Christophorus' Decke

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Es war wirklich Ernstfall. Andreas, Toni und Tobias hingen an der Felswand und konnten weder nach oben, noch nach unten. Bea wurde geraten, nicht auch noch nach unten zu kommen. Was sie auch befolgte, doch das war noch nicht das schlimmste. Keiner der drei war bei der Person, die sie ursprünglich retten sollten. Michi und Annabell waren die einzigen, die ihnen jetzt noch helfen könnten. Und als Michi es Annabell erzählt hatte, wollte sie unbedingt ans Tau.

"Bist du dir sicher?", fragte er nochmal und klinkte die Haken an den Heli. "Ja, ich will's." "Dann gut", hielt er ihr das Ende hin und stieg in den Heli.

Langsam entfernte sich der Boden mehr von ihren Füßen und er brachte sie an die Stelle. Eine Frau klammerte sich an die Felswand. Sie war nicht gesichert.

"Tief 2, tief 1. Stop. Ich stehe, gib mir noch ungefähr einen Meter", kam es an Michael gerichtet und er bekam danach auch noch gleich einen Funkspruch von Andreas, mit dem er leicht  diskutierte. Ihr wisst sicher warum.

"Annabell Kofler. Bergrettung Ramsau", sprach sie auf die Frau ein, die am ganzen Körper zitterte. "Nein", murmelte sie und krallte sich mehr an der Felswand fest. Annabell stand auf dem schmalen Weg. Er war gerade mal 20 Zentimeter breit, also genug, um mit den Füßen stehen zu können. Sie stellte sich hinter die Frau und begann sie zu sichern. Doch die Frau spielte nicht mit. Sie öffnete den Gurt und warf ihn den Abgrund hinab. "Gut", lachte Annabell leicht verwirrt und versuchte es anders. Als sie nur leicht die Hand der Person berührte, wurde Annabell weggestoßen. Mit einem Schrei versuchte sie sich noch in der Luft festzuhalten, was sich aber nichts mehr brachte. Sie fiel nach hinten und einige Meter weiter unten an die Felswand. "Annabell!", rief Andreas ihr zu, doch sie reagierte nicht. "Annabell!", versuchte es Tobias auch nochmal, aber es brachte sich nichts. Die zwei sahen sich leicht geschockt an und versuchten zu handeln. Nach ein paar Pendlern, waren sie dem Ziel schon näher, als Michi sich meldete: "Man verdammt, was ist da unten eigentlich los?" "Annabell reagiert nicht mehr, flieg zur kleinen Wiese da oben. Wir kommen nach. Tobias Ende." "Verstanden, Michi Ende." Doch als er gerade abdrehen wollte, begannen kleine Steine von Himmel zu prasseln. Immer näher auf den leblos wirkenden Körper von Annabell. "Michi, verschwinde!", schrie Tobias in das Funkgerät, doch der Heli bewegte sich nicht. "Ich hab' hier ein technisches Problem", murmelte Michi nervös in den Funk. "Dann tu' was, sonst erdrücken die Steine noch Annabell." Mit der flachen Hand, schlug er auf die Konsole und die Maschine scheint sich wieder zu bewegen. Er zog weg, konnte ihr aber ein paar Steine nicht ersparen.

Oben angekommen, war Bea schon zur Stelle und nahm sie in Empfang. Michi sprang nach der Landung raus und sah sich das Bild an. Sie hatte zwei stark blutende Wunden an der Stirn. Kaum ansprechbar. Sie konnte die Augen kaum offenhalten. Bea hing ihr sofort eine Infusion an. "Die muss Schmerzen haben", murmelte Kleinert und drückte Michael die Infusion in die Hand. Sie tastete auch ihr Genick ab und sah sich die verschiedenen Verletzungen an. An ihrem Unterarm hatte sie einen offenen Bruch, den Bea sofort verband. "Ab in die Klinik mit ihr", sah sie Michael an, dem der Schock ins Gesicht geschrieben war. Tobias und Andreas standen nun auch neben den zweien und sahen ebenfalls erstarrt auf Annabell. "Michi, hol die Trage, wir müssen sie vorsichtig darauf legen und auch transportieren", nach diesen Worten bekam sie auch noch eine Cervicalstütze und danach ging es in die gelbe Christophorusdecke eingewickelt in die Klinik. Es herrschte Stille im Helikopter. Keiner sagte auch nur ein einziges Wort, bis Bea am Landeplatz der Klinik nach draußen sprang. Sie brabbelte Verena mit allerlei Fachbegriffen voll, von denen die drei nichts verstanden. "Dann werden wir wohl wieder zurückfliegen müssen, oder?", fragte Tobias noch leicht paralysiert. "Ja", grummelte Michi und schaltete die Rotoren wieder auf höhere Leistung.

Am Schauplatz angekommen, fanden sie ein etwas überraschendes Bild vor. Toni stand mit der Frau auf dem Feld und wartete auf die drei. Keiner fragte, wie er es geschafft hat, sie da hochzubekommen. Keiner interessierte sich mehr für die Frau. Klar waren sie froh, dass sie geborgen war, doch das vorhin, überschattete alles.

Als Michi dann ein zweites Mal bei der Klinik war, flog er zum Heliport zurück. Andreas und Tobias waren sofort verschwunden und Michi brauchte etwas, bis er aus dem Helikopter kam.

Rudi ging auf ihn zu. "Schön geschlafen?", scherzte Michi in einem eher ungewöhnlichen Ton. Er war bedrückt. Besorgt. Das hörte man.

Rudi sah verwirrt um sich: "Wo ist Annabell?" Michael ging an ihm einfach vorbei, als würde er ihn nicht hören. Rudi ließ sich aber nicht so schnell abwimmeln. "Michi", rannte er ihm nach, "Bleib stehen." Dörfler erfüllte ihm den Wunsch nicht und stampfte einfach weiter. "Wo ist Annabell?" Michael blieb stehen und sah gebannt an die Wand vor ihm, bevor er den Kopf senkte. "Verdammt, jetzt sag mir wo sie schon ist", rief er fast und bekam langsam eine Antwort. "In der Klinik", hauchte der Pilot. "Warum?" "Sie hatte einen Unfall!", rief er und drehte sich mit Tränen in den Augen zum Techniker um. "Und? Was ist? Geht es ihr gut?" "Ich weiß es nicht. Verdammt", fluchte er, stampfte leicht in den Boden und drehte sich wieder um. Rudi hingegen ging an ihm vorbei und schnappte sich das Motorrad. "Was hast du vor?", fragte Michael, als Rudi sich den Helm aufsetzte. "Ich fahr in die Klinik. Ich kann sie nicht so einfach alleine lassen", danach war der Motor gestartet und er fuhr davon.

Strong Minds never resigns | Die BergretterWo Geschichten leben. Entdecke jetzt