Ich beobachtete das Ganze nur kopfschüttelnd und grinsend. "Hat Louis irgendwas gesagt, ob er mich holt oder ob wir uns treffen?", wollte ich von Helen wissen.

Sie wandte ihre Aufmerksamkeit wieder mir zu anstatt Balu. "Oh ja, bei der Abzweigung zum Jungstrakt oder dem Speisesaal", antwortete sie, bevor sie sich wieder dem Hund zuwandte.

"Naja, ich geh dann mal. Bis später", verabschiedete ich mich und verließ unser Zimmer. Ich machte mich auf den Weg zum Jungstrakt.

Ich konnte Louis schon sehen, der ungeduldig da stand. "Pünktlichkeit ist eine Tugend, die..", er stockte und musterte mich.

"Seh ich so schlimm aus?", fragte ich verunsichert. Er lachte. "Mach dir mal keine Sorgen, du siehst super aus", grinste er und wir machten uns auf in Richtung Pias Atelier.

"Da auch ich nicht rein und raus spazieren darf wie ich will, müssen wir durch Pias Atelier. Die einzige Schwierigkeit ist es, sie zu überzeugen."

Das erste was mir einfiel war, wie er es geschafft hatte, als er Balu geholt hatte. Als wenn er meine Gedanken gelesen hätte, antwortete er.

"Sie hat sich damals mit Nathan getroffen und die Chance hab ich genutzt." Wir betraten das große Atelier und Pia war noch immer am arbeiten, obwohl es schon so spät war.

"Dir steht das Outfit hervorragend, Keira", sagte Pia ohne sich auch nur umgedreht zu haben. "Nur werde ich nicht ganz so schlau daraus, was du hier willst, Louis."

Er trat weiter ins Atelier und ich folgte ihm. "Deinen Ausgang benutzen", rückte er direkt mit der Sprache heraus.

Mit gerunzelter Stirn drehte sie sich um. "Und warum sollte ich gerade dir erlauben ihn zu benutzen?"

Sie sah nicht sehr überzeugt. "Weil ich ihr einen Gefallen tun möchte", antwortete er und schaute mich an.

Skeptisch verengten sich ihre Augen. „Ach ja?", fragte sie ebenso skeptisch wie ihr Gesichtsausdruck offenbarte. „Und was wäre das für ein Gefallen?"

Neben mir wurde Louis nervös. Verunsichert hüpfte er von einem Fuß auf den anderen und schaute verlegen weg. „Das kann ich dir leider nicht sagen", antwortete er ihr dann leise. Jetzt war ich es, die verwundert eine Augenbraue hob. Der coole, toughe Louis schien mir nicht wie ein Junge, der schnell nervös wurde. Vor allem nicht bei so einer lieben Person wie Pia.

„Na wenn das so ist", zuckte Pia gleichgültig mit den Schultern. Louis entspannte sich sichtlich und war bereit einen Schritt auf den Geheimausgang zu zugehen, als Pia scharf hinterher setzte: „Dann kann ich euch auch nicht durch lassen." Sie drehte sich wieder zu ihrer Puppe um und nahm ihre Arbeit wieder auf, die daraus bestand, das Kleid an den richtigen Stellen mit Nadeln abzustecken.

Louis neben mir seufzte bedrückt und seine Schultern sanken wieder nach unten. Anscheinend hatte er nicht erwartet, dass Pia so leicht nachgab.

„Na schön", seufzte er erneut. „Aber du musst mir schwören, dass du es niemanden verrätst. Ich tue das für Keira und ich will nicht, dass sie Ärger bekommt."

Pia hörte mit ihrer Arbeit auf, drehte sich aber nicht zu uns um. „Wenn du schon so anfängst, dann kann es nur etwas sau dämliches sein. Und in diesem Fall müsste ich es wirklich melden." Sie schwieg. Eine Minute, zwei. Dann war sie es die seufzte. „Aber ich will genauso wenig, dass Keira Ärger bekommt wie du." Nun drehte sie sich doch zu uns um. Einschüchternd schritt sie auf Louis zu, bis sie so nah an ihm stand, dass die beiden nur noch von wenigen Zentimetern getrennt wurden. Mit wütend funkelnden Augen bohrte sie ihren Zeigefinger in seine Brust. Ihre Stimme klang bedrohlich als sie weitersprach. Selbst ich wurde von ihrer plötzlichen Aggression eingeschüchtert. „Keira bedeutet mir viel, Louis. Was auch immer du vor hast, wenn euch beiden auch nur ein Haar fehlt wenn ihr zurück kommt, dann werde ich dich auf der Stelle melden, hast du verstanden?"

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