wieder einschaltet, bekommt sie drei besorgte Nachrichten von Isabelle, die sich gewundert hat, wo Sophie plötzlich hin ist.

Hey Süße. Ich bin bei David im Krankenhaus. Habe es einfach nicht mehr ausgehalten und wollte bei ihm sein. Sorry, dass ich dir nicht Bescheid gegeben habe, aber es war eine gefühlsgelenkte, spontane Aktion. Wir sehen uns später, wenn ich nach Hause komme. Dann können wir darüber reden. - Sophie

Gerade, als sie beginnt ihre zweite Tasse Kaffee zu trinken, kommt David auf sie zu.
"Ich fahre jetzt nach Hause. Mein Vater muss sich weiter ausruhen. Soll ich dich zu Hause absetzen?" Er klingt erleichtert und ausgelassen. Sophie ist beruhigt, dass es ihm wieder besser geht.
"Ja, das wäre super. Aber ich könnte mir auch ein Taxi rufen." Er schüttelt den Kopf und sie trinkt ihren Kaffee noch zu Ende, bevor sie sich gemeinsam auf den Weg zu Davids Auto machen.

Höflich öffnet er ihr die Türe, zieht sie aber nochmals fest an sich und küsst sie, bevor er sie einsteigen lässt. Mit einem breiten Grinsen auf dem Gesicht und glücklich, schnallt sie sich an und fühlt sich von Augenblick zu Augenblick wohler in seiner Nähe. Die gesamte Fahrt über können die beiden ihre Hände nicht mehr voneinander trennen, und ein leichtes Knistern liegt in der Luft. Als David den Wagen auf dem Parkplatz vor dem Haus zum Stehen bringt, verabschieden die zwei sich mit einem langen, intensiven Kuss vor Sophies Wohnung voneinander und sie wünscht sich nichts mehr, als diese aussagekräftigen drei Worte nochmals von ihm zu hören. Ja, dieser Mann hat sie um seinen Finger gewickelt. Schweren Herzens verabschiedet sie sich von ihm, öffnet die Haustüre und sieht nur noch, wie er mit seinem schwarzen Wagen um die Ecke biegt.

Lustjahre (Pausiert)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt