3. Kapitel

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Nachdem sie endlich erschöpft Zuhause angekommen war, ließ sie sich auf's Sofa fallen. Frustriert stöhnend legte sie den Kopf auf die Lehne des Sofas und ließ alles noch einmal Revue passieren. So ein Mist, jetzt kann ich ihn noch einmal suchen. Immerhin wusste sie nun wer der Verräter war. Die Enttäuschung darüber, dass er entkommen war, machte dies jedoch auch nicht wett. Jetzt frustriert hier herumzusitzen brachte ihr aber auch nichts. Also stand sie auf und ging ins Bad. Trotz der Vorsicht, die sie hatte walten lassen, hatten ihre Klamotten einiges an Blut abbekommen. Sie schälte sich aus den dreckigen Sachen und warf sie auf einen Haufen in die Ecke. Danach stieg sie unter die warme Dusche, um sich das Blut und vor allem die Knochensplitter, aus den Haaren zu waschen. Zusammen mit der Farbe, die immer noch in ihren Haaren war, ergab das eine ekelig rote Flüssigkeit, die da von ihre Kopf kam. Das Zeug verschwand gurgelnd im Abfluss und nach 15 min war dann auch endlich das gesamte Blut abgewaschen. Sie blieb dennoch unter der Dusche stehen. Es fühlte sich einfach bloß sicher und ruhig an, so unter dem heißen Wasser zu stehen und an nichts zu denken. Doch irgendwann endete auch diese kurze sorglose Phase. Und zwar genau in dem Moment, als das heiße Wasser alle war. Mit einem kurzen überraschten Schrei sprang sie unter dem kalten Wasser hervor. Damit hatte sie jetzt nicht gerechnet. Sie machte die Dusche aus und trocknete sich ab, anschließend zog sie sich frische Sachen an. Dann hockte sie sich wieder vor den Fernseher, um sich auf andere Gedanken zu bringen, was nicht wirklich etwas brachte. Die ganze Zeit grübelte sie darüber, was Cole dazu verleitet haben könnte, ihre Truppe zu verraten. Doch beim besten Willen, ihr konnte nichts einfallen. Am Ende beschloss sie, das das einfach keinen Sinn hatte und legte sich schlafen.

Mit einer Mischung aus Knurren und Stöhnen wachte sie am nächsten Tag auf. Sie hatte schlecht geschlafen, was ihr der Schmerzende Rücken bestätigte. Als sie noch klein gewesen war, war in diesem Moment immer ihre Katze Shira aufs Bett gesprungen und hatte ihr ins Ohr gemauzt. Wäre sie nicht so viel unterwegs, hätte sie sich längst eine Katze zugelegt. Ja, ja, hätte, hätte, Fahrradkette. Dachte sie und stand auf. Das alte Bett ächzte, als sie sich aufsetzte und ihr kurz schwarz vor Augen wurde. Es geschah jedes Mal, wenn sie zu schnell aufstand. Nach ein paar Morgenübungen, um ihren Rücken zu entspannen, ging es ins Bad und anschließend machte sie sich Frühstück. Danach beschloss sie, wieder in das Internetcafe zu gehen und erneut Informationen zu suchen, auch wenn sie vorsichtig sein musste. Cole wusste mit Sicherheit das sie überlebt hatte, was ihm bestimmt nicht gefiel.

Der Wind blies ihr kalt ins Gesicht, als sie sich auf den Weg machte. Über Nacht waren die ersten Schneeflocken gefallen und eine dünne Schneeschicht überzog den Boden der Nebengassen. Auf den Hauptstraßen war der Schnee beiseite geschoben worden und türmte sich nun in kleinen, dreckigen Haufen am Wegesrand. Der graue schwarze Matsch schmatze, während die darüber lief und an einer Fußgängerampel stehen blieb. Ihre Hände hatte sie in die Manteltaschen gesteckt, als sie zügig über die Straße lief und kurz darauf das Gebäude betrat. Wie sich jedoch herausstellen sollte, brachte die Suche im Internet nicht viel. Offenbar hatte er seine Spuren noch besser verwischt, wie sie gedacht hatte. Das hieß, anderweitig Informationen beschaffen. Illegal, zum Beispiel. Dazu brauchte sie nur etwas Geld. Beim Verlassen des Internetcafes fiel ihr auf, dass es schon dunkel geworden war. Dennoch hatte sie vor, die Infos die sie brauchte noch heute zu beschaffen. Sie musste sich beeilen, bevor Cole noch das Land verließ. Also bog sie ausnahmsweise mal Nachts in eine Nebenstraße ein. Und zwar eine ganz bestimmte. Hier hatte sich ihre Truppe schon damals Informationen beschafft und ihr Gesicht war bekannt. Einige der Drogendealer und Ausweisfälscher, die an den Wänden lehnten und sie unter Kapuzen hervor betrachteten, kannte sie sogar noch. Insgesamt gab es in der Gasse kaum Licht und man sah nur ab und zu ein paar Gestalten hin und her huschen. Eine Gasse weiter war es da schon etwas geschäftiger, verschiedenste Drogen wurden hier offen herumgereicht und an jeder Ecke wurden illegale Geschäfte getätigt. Falls sich ein Tourist hierher verirrte war er so gut wie tot, denn jedes unbekannte Gesicht wurde hier einfach umgelegt. Die Polizei war dagegen machtlos, das hatten ihre Versuche gezeigt, dies zu beenden. Als sie in eine weitere kleine Gasse einbog, um die Person zu finden, die sie suchte, fiel ihr eine kleine, zusammengekauerte Gestalt an der Wand auf. Doch sie ignorierte den Schatten, der wahrscheinlich eh nur ein Obdachloser war, und ging weiter.

Shattered Fates - IntertwinedWo Geschichten leben. Entdecke jetzt