Monsterjäger

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"Leute das ist jetzt nicht euer Ernst..." Ich stand vor dem Spiegel in Hotpants und besagtem schulter- und fast rückenfreiem T-shirt.

"Oh doch! Und jetzt stell dich nicht so an und setz dich, damit wir deine Haare machen können!"

Gehorsam setzte ich mich auf den Stuhl, den sie für mich vor dem Spiegel zurechtgerückt hatte. Nach einigem Kramen präsentierte sie mir auch schon ihr Glätteisen, mit dem sie mir leichte Wellen zauberte. "Beachwaves" nannte sie das.

Danach wurde ich geschminkt und es dauerte wirklich eine Weile, bis ich fertig war. Aber das Ergebnis konnte sich definitiv sehen lassen. Sie benutzten Eyeliner, Kajal, Highlighter, Bronzer und eine Mascara mit einer Bürste, die ich fast mit einer Klobürste verglichen hätte. Dazu kam noch ein Lidschatten mit Farbverlauf in dunklem Braun. Bloß auf den Lippenstift verzichtete ich.

Erst erkannte ich mich nicht wieder. Ungläubig starrte ich in den Spiegel und sprang den beiden dann in die Arme.
"Danke!"
"Kein problem!", lachten sie und machten sich selbst fertig.

Sie waren gerade noch voll dabei, als es plötzlich an der Tür klingelte.

Verwirrt schauten sie mich an. Erwartete ich noch jemanden? Nicht dass ich wüsste. Also schaute ich genauso verwirrt zurück und rannte die Treppe hinunter zur Tür.

Ich öffnete und konnte kaum glauben, wer da stand. Aiden.

Er sah etwas überrascht aus, zeigte mir aber dann sofort seine strahlend weißen Zähne und meinte:
"Hey Hübsche. Ich dachte ich schaue mal vorbei."
Ach, was du nicht sagst, scherzte ich vor mich hin.
Noch bevor ich etwas sagen konnte, stand er schon direkt vor meiner Nase und mir blieb nichts anderes übrig, als ihm Platz zu machen.

"Wer ist das?" schrie Liv von oben und linste die Treppen hinunter. Ihre Augen wurden groß, als sie den muskelbepackten Aiden dort stehen sah. Aufgeregt kam sie heruntergerannt mit ihrem Bären in der Hand: "Kommst du hoch und beschützt mich? Da ist ein Monster!"

Ich musste mich wirklich anstrengen, dass ich nicht losprustete und grinste Aiden stattdessen erwartungsvoll an.
Selber Schuld, er wollte ja unbedingt kommen, scherzte ich weiter.
Der schien etwas überfordert mit der Gesamtsituation, fing sich aber wieder, als er mein Grinsen sah und er nahm die Herausforderung an.
"Klar! Ich bin professioneller Monsterjäger! Wo ist denn dein Zimmer, Prinzessin?"
Komischerweise schaute er mich beim letzten Satz an, zwinkerte und legte Liv über seine Schultern, die vor lauter Glück zu quieken begann.

Gespannt folgte ich ihnen, rannte kurz in mein Zimmer und berichtete den Anderen, wer der Besucher war und hastete in Livs Zimmer weiter.
Der Anblick der mir geboten wurde, war zum umfallen lustig. Beide steckten ihre Köpfe unter Livs zartrosanes Bett und suchten nach Anzeichen für verdächtige Monsteraktivitäten.
Ich konnte mich gerade noch halten und verkniff mir mühsam das Lachen.
Plötzlich schrie Aiden förmlich: "Ich habe es!" Er tat, als würde er unglaubliche Schwierigkeiten haben, das wild zappelnde Monster festzuhalten, während Liv schrill aufschrie, zu mir flüchtete und meine Hand nahm.
"Alles wird gut, dein Retter erlöst dich von dem bösen Monster.", meinte ich belustigt.
"Schon erledigt.", sagte er selbstsicher und krabbelte mit einem kleinen Glas in seiner Hand unter dem Bett hervor.
"Ich hab es eingesperrt. Da kommt es so schnell nicht mehr raus, außer wenn du es aufmachst. Pass gut darauf auf!"
Liv freute sich und nahm es entgegen, dann drehte sie sich zu mir um.
"Ich wollte schon immer ein Haustier! Ich werde das Monster gut machen!"
Dann stürmte sie zu Aiden.
"Du bist der beste Monsterjäger!"
Mit diesen Worten umarmte sie ihn so fest sie konnte.
Er schien wiedermal etwas überfordert und ich leitete ihn an, sie ebenfalls zu umarmen.
Es war ein wirklich süßes Bild.
"Das ist kein schlechter Monsterjäger!"

"Mam?!"

"Danke.", entgegnete Aiden und setzte sein wahrscheinlich freundlichstes Lächeln auf.
"Aiden.", machte er weiter und gab meiner Mutter die Hand.
"Theresa.", dann schaute sie mich an.
"Ihr solltet euch lieber fertig machen, ich bringe Liv wieder ins Bett."

Ich nickte, wir verabschiedeten uns und verließen das Zimmer.

"Gut gemacht, Monsterjäger.", lachte ich.
Er folgte mir dicht auf den Fersen, doch das bemerkte ich erst, als er sich mit seiner tiefen Stimme bedankte und ich fast so sehr erschreckte, dass ich die Treppe hinunter fiel.
Ich konnte mich im letzten Moment an etwas festhalten. Nur leider war es seine Hand, die ich zu fassen bekam.
Sofort ließ ich sie los ohne ihn anzuschauen und begann peinlich berührt zu lachen.
Vor meiner Zimmertür stoppte ich. "Also, was genau wolltest du hier?"
Er fuhr sich durch die Haare und streckte mir dann eine Hand entgegen.
"Aiden, professioneller Monsterjäger. Tut mir leid, Ma'am. Wie es aussieht gibt es hier nur ein bezauberndes Mädchen."
Wieder begann ich zu lachen, mir war klar, dass er das niemals ernst meinen konnte, startete aber einen neuen Versuch.
"Nein ehrlich, wieso bist du hier?"
Jetzt zuckte er kurz lässig mit den Schultern.
"Ihr sagtet doch, dass ihr zu dieser Party gehen wolltet, und ich sagte ich komme mit."
Es war ein insgesamt sehr lässiger Auftritt, den er hier hinlegte, aber als er das sagte, klang seine Entschlossenheit mit. Es hatte keinen Sinn ihn rauszuwerfen, das stellte er mit diesem Ton sofort klar. Und erst recht nicht nach der Monsterjäger-Aktion, denn so hatte er sich automatisch mit einem guten Eindruck bei meiner Schwester und meiner Mutter bereichert.

Plötzlich öffnete Melissa die Tür und ich erschrak ein zweites Mal.
"Hier gibt es nicht nur ein bezauberndes Mädchen, wie du siehst.", sagte sie frech und streckte ihm die Zunge heraus.
Entschuldigend hob er beide Hände, grinste breit und musterte sie von oben bis unten. Dann nickte er anerkennend ohne seinen Blick von ihr zu lösen.
"Wir sind fertig, lasst uns gehen!", die Vorfreude die meine beiden Mädels an den Tag legten steckte mich an und ich musste zugeben, dass ich mich auch auf ein bisschen Party freute.

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⏰ Last updated: Sep 04, 2016 ⏰

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