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In der Küche haben ich in einem Schrank noch einige Kekse und Wasserflaschen gefunden. Nach all den Jahrzehnten, die die Besetzer nun auf diesem Planeten herrschen ist nicht mehr viel übrig. 60 Jahre müssten sie nun schon hier leben ... das heißt, wenn das nicht auch eine Lüge war.

Riva kommt gerade die Treppe runter.

„Stimmt es, dass ihr vor 60 Jahren auf der Erde gelandet seid?", frage ich sie, während ich unseren Proviant in einen Rucksack packe, den ich ebenfalls hier gefunden habe.

„Ja. Warum fragst du?"

„Ich würde nur gerne wissen, was denn so alles wahr war von dem, was man uns Menschen all die Jahre erzählt hat und was gelogen." Ich konnte mich gestern Abend beherrschen, nach dem sie mir von der Jagd auf die Menschen erzählt hatte, aber es viel mir schwer. Ich habe sie aus meinem Zimmer geschickt und sie seitdem auch nicht mehr gesehen.

Nun drehe ich mich zu ihr um und bin überrascht. Sie hat wohl einen der Kleiderschränke durchkramt und ihren üblichen weißen Overall gegen eine dunkle Jeans, ein grünes T-Shirt, braune Stiefel und eine braune Wildlederjacke eingetauscht. Außerdem habe ich noch nie gesehen, dass sie ihr graues Haar offen trägt. Mal ganz abgesehen von ihrer hellen Haut, sieht sie so menschlich aus. Man würde nicht sofort draufkommen, dass sie in Wahrheit eine Zarte ist. So gut ihre Tarnung doch ist, hat sie allerdings ein Hacken, der mich zum Schmunzeln bringt.

„Dir ist aber bewusst, dass da draußen 25 Grad herrschen?", frage ich sie und sie zuckt nur mit den Schultern.

„Und?"

„Und was du da trägst, ist nicht so super atmungsaktiv und passt sich auch nicht der Körpertemperatur an wie euer Besetzeroverall. Du wirst da drin an einem Hitzetod sterben. Zieh die Jacke aus und findest du da oben nicht vielleicht noch statt der Stiefel ein Paar Turnschuhe?"

Sie läuft eilig die Treppe wieder hoch und kommt genauso schnell auch wieder herunter. Sie hält zwei Paar Schuhe hoch. Ein Paar Turnschuhe und ein Paar Sandalen.

„Die habe ich auch noch gefunden. Wenn es so warm ist sind offene vielleicht nicht schlecht."

„Aber nicht, wenn wir durch den Wald laufen und womöglich noch wegrennen müssen. Zieh die Turnschuhe an. Ach und stopf die Lederjacke in einen Rucksack. Nachts brauchst du sie möglicher Weise, wenn es kühler wird."

Riva lässt ihre Arme langsam sinken und mustert mich.

„Was ist los?", frage ich sie.

„Du klingst schon wie jemand, der sich mit dem Leben im Wald auskennt. Wie ein Wilder."

Einen Moment halte ich inne und überlege, ob das ein Kompliment oder eine Beleidigung ist. Die Wilden sind nicht so zivilisiert wie wir, doch sie sind dafür besser darin in der Wildnis zu überleben.

„Danke", antworte ich knapp und packe fertig.

Ich habe überlegt Waffen wie Messer und Scheren ein zupacken. Doch ich brauche sie eh nicht. Stattdessen habe ich sie Riva hingelegt, damit sie sie nimmt.

Als sie fertig damit ist, ihren Rucksack zu packen, verlassen wir das alte, verwilderte Haus und machen uns auf den Weg. Wir brauchen unbedingt Nahrung und Wasser. Es wird schon schwer genug sein überhaupt etwas Essbares zu finden, doch noch schwieriger etwas für Riva zu finden. Denn nicht alles was auf der Erde wächst ist für die Besetzer verträglich. Manches kann sogar giftig für sie sein.

Wir folgen einer Straße. Vermutlich sollten wir uns nicht so auffällig zeigen. Auf einer offenen Straße sind wir ein leichtes Zielobjekt. Aber wer oder was hat schon eine Chance gegen mich?

Eulenaugen (Band 2)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt