Ophelia (TWD Fanfiktion)

II. Altschmerz

(Sub.) - Eine zehrende Müdigkeit, sich mit den ewig gleichen Fragen abzuquälen. Mit eigenen bekannten Fehlern und langweiligen Ängsten zu leben, die schon immer an einem nagen.

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- 10 Jahre später - 

"Hey Hollister, warte mal eben!"
Holly war gerade auf dem Weg in die Cafeteria der North Atlanta High, als sie die Stimme des Menschens vernahm, mit dem sie gerade am wenigsten zu tun haben wollte.
Daniel Wood drängte sich mit seiner üblich dreisten Art vorbei an seinen Mitschülern durch die relativ breiten Gänge und stieß dabei fast ihren Chemielehrer Mr. Martens um, während er ihr immer wieder hinterherrief, dass sie gefälligst stehen bleiben sollte.
Bei dem Klang seiner Stimme, gefrohr ihr für den Bruchteil einer Sekunde das Blut in den Adern, ehe alles in ihrem Körper schrie, sich endlich in Bewegung zu setzen. Sie schlängelte sich durch die Schülermassen, die an ihren Schließfächern ihr Zeug sortierten oder im Gang standen, um sich über die letzte qualvolle Mathestunde zu unterhalten oder um den letzten Gossip auszutauschen.
Sie steuerte auf die blaue Tür der Mädchentoillette zu, welche sich öffnete, als sie gerade Anstalten machte, nach der Klinke zu greifen. Ihr erster Impuls war es, die entgegenkommenden Personen vorbei zu lassen, um sich dann schnell und unproblematisch durch die Tür zu schieben. Allerdings blickten ihr die mandelförmigen blauen Augen ihrer besten Freundin Ava entgegen, woraufhin sie diese kurzentschlossen an den Schultern packte und wieder in den Raum schob, um dann eilig die Tür hinter sich zuzuziehen. Holly lehnte sich mit den Rücken an die Tür und atmete einmal tief durch die Nase ein und aus, als sie anschließend ihren Blick auf Ava richtete, die mit verschränkten Armen vor ihr stand und sie amüsiert anschaute, anscheinend geduldig auf eine Erklärung wartend.
Holly zog ihren linken Mundwinkel nach oben, hob ihre Augenbrauen und stieß sich von der Tür ab, um dann an ihrer Freundin vorbei zu gehen, um am Waschbecken das Wasser aufzudrehen, da sie durch die kleine Panikattake leicht schwitzige Hände bekommen hatte.
"Das war wirklich knapp gerade."
Fing sie an ihr Verhalten zu erklären und schaute Ava, die ein wenig schräg hinter ihr, inzwischen an der Wand gelehnt stand, durch den Spiegel hindurch an.
Ihre goldblonden Haare, die zu einem unordentlichen Knoten auf ihrem Kopf befestigt waren, wirkten strähnig und irgendwie stumpf. Ihre sonst gebräunte Haut wirkte blass und unter ihren Augen zogen sich dunkle Ränder ab, aber um ihre Lippen war ein deutliches Lächeln zu erkennen.
"Lass mich raten, es war Daniel?"
Holly verdrehte die Augen und versuchte Papier aus dem Spender zu ziehen, um ihre Hände abzutrocknen, doch als sie merkte, dass dieser leer war, wischte sie sie einfach an ihrer schwarzen Jeans ab. "Wer auch sonst? Was glaubt dieser Idiot eigentlich wer er ist? Nirgendswo kann man sich hintrauen, ohne Paranoia zu schieben, dass dieser arrogante Snob um die Ecke biegt." Regte sie sich auf. "Kannst du es fassen? Zwei Jahre lang hat er mich nicht mal als eigenes Individuum wahrgenommen, dann endet man eine Mittagspause mit ihm in einem abgeschlossenem Klassenzimmer und er bildet auf einmal ein unheimliches Interesse aus, dich flachzulegen, weil du ihm durch deine 'Wand der Schüchternheit' ein paar bissige Kommentare entgegen wirfst und ihn somit zum 'spielen' herausgefordert hast. Guck' nicht so, das waren Robins Worte, nicht meine und ihr vertraue ich in diesen Dingen nunmal." Sie drehte sich nocheinmal zum Spiegel und versuchte ihre Haare irgendwie in Form zu bringen, gab es dann aber schließlich resigniert auf, als sie mit dem Ergebnis noch unzufriedener war, als davor schon. "Pha, das bringt doch sowieso nichts. Komm, wir essen heute draußen und dann erzählst du mir gleich mal, warum du schon wieder so fertig aussiehst." Mit diesen Worten hatte Holly Ava's Hand genommen und zog sie mit sich in Richtung Fenster. Dieses war schon öfters ihr Ausweg aus vielerlei Problemen gewesen, da der Toilettenraum sich A im ersten Stock befand, sich B genau dort drunter ein paar Müllcontainer befanden, die die ganze Sache nocheinmal um einiges erleichterten und C die Fenster auf einen eher ruhigen Teil des Campus' zeigten, weswegen die Chance eher schlecht stand, erwischt zu werden.
Gerade wollte Holly das Fenster öffnen, als Ava sie zurückhielt.
"Warte kurz. Wir können jetzt nicht weg. Ich hab' noch was zu erledigen."
Die Blonde sah ihre Freundin eindringlich an und auf Hollys fragenden Blick hin, deutete Ava still auf die Kabine neben sich. "Hey Clarissa ist es in Ordnung, wenn ich es Holly erzähle?"
Hollys Augen ruhten auf der Kabine in der jene Clarissa saß, von welcher sie in ihrem Leben noch nie etwas gehört hatte.
"Solange sie es niemandem erzählt."
Drang eine ausgelaugte Stimme zu ihnen nach draußen. "Wird sie nicht, ich schwöre." Versprach Ava ruhig und überprüfte jede Kabine, auf ihre Leere, ehe sie sich an Holly wandte.
"Du weißt doch, dass ich mit Eric schluss gemacht habe, weil er eine Andere hatte, nicht? Ich habe versucht herauszufinden wer sie ist und zack, bin ich auf Clarissa gestoßen. Sie geht bei ihm in den Physikkurs, ist jetzt von ihm schwanger und dummerweise ist sie so sympathisch und treudoof dass ich sie einfach nicht hassen kann und Mitleid mit ihr habe, weil Eric absolut keinen Bock auf das Kind hat und ihre Eltern sie höchstwahrscheinlich vor die Tür setzen werden, wenn sie davon erfahren."
Erklärte ihr Ava mit gesenkter Stimme und auf einmal machte ihr äußeres Erscheinungsbild für Holly Sinn.
Ava war schon in der Primary School mit Eric 'zusammen' gewesen. Er war einfach der Typ in ihrem Leben gewesen und hat bereits von Heirat und gemeinsamen Kindern mit ihm gesprochen, bis sie sich dann schließlich vor gut drei Wochen getrennt hatten und Ava ihr ganz persönliches Tief erlebte. Am Anfang der jetzigen Woche sah Holly dann langsam Anzeichen der Besserung an dem Erscheinungsbild ihrer besten Freundin. Die Lippe war nicht mehr völlig zerbissen und begann zu heilen und sie hatte anscheinend wieder mehr Schlaf bekommen. Doch heute sah sie wieder aus wie eine wandelne Tote. Aber trotzdem hübsch, Ava hatte es einfach im Blut, sogar mit fettigen Haaren gut auszusehen.