Kapitel 9

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Am nächsten Morgen wachte ich früher auf als sonst. Draußen herrschte noch immer leichte Dunkelheit, was für Mitte Dezember aber so üblich war.

Trotzdem war ich früher wach als sonst an einem Samstag, aber an schlafen dachte mein Verstand gar nicht mehr.

Egal wie oft ich noch ein mal versuchte ein zu schlafen, meine Gedanken hielten mich davon ab, die immer noch dem gestrigen Tag hinter her hingen.

Seine Familie ging mir nicht mehr aus dem Kopf und jeder Gedanke an ihn und seine Familie ließ mein Herz schmerzen.

Wie sehr wünschte ich mir auch so eine Familie zu haben.

Wie sehr sehnte ich mich nach einer Person, die mich liebt, die mich lieb hat, wenigstens mochte.

Nach dem ich gestern das Haus der Collister verlassen hatte war nichts weiteres passiert. Den Weg verbrachte ich mit schweigen, mit stechendem Herzen und sinkender Laune.

Die gute Laune, fast schon zu gute Laune für meine Verhältnisse, die mir der Tag gab und deren Verursacher seine Familie aber besonders Vito waren, verschwand mit jedem Schritt dem ich meinem Zuhause näher trat und sobald ich mit meiner Mutter konfrontiert wurde und mit ihr auch die ganzen Beleidigungen und der Anwesenheit meiner Cousine, war sie komplett weg und außer Schmerz und Sehnsucht herrschte nichts mehr in mir.

Ohne ihren Vorwürfen und den missachteten Blicken meiner Cousine Beachtung zu schenken verschwand ich in meinem Zimmer, versuchte dabei ihre Beleidigungen, die sie mir hinterher schrieb nicht meinem Herzen nahe kommen zu lassen.

Ohne noch etwas zu essen oder irgendetwas zu machen zog ich mich um, machte meine kleine Abendroutine die sich aufs Zähne putzen und aufs Klo gehen beschränkte und legte mich mit einem regelmäßigem Herzschlag ins Bett, schloss die Augen und schlief mit leicht knurrendem Magen ein, doch an Essen war bei mir in diesem Zustand gar nicht zu denken.

Überhaupt lag mir das Essen bei den Collistern noch schwer im Magen, nicht weil es irgendwie schrecklich war wie der Fisch vom vorherigen Tag, nein eher weil es zu viel für meinen Magen war und zu gut geschmeckt hatte.

Wann hatte ich das letzte mal solch eine mächtige Portion zu mir genommen?

Wann hatte meine Zunge das letzte mal den Geschmack von Spaghetti Bolognese zu spüren bekommen?

Erinnern konnte ich mich daran nicht mehr, doch selbst wenn es nicht lange her gewesen sein sollte, war dieses Essen besonders, denn nicht so wie sonst verbrachte ich es alleine in einer gespalteten Familie, sondern in einer Familie die ich mir schon lange wünschte.

Vater und Mutter glücklich zusammen, stolz darauf Eltern dieser Kinder zu sein.

Meine Gedanken gingen wieder mit mir durch und ich ließ die Vorstellung einer glücklichen Familie wieder zu nah an mich heran kommen.

Mein Herz schmerzte.

Unwillkürlich stiegen mir Tränen in die Augen, dabei sollte ich mich mit dem Gedanken schon lange angefreundet haben, nie eine solche Familie zu haben.

Bevor die erste Tränen fließen konnte stand ich auf und verließ ohne mich um zu ziehen mein Zimmer.

Mit kurzer Schlafhose und einem alten T-Shirt meines Vater trat ich auf die Veranda und ließ mich auf dem Morschen Stuhl nieder.

Mit sehnsüchtigem Blick starrte ich die Figur an, die gerückt werden wollte doch das nur von einer Person und diese könnte es nie wieder.

Diese Schach Runde würde nie zu ende gebracht werden und das obwohl es mein Sieg wäre, mein erster Sieg gegen meinen Vater, doch dieser würde nie vollendet werden.

Schachmatt direkt ins Herz  Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt